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Uli Hoeneß-Rückkehr: Presse: "Was ist der FC Bayern für eine provinzielle Klitsche?"

Uli Hoeneß-Rückkehr

Presse: "Was ist der FC Bayern für eine provinzielle Klitsche?"

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    "Als moralische Instanz wird sich Uli Hoeneß abseits des Fußballs nie mehr inszenieren können. Doch für den 64-Jährigen ist ohnehin genug zu tun."
    "Als moralische Instanz wird sich Uli Hoeneß abseits des Fußballs nie mehr inszenieren können. Doch für den 64-Jährigen ist ohnehin genug zu tun." Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Uli Hoeneß übernimmt wieder das Kommando beim FC Bayern. Im November kann er gewählt werden - neun Monate nach seiner Entlassung aus der Haft wegen Steuerhinterziehung. Was die deutschen Medien dazu schreiben - hier die Pressestimmen:

    Hoeneß ist streitbar – und das ist gut. Er ist in der Lage, notwendige Diskussionen über die immer weiter grassierende Kommerzialisierung anzustoßen. Ihm nimmt man ab, dass er nicht nur zum Wohle seines Vereines handelt, sondern auch auf gesellschaftspolitische Aspekte Rücksicht nimmt. Dass er dabei emotionaler auftritt als Rummenigge oder sein biederer Vertreter Karl Hopfner, ist der Sache dabei zuträglich. Augsburger Allgemeine (Den kompletten Kommentar unserer Zeitung lesen Sie hier.)

    Bescheidenheit war nie die Sache des "Mia san Mia"-Klubs Bayern München. Doch die trotzige Selbstverständlichkeit, mit der Uli Hoeneß nun zurück ins Präsidentenamt drängt, fällt unter die Rubrik peinliche Egozentrik. Badische Neueste Nachrichten

    Aufgrund seiner Verdienste für den Klub bekam der mittlerweile 64-Jährige, der die "Mia-san-mia"-Mentalität geprägt hat wie kein Zweiter, auch nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung die volle Rückendeckung seiner langjährigen Vertrauten. Getreu dem Motto: Der Uli hat sich immer uns gekümmert, jetzt kümmern wir uns um ihn - mia san Uli eben. Die Familie lebt. Wirklich weg war Hoeneß nie. Selbst aus der Haft heraus soll er beratend tätig gewesen sein. Dennoch: Die Risse in seiner Reputation sind auch nach verbüßter Strafe geblieben. Damit muss Hoeneß leben. Bei einem großen Wirtschaftskonzern oder in der Politik wäre ein Comeback als Führungskraft wohl unmöglich gewesen. Jetzt ist es am Bayern-Macher, seine zweite Chance zu nutzen. Mannheimer Morgen

    Hoeneß stolperte nicht, er stürzte. Zockergeschäfte an der Börse mit unversteuerten Millionen brachten ihn ins Gefängnis. Es gab Zeitgenossen, die hätten ihn dafür am liebsten lebenslang von aller Öffentlichkeit ausgesperrt. Indes ist Hoeneß den bitteren Weg des reuigen Ersttäters gegangen. Er akzeptierte die Strafe, stellte sich dem Vollzug und überstand ihn anscheinend einigermaßen unbeschadet - der Resozialisierung stand da nichts mehr entgegen. Sein Comeback testet letztlich nur noch die wünschenswerte gesellschaftliche Normalität. Es sollte nicht mit der Rehabilitation von Steuerhinterziehung verwechselt werden.  Badische Zeitung

    Das ist Uli Hoeneß

    Geburtstag: 5. Januar 1952 in Ulm

    Während seiner Profi-Laufbahn war Hoeneß meist als Mittelfeldspieler oder Außenstürmer aktiv.

    Er spielte für folgende Vereine: FC Bayern München (1970 bis 1978);  1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

    In 250 Bundesligaspiele erzielte er 86 Tore, in 35 Länderspielen fünf Tore

    Karriereende wegen chronischer Knieverletzung 1979, danach bis 2009 Manager des FC Bayern. Vom 27. November 2009 bis 14. März 2014 Bayern-Präsident. Seit 25. November 2016 wieder Präsident.

