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Bundesliga-Serie: Harry Kane, Thomas Tuchel und die Zeitenwende beim FC Bayern

Bundesliga-Serie

Harry Kane, Thomas Tuchel und die Zeitenwende beim FC Bayern

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    Der teuerste Bundesliga-Spieler aller Zeiten: 100 Millionen Euro gab Bayern München mit dem Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen für Harry Kane aus.
    Der teuerste Bundesliga-Spieler aller Zeiten: 100 Millionen Euro gab Bayern München mit dem Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen für Harry Kane aus. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Das Imperium schlägt zurück: Selten war beim FC Bayern in einer Sommerpause so viel Bewegung im Kader, selten wurde so viel ausgegeben. Das erhöht aber auch den Druck auf alle Beteiligten.

    Was ist alles neu beim FC Bayern?

    Vieles – auch wenn manches schon mal da war. Nach dem Aus von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic trat die alte Riege um Uli Hoeneß und Karlheinz Rummenigge wieder in die erste Reihe. Die beiden stehen dem "Ausschuss Sport" vor, der in diesem Sommer die Transfers voranbringen soll. Jan-Christian Dreesen hatte seinen Abschied vom Verein schon bekannt gegeben, ist nun als Vorstandschef der neue Mann und Nachfolger seines einstigen Kontrahenten Kahn. Sobald der neue, von RB Salzburg verpflichtete

    Der FC Bayern München hat Tottenham Hotspur in den Verhandlungen um Wunschstürmer Harry Kane angeblich eine Frist gesetzt.
    Der FC Bayern München hat Tottenham Hotspur in den Verhandlungen um Wunschstürmer Harry Kane angeblich eine Frist gesetzt. Foto: John Walton/Press Association, dpa (Archivbild)

    Was bedeutet der Kane-Transfer?

    Aus sportlicher Sicht: Dass es ohne einen echten Mittelstürmer nicht geht. Der Versuch aus der Vorsaison, Lewandowski im Kollektiv aufzufangen, gilt als gescheitert. Uli Hoeneß bezeichnete einen Stoßstürmer als "lebensnotwendig" und verwies darauf, dass selbst Pep Guardiola als Erfinder der falschen Neun erst dann die Champions League gewann, als er mit Haaland einen echten Neuner hatte. Zudem ist Kanes Verpflichtung eine Ansage an die Konkurrenz: Mit ihm kommt der Kapitän der englischen Nationalmannschaft nach München, ein Weltstar erster Klasse. Das wichtigste Signal, das von dem Transfer ausgeht, ist aber Folgendes:

    Der FC Bayern zeigt, dass er ab sofort auch im ganz großen Transfer-Geschäft mitspielt. Lange Zeit sah die Strategie der Münchner aus, keine solchen Summen auszugeben. Noch im Januar 2019 hatte der Ehrenpräsident gesagt: "Ich möchte keinen Spieler für 100 Millionen Euro kaufen, auch wenn ich sie hätte. Dafür ist mir das Geld zu schade." Nun sind die 50 Millionen Euro, die der Verein für Min-jae Kim ausgab, schon kaum mehr der Rede wert. Was nun passiert, ist nichts weniger als eine Zeitenwende – auch wenn Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen bei der Vorstellung von Kane betonte: "100 Millionen Euro sind nicht das new normal bei uns." Sehr wohl allerdings sei der FC Bayern bereit, sich bis an die Decke zu strecken, wenn er von einer Sache überzeugt sei. In vergangenen Zeiten hörte sich das schon mal anders an.

    Was ist mit Manuel Neuer?

    Eine der zentralen Fragen vor der neuen Bayern-Saison. An der Säbener Straße sind sie sich einig, dass auch die Absenz des Nationalkeepers ein gewichtiger Grund für die Horror-Rückrunde war. Ob und wann genau er fit wird, ist aber beim FCB fast schon eine Art Staatsgeheimnis geworden. Ein neuer Keeper soll kommen, der Neuer vertreten kann – Yann Sommer wurde gewogen und als zu leicht befunden. Die Suche der Bayern nach einem Torwart, der Neuer bis zu dessen Rückkehr ersetzen soll, wird immer fieberhafter: Zuerst stand der zu Arsenal gewechselte David Raya im Fokus, dann der zu Real verliehene Kepa, nun soll Stefan Ortega das Ziel der Begierde sein. Das eigentliche Problem steht der Führung der Bayern aber noch bevor: Wie verabschiedet man den ehemaligen Welttorhüter, der am Ende der Saison 38 Jahre sein wird, ideal in den Ruhestand – und wer soll ihn dauerhaft ersetzen?

    Wie wird sich das Gesicht der Mannschaft noch verändern?

    Hier kann sich bis zum Transferschluss am 1. September noch einiges tun. Dass nach den Eindrücken der vergangenen Saison selbst Führungsspieler wie Joshua Kimmich nicht unverkäuflich sind, soll ein Signal an die gesamte Mannschaft sein. Einige Säulen der vergangenen Jahre stehen zur Disposition: Rechtsverteidiger Pavard will weg, doch der Wunschspieler Kyle Walker erteilte dem FCB eine Absage. Leon Goretzka, eine Identifikationsfigur früherer Jahre, wird von Trainer Tuchel heftig angezählt und darf gehen. Ein neuer, rein defensiv orientierter zentraler Mittelfeldspieler wird nach Ansicht Tuchels noch dringend benötigt.

    Thomas Tuchel, Trainer des FC Bayern München.
    Thomas Tuchel, Trainer des FC Bayern München. Foto: Shuji Kajiyama/AP, dpa

    Wie ist die Rolle von Trainer Thomas Tuchel?

    Tuchel hat einen der schlechtesten Starts aller Bayern-Trainer hingelegt. In seinen bisherigen 13 Spielen kam der FCB auf einen Punkte-Schnitt von 1,54, nur der nach einem halbe Jahr entlassene Sören Lerby war 1991/92 schlechter. Der 49-Jährige ist bislang mit einer Machtfülle ausgestattet, wie sie seit Pep Guardiola kein Coach mehr in München hatte. Die Bayern-Führung setzt auf Tuchel, erwartet aber auch schnell bessere Ergebnisse. Und eines ist klar: Die Meisterschaft und der Pokal reichen in München schon lange nicht mehr. Liefert der für viel Geld runderneuerte FC Bayern unter Tuchel nicht, könnte sich auch für ihn der Wind schnell drehen. Einen ersten Vorgeschmack gibt es aktuell bereits.

    Welche Rolle spielt die 0:3-Packung im Supercup gegen Leipzig?

    Die Partie sollte den Startschuss für eine neue Euphorie geben: Kane endlich da, erster Titel der Saison wieder da, das bayerische Mia-san-mia-Selbstverständnis wieder da. Das Gegenteil war bekanntlich der Fall, die Bayern knüpften an die Horrorvorstellungen der Vorsaison an und Tuchel attackierte seine Mannschaft: Kane müsse den Eindruck haben, das Team habe "vier Wochen lang nicht trainiert". Nun gehe es darum, sich an den neuen Mittelstürmer anzupassen, nicht umgekehrt. Beim Restkader dürften solche Aussagen nicht besonders gut ankommen, zumal sich Tuchel mit seiner Kritik fast ausschließlich an die Spieler richtet. Dass auch er in seiner Zeit in München es nicht geschafft hat, dem Team eine funktionierende Struktur zu geben, ist offensichtlich. Schon vor dem Start der Liga ist die Stimmung explosiv.

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