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Kommentar: Rummenigge und Klopp zeigen: Die Zeit der Demut ist vorbei

Kommentar

Rummenigge und Klopp zeigen: Die Zeit der Demut ist vorbei

Tilmann Mehl
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    Karl-Hein Rummenigge regte sich ausdauernd über den verpatzten Flug auf.
    Karl-Hein Rummenigge regte sich ausdauernd über den verpatzten Flug auf. Foto: Robert Michael, dpa

    Der erste Ärger war verständlich. Es ist ärgerlich, ungeplant am Flughafen übernachten zu müssen. Es macht als Pauschaltourist keinen Spaß und auch nichts als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern. Deswegen war den ersten Tiraden von Karl-Heinz Rummenigge in Richtung der Behörden nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Dass der nicht direkt betroffene Uli Hoeneß die Vorgänge aus der Entfernung als „Skandal ohne Ende“ kritisierte, ist schon befremdlicher. Es handelte sich ja am Ende nur um einen Flug von Berlin nach Doha, um an einem Wettbewerb von eher nachrangiger Bedeutung teilzunehmen. Weil die Frage um Starterlaubnis mit dem einsetzenden Nachtflugverbot kollidierte, mussten die Bayern länger am Flughafen bleiben als ihnen lieb war.

    FC Bayern in Doha: Der Weltpokal ist vor allem wirtschaftlich interessant

    Ein Skandal? Nur, wenn man die Maßstäbe ansetzt, die Rummenigge öffentlich machte, als er endlich in der Sonne angekommen war. Schließlich würden die die Münchner "als deutscher Verein für unser Land" antreten und ein möglicher Titelgewinn "würde der Bundesliga und damit auch unserem Land nicht schlecht zu Gesicht stehen". In einigen Teilen der Gesellschaft wird es als gesichtsgebender betrachtet, wie mit einer Pandemie umgegangen wird. Die Anreise zu einem wirtschaftlich lukrativen Stelldichein in Doha wird unverständlicherweise kaum beachtet.

    Jürgen Klopp versteht nicht recht, warum seine Mannschaft nicht nach Leipzig fliegen darf.
    Jürgen Klopp versteht nicht recht, warum seine Mannschaft nicht nach Leipzig fliegen darf. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    An Rummenigge lässt sich beispielhaft betrachten, wie die vergangenes Jahr groß angekündigte Demut sich langsam zu verflüchtigen droht. Jürgen Klopp steht dem Münchner nur in wenig nach. Der Trainer des FC Liverpool wunderte sich lautstark, weshalb es für seine Mannschaft denn keine Ausnahmeregelung gebe, um zum Champions-League-Auswärtsspiel in Leipzig anzutreten. Einfache Antwort: Weil es eine Einreisesperre für Flüge aus Großbritannien gibt.

    Müssen die Leipziger wirklich für ihr Heimspiel verreisen?

    Fraglich ist auch das Vorgehen der Leipziger Verantwortlichen. Sie haben sich auf die Suche nach einem alternativen Spielort gemacht. Es gibt vernünftige Gründe für eine Einreisesperre aus England. Ebenso vernünftig ist, die Mobilität weitestgehend zu reduzieren. Was machen also die Leipziger: Verlegen ihr Heimspiel nach Budapest– auf dass auch sie fliegen müssen. Die Entscheidung wird als alternativlos präsentiert. Schließlich würde eine Spielabsage von der Uefa sanktioniert.

    Die Vertreter des Profifußballs scheinen sich an ihre Privilegien derart gewöhnt zu haben, dass sie diese gar nicht mehr als solche wahrnehmen. Demut ist schnell vergänglich.

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