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Interview mit Rainer Bonhof: „Das Spiel interessant gestalten“

Interview mit Rainer Bonhof

„Das Spiel interessant gestalten“

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    Schon als Spieler und Trainer stand Rainer Bonhof in Diensten von Borussia Mönchengladbach. Mittlerweile ist er Vizepräsident des Klubs.
    Schon als Spieler und Trainer stand Rainer Bonhof in Diensten von Borussia Mönchengladbach. Mittlerweile ist er Vizepräsident des Klubs. Foto: Foto: imago

    Herr Bonhof, die Borussia hat in der Bundesliga-Geschichte erst ein einziges Mal beim FC Bayern München gewonnen. Das ist 16 Jahre her. Was spricht dafür, dass heute der zweite Sieg folgt?

    Bonhof: Da rede ich nicht von. Wir wollen das Spiel interessant gestalten, so wie die Mannschaft in den vergangenen Wochen ja gute Darbietungen gezeigt hat.

    Aber nicht beim 0:1 zuletzt gegen Kaiserslautern?

    Bonhof: Die ersten 20 Minuten waren auch hier in Ordnung. Aber dann haben wir uns leider selbst geschlagen.

    Torhüter Bailly faustete den Ball ins eigene Tor…

    Bonhof: Wenn man im Abstiegskampf steckt, ist das auch eine Sache, die zwischen den Ohren entschieden wird.

    Für viele steht Gladbach schon als Absteiger fest.

    Bonhof: Es sind noch 21 Punkte zu vergeben. Zu wissen, dass wir die meisten davon einfahren müssen, ist eine Bürde. Aber solche Rechenspiele sind auch eine Motivation.

    Häufig wird Klub-Verantwortlichen vorgeworfen, zu schnell den Trainer zu entlassen. Im Falle von Michael Frontzeck wird der sportlichen Leitung der Borussia vorgehalten, zu lange damit gewartet zu haben.

    Bonhof: Die Dinge sind nach der Winterpause unter Frontzeck ja gut angelaufen. Standen in der Vorrunde acht Defensivspieler nicht zur Verfügung, hatte sich die Situation vor dem Rückrundenstart entspannt. Und in den ersten drei Spielen hat Frontzeck mit der Mannschaft auch sechs Punkte geholt. Dann kamen aber die Partien gegen Stuttgart und St. Pauli, in denen wir vorne lagen und am Ende noch verloren. Da mussten wir handeln.

    Wo hat Frontzecks Nachfolger Lucien Favre angesetzt?

    Bonhof: In so einer Situation hängt das Selbstvertrauen ja nicht wie eine reife Frucht am Baum. Favre hat viele Einzel-, aber auch gruppentaktische Gespräche geführt.

    Favre gilt nicht als „Feuerwehrmann“ alter Schule, sondern als Trainer, der konzeptionell arbeitet. Was erwarten Sie sich von ihm?

    Bonhof: Wir wünschen uns natürlich, dass er mit dem Team den Klassenerhalt schafft und dann aber auch daran arbeitet, die Struktur zu verbessern. Er soll das fortsetzen, was unter Frontzeck schon begonnen hat. Wir haben viele junge, aber auch einige gestandene Spieler. Diese Mischung soll wieder für die Borussia stehen.

    Und wenn die Klasse doch nicht zu halten ist?

    Bonhof: Dann wollen wir sofort wieder aufsteigen. Wir haben gute Chancen, die Mannschaft auch in diesem Fall zusammenzuhalten.

    Mit Ihnen als Trainer ist der Klub 1999 erstmals aus der Bundesliga abgestiegen.

    Bonhof: Das war unnütz wie ein Kropf und mit das Bitterste, was ich im Fußball erlebt habe. Wir haben gefühlte 410-mal den Pfosten und die Latte getroffen. Aber es hat sich schon ein Jahr vorher gezeigt, dass es Probleme gab. Die Mannschaft fiel regelrecht auseinander. Zudem war das Finanzgebaren im Klub damals nicht wirklich vernünftig.

    Der Klub hat Tradition, ein modernes Fußballstadion und er scheint finanziell gesund zu sein. Warum will sich der sportliche Erfolg nicht einstellen?

    Bonhof: Das ist relativ. Man kann die Dinge auch durch einen hohen finanziellen Aufwand erzwingen. Aber wir wollen kein hohes Risiko eingehen, sondern die Dinge nach und nach aufbauen. Unser Nachwuchsleistungszentrum genießt einen hervorragenden Ruf. Vor sieben Jahren hatten wir gerade mal einen Jugendnationalspieler, heute sind es 17. Das ist unser Weg.

    In den 70er Jahren befand sich die Borussia mit dem FC Bayern München auf Augenhöhe. Wie ist die unterschiedliche Entwicklung zu erklären?

    Bonhof: Als München 1972 das Olympiastadion bekam, begann die Schere auseinanderzugehen. Der FC Bayern konnte nach dem Umzug ins neue Stadion deutlich mehr Geld generieren. Damals machte der Ticketverkauf noch einen Großteil der Einnahmen aus. Wenn der Bökelberg mit 34000 Besuchern ausverkauft war, blieben 200000 Mark übrig. Die Bayern nahmen bei 65000 Zuschauern 1,5 Millionen Mark ein.

    Jupp Heynckes, ein alter Weggefährte aus jenen Tagen, wird in der nächsten Saison neuer Trainer beim FC Bayern München. Ist das eine gute Lösung für beide Seiten?

    Bonhof: Ich denke ja. Es hat schon mal funktioniert. Zudem ist Jupp gereift, was auch für die Verantwortlichen des FC Bayern zutrifft. Dass Jupp ein sehr guter Trainer ist, beweist er gerade in Leverkusen.

    Aber hätten Sie gedacht, dass sich Heynckes mit dann 66 Jahren diesen Stress nochmals antut?

    Bonhof: Wenn man etwas gerne tut, dann ist das kein Stress. Ich glaube nicht, dass der Job beim FC Bayern belastend für Jupp sein wird.

    Nachdem Heynckes 2007 bei Mönchengladbach das Handtuch geworfen hatte, unter anderem weil es Morddrohungen gab, hatte man den Eindruck: Das war’s.

    Bonhof: Jupp hat danach Abstand gewonnen, er hat die Zeit aber auch dafür genutzt, um sich um seine gesundheitlichen Probleme zu kümmern. Dann kam der Fünf-Wochen-Einsatz beim FC Bayern und Jupp fand wieder Spaß am Trainerjob.

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