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Uli Hoeneß: Erster Auftritt nach Steuer-Affäre: "Dieser Sieg ist auch für ihn"

Uli Hoeneß

Erster Auftritt nach Steuer-Affäre: "Dieser Sieg ist auch für ihn"

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    "Mia san mia": Das Selbstbewusstsein des Uli Hoeneß wird derzeit auf eine harte Probe gestellt.
    "Mia san mia": Das Selbstbewusstsein des Uli Hoeneß wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Foto: Marc Müller, dpa

    Klar, dass die Kameras immer wieder zur VIP-Tribüne schwenken würden. Klar, dass die Fragen in der Mixed Zone an die Spieler kommen würden. Und klar, dass es vor und nach dem Spiel ein bestimmendes Thema werden würde.

    Die Steueraffäre um Uli Hoeneß war am Dienstagabend klar Gesprächsthema Nummer zwei - hinter der Bayern-Gala, aber noch vor dem Götze-Transfer. Es war der erste offizielle Auftritt des Süddeutschen Zeitung, die wenige Stunden vor dem Anpfiff des Champions-League-Halbfinales von einer vorläufigen Festnahme von Hoeneß im März dieses Jahres berichtet hatte.

    Dabei gab es an diesem Abend auch reichlich Unterstützung für Uli Hoeneß, vor allem von seinen alten Weggefährten. Franz Beckenbauer war seinem Nachfolger vor der Partie noch mit überraschend deutlichen Worten beigesprungen. "Uli Hoeneß ist kein Betrüger, da ist ihm irgendein Fehler unterlaufen, das kann sein", sagte Beckenbauer im TV-Sender Sky Sport News HD. "Ich halte zu ihm, immer, ganz gleich was passiert, das habe ich ihm auch gestern auf Band gesprochen."

    Steuerhinterziehung, Steuerflucht und Steueroasen

    Bei Steuerhinterziehung drohen Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. In besonders schweren Fällen können es sogar bis zu zehn Jahre sein. Laut Bundessteuerberaterkammer verjährt Steuerhinterziehung in schweren Fällen erst nach zehn Jahren.

    Bei Selbstanzeige bleiben nach dem Schwarzgeldbekämpfungsgesetz von 2011 nur noch Hinterziehungsbeträge bis 50.000 Euro pro Vorgang straffrei.

    Bis 100.000 Euro kann von einer Strafe dann abgesehen werden, wenn der Betroffene neben den Verzugszinsen von 0,5 Prozent pro Monat einen Zuschlag von fünf Prozent auf die hinterzogenen Steuern zahlt.

    Wer sich wegen Steuerhinterziehung selbst anzeigt, bleibt aber nur dann straffrei, wenn die Behörden von dem Fall bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts wussten - und es sich um maximal 100 000 Euro handelt.

    Sind die Ermittlungen bereits im Gang, ist der Zug für den Steuersünder abgefahren. Bis dahin räumt das Gesetz die Möglichkeit ein, dem Finanzamt die nicht-erklärten Einkünfte nachzumelden. Dann aber vollständig.

    Als Steueroasen werden Länder bezeichnet, die keine oder nur sehr niedrige Steuern auf Einkommen oder Vermögen erheben - und Anlegern Anonymität und Diskretion versprechen.

    Besonders für Anleger, die in ihrem Heimatland höhere Steuersätze zahlen müssten, sind Steueroasen attraktiv. Die Staaten sind oft klein und wohlhabend, werden meist von stabilen Regierungen geführt und bemühen sich häufig um Investitionen aus dem Ausland.

    Vielfach geht es um autonome Inselstaaten, weshalb häufig von "Offshore" die Rede ist. Oft genannt werden die Britischen Jungferninseln die Kaimaninseln, die Cookinseln und Samoa, die Seychellen sowie Hongkong, Singapur und Panama.

    Unternehmen gründen oder kaufen für ihre Auslandsgeschäfte beispielsweise Tochterunternehmen, deren Gewinne im Niedrigsteuerland gehalten und wieder investiert werden. Oft erschweren komplexe Unternehmensgliederungen den Behörden die Ermittlungen.

