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Analyse: Nagelsmann-Aus beim FC Bayern: Irgendwann muss auch mal Schluss sein!

Analyse

Nagelsmann-Aus beim FC Bayern: Irgendwann muss auch mal Schluss sein!

Tilmann Mehl
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    Nach nicht einmal zwei Jahren ist für Julian Nagelsmann schon wieder Schluss beim FC Bayern.
    Nach nicht einmal zwei Jahren ist für Julian Nagelsmann schon wieder Schluss beim FC Bayern. Foto: Marius Becker, dpa

    Was hätte er denn auch anderes sagen sollen? Die Wahrheit etwa? Ein Teil dieser Ausführungen hätte wohl die Bevölkerung verunsichert. Zumindest den Teil, der es mit dem FC Bayern hält. Also sagte Herbert Hainer, was man als Präsident eben so sagt, wenn man nach der Jobsicherheit des Trainers gefragt wird: "Die Trainerdiskussion zwischendurch kam von außen, die haben nicht wir vom Zaun gebrochen", wurde er noch am Montag im Kicker zitiert. Vielmehr plane der Bayern mit Julian Nagelsmann langfristig, was der Klub "mit einem Fünfjahresvertrag dokumentiert" habe. Damit sind die Münchner zweifelsohne ihrer Dokumentationspflicht nachgekommen, mehr als eine Absichtserklärung ist so ein Trainer-Vertrag ja aber ohnehin nicht.

    Das wusste Nagelsmann freilich in der schnöden Theorie schon, als er vor nicht einmal zwei Jahren seinen Kontrakt in München unterschrieb. Nun allerdings kommt es viel früher als angenommen zur praktischen Umsetzung im Fach Auflösungsvereinbarung. Am Freitag nämlich informierten die Münchner ihren bisherigen Trainer, dass er nicht mehr der künftige Trainer sein wird. Dass die Bayern ihn zum jetzigen Zeitpunkt austauschen würden, kam selbst für Experten überraschend. Selbstverständlich hatte die Leistung gegen Bayer Leverkusen zuletzt glauben lassen, dieses Team gehe nur dann an seine Grenzen, wenn es unmittelbar um Trophäen geht. Gegen Leverkusen aber geht es eigentlich nie um etwas. Diesmal allerdings um Nagelsmanns Job.

    Oliver Kahn hatte Julian Nagelsmann den Rücken gestärkt

    Dabei hatte Oliver Kahn noch vor dem Rückspiel in der Champions League gegen Paris gesagt, dass man die Trainerleistung nicht allein von einem Spiel abhängig mache. Da war noch spekuliert worden, dass dem Trainer bei einem Aus gegen PSG selbiges beim FC Bayern droht. Im Umkehrschluss ist nun davon auszugehen, dass nicht einzig die Niederlage in Leverkusen verantwortlich für die Trennung ist.

    Ganz offensichtlich sahen sie in der Führungsetage des FC Bayern den Erfolg akut gefährdet. Seit der WM-Pause hat die Mannschaft zehn Punkte weniger geholt als Borussia Dortmund. Dortmund! Jener Rivale, für den Uli Hoeneß in den vergangenen zehn Jahren das Fernglas vor die Augen führte. Und nun kann am Samstag in einer Woche möglicherweise im direkten Duell eine Vorentscheidung um die Meisterschaft fallen – allerdings nicht für die Bayern. Da werden sie dann schon pingelig an der Säbener Straße. Ein bisschen mit dem Longboard auf dem Trainingsgelände rumzufahren, mag noch als jugendlicher Spleen des Trainers durchgehen. Auch gegen die Beziehung mit einer Reporterin der Bild  lässt sich nichts sagen. Der liebe Gott liebt jedes Kind, ist sich Franz Beckenbauer sicher. Und natürlich liebt er auch jede Frau und generell: Mei, wo die Liebe hinfällt. Leben und leben lassen. Aber irgendwann ist dann halt schon Schluss. Bei Platz zwei beispielsweise.

    Dass die Münchner in diesen niederen Gefilden der Tabelle platziert sind, ist ja tatsächlich eine Merkwürdigkeit, schließlich wirkt der Kader so ausgeglichen und hochklassig wie selten konzipiert. Lediglich an einem Stürmer von Weltformat fehlt es nach dem Abgang von Robert Lewandowski. Aber der – also der Stürmer von herausragender Klasse – ist auch im Kader der Dortmunder nicht zu finden.

    Am Ende überwog die Skepsis der Bosse. Klar, sie haben das wohl größte Trainer-Talent des deutschen Fußballs an der Seitenlinie. Unter Nagelsmann reifte Jamal Musiala zu einem internationalen Star. Er hat in Josip Stanisic einen Spieler aus der eigenen Jugendabteilung in die Profi-Mannschaft integriert. Die Mannschaft ist taktisch variabler als noch unter Hansi Flick. Aber sie ist eben nur Zweiter. Sie wirkt nicht als Einheit. Auch Nagelsmann vermochte es nicht, Leroy Sané oder Serge Gnabry zu konstanten Leistungen zu verhelfen. Außerdem war gerade dieser Trainer zu haben, der im Unfrieden aus Dortmund schied. Der muss ja den richtigen Charakter haben.

    Auch Thomas Tuchel gilt nicht als Menschenfänger

    Die Bayern waren bereits 2018 an Thomas Tuchel interessiert, Uli Hoeneß aber konnte dem Asketen wenig abgewinnen. Die Münchner entschieden sich für Niko Kovac. Tuchel ging nach Paris, gewann anschließend die Champions League mit dem FC Chelsea. Hoeneß ist weg, Tuchel kommt. Als Menschenfänger gilt auch er nicht, allerdings kommt er mit Erfahrungen bei Spitzenvereinen, die Nagelsmann in München machen musste. Die Münchner wiederum dürfen sich fortan fragen, wo das Vertrauen in Nagelsmann genau verloren gegangen ist. Sie hatten es sich ja wirklich vorgenommen, lange mit ihm zusammenzuarbeiten. Nicht einmal für den FC Bayern sind die 20 Millionen Euro Ablöse, die an Leipzig für den Coach zu entrichten waren, eine Kleinigkeit. Wer nach nicht einmal zwei Jahren seiner fünfjährigen Vertragslaufzeit entlassen wird, darf sich zumindest über eine üppige Abfindung freuen. Das alles für gerade mal eine Meisterschaft?

    Salihamidzic kann sich zugutehalten, viele Wünsche Nagelsmanns erfüllt zu haben. Der Kader wurde umstrukturiert, selbst bei der Gestaltung des Trainingsplatzes wirkte der Trainer mit. Die Unterstützung des Trainers gipfelte in der Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic und somit dem engsten Vertrauten von Manuel Neuer. Gerade zwei Monate liegt diese Episode zurück. Zwei Monate, in denen Vertrauen schwand. Der häufigste Grund für Trennungen.

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