Die Verhältnisse in der Fußball-Deutschland sind für diese Saison endgültig geklärt. Die Dortmunder bewiesen bei ihrem Erfolg beim deutschen Rekordmeister die reifere Spielanlage und führten den Münchnern eindrucksvoll deren Schwächen vor Augen.
Louis van Gaal schickte das gleiche Personal wie beim gelungenen Champions-League-Auftritt in Mailand aufs Feld. Jürgen Klopp vertraute ebenfalls seiner Stammformation.
Von der ersten Minute an entwickelte sich ein temporeiches Spiel, in dem die Dortmunder aber nie einen Zweifel daran ließen, als Sieger vom Platz zu gehen.
Das 1:0 für die Borussia fiel bereits in der neunten Minute. Der völlig indisponierte Bastian Schweinsteiger spielte in der Vorwärtsbewegung einen katastrophalen Fehlpass. Die Dortmunder schwärmten aus, am Ende der Verwertungskette stand Lucas Barrios, der Thomas Kraft aus sieben Metern keine Chance ließ.
In der 15. Minute keimte kurz Hoffnung für die Bayern auf als Luiz Gustavo eine Ecke von Franck Ribery ins Tor verlängerte.
Doch nur zwei Minuten später zeigten die Dortmunder erneut eine ihre vielen Stärken. Ein Fehlpass von Mario Gomez landete erneut bei Barrios, der an der Mittellinie auf Holger Badstuber traf und ihm kurz zeigte, was ihm zu einem Spitzenverteidiger fehlt. Barrios ließ den ungestümen Münchner ins Leere laufen. Nuri Sahin bekam 18 Meter vor dem Tor den Ball fußgerecht aufgelegt. Der Türke schaute, schoss - und jubelte - 2:1 für Dortmund.
In der Folgezeit bemühten sich die Münchner um Ordnung. Es blieb bei den Bemühungen. Die Klopp-Mannschaft hatte es sich zum Ziel gemacht, die Münchner Schaltzentrale Schweinsetiger und Danijel Pranjic lediglich als Zuschauer am Spiel teilnehmen zu lassen und die Passwege auf Ribéry und Arjen Robben zuzustellen. Es war ein mutiger Vorsatz aber die Dortmunder verfolgten ihn mit Nachdruck und ließen so die Münchner verzweifeln.
In der Halbzeitpause wechselte van Gaal Breno für den überforderten Badstuber ein. Eine Wende konnten die Münchner dem Spiel aber nicht mehr geben.
Die Dortmunder begnügten sich damit, die Bayern vom Tor fernzuhalten und ab und an den Gegnern mit schnellen Kontern daran zu erinnern, bloß nicht die Defensive zu entblößen.
Das Spiel war in der 60. Minute endgültig entschieden, als der ehemalige Bayer Mats Hummels eine Ecke von Sahin ins Tor köpfte. Im Anschluss versuchten die Bayern mit ihren Pass-Staffeten zurück ins Spiel zu kommen. Die Kombinationen endeten aber meist im Nirvana. Robben war so verzweifelt, dass er mit einer Schwalbe einen Elfmeter ergaunern wollte. Schiedsrichter Manuel Gräfe bedachte ihm mit der fälligen Gelben Karte.
Van Gaal sah den Hauptgrund für die Niederlage in den "vielen individuellen Fehler, die wir gemacht haben". Allerdings hätte auch die Dortmunder "ein super Pressing entwickelt" und den Sieg verdient. Man sei selbst "nicht schlau genug gewesen", um sich dem Dortmunder Spiel zu widersetzen. BVB-Trainer Klopp freute sich hingegen über einen Sieg gegen "einen Gegner, der uns alles abverlangt hat". Außerdem sei es ein besonderer Erfolg für die Dortmunder gewesen. Schließlich hatte man das letzte Mal vor 20 Jahren in München gewonnen. "Da wurden die meisten meiner Spieler noch gestillt."
Die Dortmunder haben nun 16 Punkte Vorsprung auf den FC Bayern. Die Münchner müssen derweil um Platz zwei bangen. Bei einem Leverkusener Sieg am Sonntag würde der Abstand bereits sechs Punkte betragen.