Hansi Flick wird den FC Bayern nach dieser Saison verlassen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Münchner Bosse wirklich Hoffnungen hegen, der Trainer und der Sportvorstand würden künftig geräuscharm und einträglich zusammenarbeiten. Flick hätte gerne mehr Mitspracherecht in der Personalpolitik, Hasan Salihamidzic steckt seinen Kompetenzbereich aber mit einem Engagement ab, das wenig Willen zur Kompromissbereitschaft erkennen lässt. In einer derartigen Situation bleibt nur die Trennung.
Flick konnte zuletzt vehement die Konfrontation mit seinem Vorgesetzten suchen, weil ihm eines der höchsten Ämter im deutschen Fußball zu Füßen gelegt wurde. Als Verantwortlicher für die Nationalmannschaft würde einzig seine Expertise bei der Zusammenstellung des Teams von Bedeutung sein. In München hat er bewiesen, dass er sowohl taktisch als auch in fürsorglicher Rolle für seine Spieler den höchsten Ansprüchen genügt. Es gibt keinen geeigneteren Bundestrainer-Kandidaten.
Verlässt Hansi Flick den FC Bayern, ist das positiv für etliche andere
Sollte Flick nun also erwartungsgemäß die Nationalmannschaft übernehmen, ist das aus vielerlei Hinsicht eine positive Nachricht. Der 56-Jährige stellte bei seinem Amtsantritt in München unter Beweis, dass er nach der bleiernen Zeit unter Niko Kovac rasch Aufbruchsstimmung und attraktive Spielweise vermitteln konnte. Flick wiederum muss sich bei der Auswahl seines Kaders nicht mit anderen Instanzen absprechen. Nervende Details wie horrende Ablöseforderungen und Feilschereien um Vertragsverlängerungen entfallen. Die Auswahl wird lediglich durch einen deutschen Pass begrenzt.
Die Konkurrenten den FC Bayern dürfen leise hoffen, dass die Münchner keinen Trainer finden, der die besten Einzelspieler auch zur besten Mannschaft formt. Die individuelle Qualität ist immer noch außergewöhnlich, Manuel Neuer, Thomas Müller und selbst der unermüdlich treffende Robert Lewandowski aber werden nicht auf ewig ihre derzeitige Form halten können.
Die Statik des FC Bayern ändert sich - mit offenem Ausgang
Durch die Abgänge von Jérôme Boateng und David Alaba werden Veränderungen an der Statik der Mannschaft vorgenommen, deren Auswirkungen sich erst noch zeigen müssen. So könnte es einen großen Verlierer des Flick-Abgangs geben. Gleiches aber hofften die Gegner des FC Bayern auch schon, als die Ära Lahm/Schweinsteiger/Robben/Ribéry endete. Bislang widerstanden die Münchner dem natürlichen Verlangen, merklich durchzuschnaufen.
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