    Nach Schätzungen der Deutschen Steuergewerkschaft (DStG) umfasst das weltweite Hinterziehungsvolumen allein für deutsche Steuerhinterzieher rund 400 Milliarden Euro. Hiervon dürften laut DStG allein 150 Milliarden Euro auf die Schweiz entfallen.

    Nicht alle Methoden, die deutschen Steuerbehörden zu umgehen, sind illegal. Wer etwa seinen Wohnsitz ins Ausland verlegt, kann privates Einkommen in ein ausländisches Niedrigsteuerland verlagern, ohne sich strafbar zu machen.

    Auch International tätige Konzerne können ihre Gewinne legal auf die Tochterunternehmen verteilen, so dass ein möglichst geringes Steueraufkommen anfällt.

    Strafbar macht sich aber, wer dem Finanzamt seine Geldanlagen in Überseegebieten verschweigt, seinen Wohnsitz aber in Deutschland hat und dort auch sein Einkommen versteuern müsste.

    Uli Hoeneß – Stationen einer Karriere, Stationen eines Lebens

    Geburtsort: Ulm

    Spieler: Mittelfeldspieler, Stürmer Stationen: FC Bayern München (1970 bis 1978), 1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

    250 Bundesligaspiele (86 Tore) 35 Länderspiele (5 Tore)

    Spieler-Titel: Europameister (1972), Weltmeister (1974), dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 –1976), dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (1976), Olympia-Teilnehmer, 72

    Manager: 1979 beendet Hoeneß seine Fußballkarriere wegen chronischer Kniebeschwerden. Danach ist er bis 2009 Manager

    Manager-Titel: Champions-League-Sieger (2001), UEFA-Cup-Sieger (1996), 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (2001)

    Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010, DFB-Pokalsieger 2010

    Auszeichnungen: Unternehmer des Jahres (1999), Bayerischer Sportpreis (2006), Bambi (2009)

    Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder

    Ermittlungen: Im April 2013 wurde bekannt, dass sich Hoeneß wegen möglicher Steuerhinterziehung selbst angezeigt hat

    Im März 2014 wurde Hoeneß zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er entschloss sich, keine Revision einzulegen und trat von allen FC-Bayern-Ämtern zurück.

    Erleichterung bei Uli Hoeneß im Februar 2016: Der ehemalige Bayern-Präsident wird vorzeitig aus der Haft entlassen.

    Wie auch immer es in Uli Hoeneß an diesem Abend ausgesehen haben mochte - er ließ es sich nicht anmerken. Gegen 19.45 Uhr fuhr der Bayern Chef in seinem schwarzen Audi vor der Allianz-Arena vor, streifte sich sein schwarzes Sakko über und legte sich den rot-weißen Fanschal über die Schultern. Alles wie immer. Nur Kommentare gab es keine. Anschließend gab es im VIP-Bereich ein bisschen Smalltalk mit Bruder Dieter, Ex-Bayern-Star Bixente Lizarazu und Ex-Innenminister Otto Schily.

    Später nahm Hoeneß seinen Platz auf der Tribüne ein, hielt brav den roten Karton für die Choreo hoch, klatschte ab und jubelte gewohnt ausgelassen über die vier Treffer seiner Mannschaft. Für zwei Stunden, so schien es, war das Leben des Uli Hoeneß unbeschwert. Das Pokerface sitzte.

    Arjen Robben: Sieg war auch für Uli Hoeneß

    Wie sehr die Affäre jedoch am "Famielenbetrieb" FC Bayern nagt, sah man an Karl-Heinz Rummenigge. "Ich muss eins sagen: Erstmal Uli Hoeneß ist mein Freund, das ist sehr wichtig. Uli Hoeneß ist für den

    Die Angestellten hingegen hielten sich erwartungsgemäß zurück. "Das ist ein Thema, das für uns Spieler schwer zu analysieren ist. Wir sind da ganz weit weg. Natürlich verfolgt man es, aber das hat jetzt nichts mit Fußball zu tun", sagte Doppeltorschütze Thomas Müller nach dem Spiel. Arjen Robben wurde deutlicher: "Dieser Sieg ist auch für ihn."

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