    Spieler-Titel: Europameister 1972, Weltmeister 1974, dreimal Europapokalsieger der Landesmeister 1974 bis 1976, dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger 1976, Olympia-Teilnehmer 1972

    Manager-Titel: Champions-League-Sieger 2001, UEFA-Cup-Sieger 1996, 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger 2001

    Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010 und 2013, DFB-Pokalsieger 2010 und 2013, Champions-League-Sieger 2013, Sieger europäischer Super-Cup 2013, Sieg Club-WM 2013

    Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    Dass Hoeneß in München wieder wie ein Messias empfangen wird, ist auch der tiefen Sehnsucht nach jenem volksnahen, bodenständigen FC Bayern geschuldet, den der Ex-Profi jahrzehntelang mit legendärer "Mia san mia"-Mentalität geprägt hat:, erst als gewiefter Manager, dann als präsidialer Patriarch. Der immer etwas hölzern und unnahbar wirkende westfälische Businessman Karl-Heinz Rummenigge konnte die charismatische Lücke, die Hoeneß' Auszeit gerissen hatte, nie ausfüllen. Nürnberger Zeitung

    Zu dreieinhalb Jahren Haft war Hoeneß verurteilt. Steuerhinterziehung in zweistelliger Millionenhöhe. Der Manager eines mittleren Unternehmens hätte bei geringerer Schuld sicher größere Probleme mit seiner Rehabilitierung. Aber die Bayern sind halt die Bayern. Und der Uli ist ein Idol. Mitteldeutsche Zeitung

    In der freien Wirtschaft wäre so eine Rückkehr vermutlich wesentlich schwerer vertretbar, aber ein Fußballverein darf sich an der Stimmung an der Basis orientieren. Hoeneß ist schon immer ein Mann des Volkes gewesen. Und wenn die Klubanhänger jubeln, werden die Mitglieder im Aufsichtsrat, obwohl sie DAX-Konzernen vorstehen, nicht den Daumen senken. Nicht alle in der Republik werden das so sehen, und eines ist auch klar: Als moralische Instanz wird sich Hoeneß abseits des Fußballs nie mehr inszenieren können. Doch für den 64-Jährigen ist ohnehin genug zu tun. Der FC Bayern hat sich in seiner Abwesenheit von der Basis entfernt, die Fans erhoffen sich nun eine Kurskorrektur. Das ist eine Aufgabe, an der er sich messen lassen muss.Münchner Merkur

    Im Februar aus dem Knast, im November wieder Präsident des FC Bayern. Der Manager eines mittleren Unternehmens hätte bei geringerer Schuld sicher größere Probleme mit seiner Rehabilitierung. Aber die Bayern sind halt die Bayern. Und der Uli ein Idol. Aber vielleicht kann der Fall Hoeneß ja Schule machen. Dann hätte die bayerische Old-Boys-Nummer wenigstens ihr Gutes. Eine Frage bleibt jedoch jenseits juristischer Grundsatzerwägungen: Was ist der Weltverein FC Bayern für eine provinzielle Klitsche, dass er ohne den Seniorchef nicht auskommen kann? Kölner Stadt-Anzeiger

    Die Bayern verdanken ihre Siege - in sportlicher wie in finanzieller Hinsicht - weder einem Scheich noch einem russischen Oligarchen. Sondern Uli Hoeneß. 30 Jahre lang war Hoeneß Manager des FC Bayern, fünf Jahre lang Präsident. Franck Ribéry hat recht, wenn er sagt: "Uli ist das Herz der Bayern." Dass Hoeneß im November dieses Jahres nun wieder zum Präsidenten gewählt werden wird, ist deshalb folgerichtig und keine noble Geste gegenüber einem ehemaligen Strafgefangenen, sondern eine in jeder Hinsicht durchdachte Entscheidung. Denn Hoeneß ist ja nicht (nur) kalter Stratege, sondern vor allem ein Patriarch, der eine erfolgreiche Aktiengesellschaft zusammenhält und ihr ein menschliches Gesicht verleiht.Der Tagesspiegel

    Natürlich ist Hoeneß geeignet, dieses Ehrenamt erneut zu übernehmen. Nüchtern betrachtet dürfte kaum ein Ex-Häftling eine bessere Sozialprognose haben als dieser geläuterte 64-Jährige. Wer den FC Bayern kennt, weiß, dass der familiäre Charakter, der den Club trotz all der Stars und ihrer Millionen seit Jahrzehnten ausgezeichnet hat, zuletzt etwas verloren gegangen ist. Hoeneß' Rückkehr ist gut für die Bayern-Familie, gut für die Bundesliga - und gut für ihn selbst. Die Heimkehr sei ihm gegönnt. Und er darf auch gerne wieder poltern und toben. Langweiler gibt es in dieser Branche genug. Schwäbische Zeitung

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