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Steuerbetrug: Hoeneß muss Gefängnisstrafe befürchten

Steuerbetrug

Hoeneß muss Gefängnisstrafe befürchten

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    Bayern-Boss Uli Hoeneß grillt wegen einer verlorenen Wette Würstchen für die Fans. Jetzt geht es wohl auch für ihn selbst um die Wurst.
    Bayern-Boss Uli Hoeneß grillt wegen einer verlorenen Wette Würstchen für die Fans. Jetzt geht es wohl auch für ihn selbst um die Wurst. Foto: Andreas Gebert/Archiv, dpa

    Nach einer Selbstanzeige wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung in Millionenhöhe liegt das Schicksal des FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß in den Händen der Justiz. Hoeneß steht im Verdacht, ein Schweizer Nummernkonto betrieben zu haben, auf dem sich laut Medienberichten mehrere Millionen Euro befunden haben sollen. Hoeneß und die Münchner Staatsanwaltschaft äußerten sich nur knapp zu den Ermittlungen.„Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht“, sagte Hoeneß dem Focus. Er räumte lediglich die Existenz eines Schweizer Kontos ein, ohne nähere Angaben zu machen. Laut Medienberichten durchsuchten Ermittler Mitte März das Privatanwesen von Hoeneß, der auch als Wurstwaren-Fabrikant erfolgreich ist, am Tegernsee.

    Entscheidend ist, ob Uli Hoeneß kurz vor der Entdeckung stand

    Zitate von und zu Uli Hoeneß

    «Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.» (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)

    «Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser.» (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner»)

    «In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen.» (Hoeneß 2012 in der Zeitung «Die Welt»)

    «Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt.» (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow «Günther Jauch»)

    «Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten.» (Hoeneß im Februar 2011 im «Hamburger Abendblatt»)

    «Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?» (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

    «Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum.» (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

    «Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.» (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

    «Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!» (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

    «Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager.» (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

    «Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern.» (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)

    «Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen.» (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

    Nach Ansicht von Experten könnte Hoeneß trotz Selbstanzeige eine Gefängnisstrafe drohen, falls sie die Münchner Staatsanwaltschaft am Ende ihrer Überprüfung für nicht ausreichend hält. „Entscheidend wird sein, wie im Fall Hoeneß die juristischen Einzelheiten aussehen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, unserer Zeitung. „Wenn eine Selbstanzeige wirksam ist, führt sie zu einer völligen Straffreiheit“, betonte er. Allerdings sei dafür entscheidend, ob Hoeneß kurz vor der Entdeckung stand und ob er wirklich sämtliches Vermögen offenbare. „Falls die Sache mit der Selbstanzeige schiefgeht, stellt sich massiv die Frage einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung“, fügte Eigenthaler hinzu. Der frühere Finanzamtschef verwies dabei auf den Bundesgerichtshof, der vergangenes Jahr entschied, dass bei über einer Million Euro hinterzogener Steuern in der Regel eine Haft- statt einer Bewährungsstrafe verhängt werden müsse.

    Der Bayern-Präsident hat auf das Steuerabkommen mit der Schweiz gesetzt

    Der Stern hatte bereits Mitte Januar, ohne Hoeneß’ Namen zu nennen, berichtet, dass ein Bundesliga-Spitzenvertreter bei der Schweizer Privatbank Vontobel zwischen den Jahren 2000 und 2009 Wertpapiere und Barvermögen im Wert von 600 bis 800 Millionen Franken geheim geparkt habe. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung soll es sich dabei aber nicht um das Vermögen von Hoeneß gehandelt haben. Hoeneß erklärte, er habe auf das geplante Steuerabkommen mit der Schweiz gesetzt, das anonyme Steuernachzahlungen vorsah. Steuerfahnder-Vertreter Eigenthaler begrüßte dagegen, dass das Abkommen an der SPD im Bundesrat gescheitert sei, „weil es die ehrlichen Steuerzahler benachteiligt hätte“.

    Uli Hoeneß – Stationen einer Karriere, Stationen eines Lebens

    Geburtsort: Ulm

    Spieler: Mittelfeldspieler, Stürmer Stationen: FC Bayern München (1970 bis 1978), 1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

    250 Bundesligaspiele (86 Tore) 35 Länderspiele (5 Tore)

    Spieler-Titel: Europameister (1972), Weltmeister (1974), dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 –1976), dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (1976), Olympia-Teilnehmer, 72

    Manager: 1979 beendet Hoeneß seine Fußballkarriere wegen chronischer Kniebeschwerden. Danach ist er bis 2009 Manager

    Manager-Titel: Champions-League-Sieger (2001), UEFA-Cup-Sieger (1996), 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (2001)

    Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010, DFB-Pokalsieger 2010

    Auszeichnungen: Unternehmer des Jahres (1999), Bayerischer Sportpreis (2006), Bambi (2009)

    Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder

    Ermittlungen: Im April 2013 wurde bekannt, dass sich Hoeneß wegen möglicher Steuerhinterziehung selbst angezeigt hat

    Im März 2014 wurde Hoeneß zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er entschloss sich, keine Revision einzulegen und trat von allen FC-Bayern-Ämtern zurück.

    Erleichterung bei Uli Hoeneß im Februar 2016: Der ehemalige Bayern-Präsident wird vorzeitig aus der Haft entlassen.

    Steuerschuldfragen wären damit in Hinterzimmern von Schweizer Banken abgewickelt worden. „Wir halten den Ankauf von Steuer-CDs für eine Pflichtaufgabe des Staates“, fügte er hinzu. Dies habe „den Druck auf Steuerhinterzieher erheblich erhöht, wie man jetzt im Fall Hoeneß sehen kann“, sagte Eigenthaler.

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