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Fall Hoeneß: Panzerknacker und abgehörte Telefone

Fall Hoeneß

Panzerknacker und abgehörte Telefone

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    der Tresor von Uli Hoeneß soll von Ermittlern aufgebrochen worden sein.
    der Tresor von Uli Hoeneß soll von Ermittlern aufgebrochen worden sein. Foto: Peter Kneffel (dpa)

    Was gibt es Neues im Fall Hoeneß?

    Wie der Focus berichtet, sollen die Ermittler bereits seit Anfang Januar die Telefone von Uli Hoeneß abgehört haben. Bei der Durchsuchung seines Hauses am 20. März sollen die Fahnder den Tresor von Hoeneß aufgebrochen haben, nachdem dieser angab, den Schlüssel gerade nicht parat zu haben.

    Der Spiegel wiederum berichtet, der 61-Jährige sei Anfang Januar von seiner Schweizer Bank Vontobel gewarnt worden. So soll ein Mitarbeiter Hoeneß  gesagt haben, dass das Magazin Stern "blöde Fragen" gestellt habe. Erst nach diesem Anruf aus der Schweiz soll Hoeneß seine Selbstanzeige in Auftrag gegeben haben.

    Hätte das Auswirkung auf die mögliche Straffreiheit von Hoeneß?

    Nein.Nach § 371 Abgabenordnung ist eine Selbstanzeige nur wirksam, wenn das Finanzamt einem noch nicht selbst auf die Schliche gekommen ist. Selbst wenn Journalisten breits eine Spur verfolgt haben, das Finanzamt aber noch keine Ermittlungen eingeleitet hat, kann die Selbstanzeige strafbefreiend sein. Dafür muss sie aber auch alle Daten umfassen.

    War da was mit einer Steuer-CD?

    Zitate von und zu Uli Hoeneß

    «Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.» (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)

    «Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser.» (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner»)

    «In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen.» (Hoeneß 2012 in der Zeitung «Die Welt»)

    «Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt.» (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow «Günther Jauch»)

    «Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten.» (Hoeneß im Februar 2011 im «Hamburger Abendblatt»)

    «Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?» (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

    «Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum.» (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

    «Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.» (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

    «Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!» (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

    «Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager.» (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

    «Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern.» (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)

    «Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen.» (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

    Der Focus berichtet, dass der Name Uli Hoeneß' auf einer im August gekauften Steuer-CD auftauchte. Die Ermittlungsbehörden dementierten allerdings den Bericht des Nachrichtenmagazins. Der Focus schrieb, die Bochumer Ermittler hätten Hoeneß-Daten von der Steuer-CD an die Staatsanwaltschaft in München weitergeleitet, die bayerische Justiz sei somit bereits im vergangenen Sommer informiert gewesen. "Das trifft nicht zu. Auf der Steuer-CD, die die

    Wie steht der Aufsichtsrat zu Hoeneß?

    Der Aufsichtsrat des FC Bayern

    Uli Hoeneß, Vorsitzender Präsident des FC Bayern München eV

    Herbert Hainer, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der adidas AG

    Rupert Stadler, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der Audi AG

    Timotheus Höttges, Mitglied Vorstand Finanzen und Controlling der Deutschen Telekom AG

    Karl Hopfner , 1. Vizepräsident des FC Bayern München eV

    Helmut Markwort, Vorstandsmitglied bei Hubert Burda Media, Herausgeber des Nachrichtenmagazins FOCUS

    Dieter Rampl, Mitglied Verwaltungsratsvorsitzender der UniCredit Group, Aufsichtsratsvorsitzender der Börse München

    Dr. Edmund Stoiber, Bayerischer Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der CSU

    Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE

    Einige Mitglieder des neunköpfigen Bayern-Aufsichtsrats wollen den Vereinspatron nach dpa-Informationen überzeugen, sein Amt zumindest ruhen zu lassen. Die Wirtschaftsbosse befürchten, die Steueraffäre des angeschlagenen Aufsichtsratschefs könnte bald zu ihrem eigenen Problem werden und wollen auf Drängen von Aktionärsschützern mögliche Imageschäden von ihren Konzernen fernhalten. Hoeneß selbst widersprach allerdings Berichten, die nächste Aufsichtsratssitzung sei bereits für Montag geplant. "Das ist totaler Blödsinn. Die nächste Aufsichtsratssitzung findet wie geplant am 6. Mai statt, das steht schon seit vorigem November fest - und bis dahin passiert überhaupt nichts", zitiert die Süddeutsche Zeitung" Hoeneß.

    Uli Hoeneß – Stationen einer Karriere, Stationen eines Lebens

    Geburtsort: Ulm

    Spieler: Mittelfeldspieler, Stürmer Stationen: FC Bayern München (1970 bis 1978), 1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

    250 Bundesligaspiele (86 Tore) 35 Länderspiele (5 Tore)

    Spieler-Titel: Europameister (1972), Weltmeister (1974), dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 –1976), dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (1976), Olympia-Teilnehmer, 72

    Manager: 1979 beendet Hoeneß seine Fußballkarriere wegen chronischer Kniebeschwerden. Danach ist er bis 2009 Manager

    Manager-Titel: Champions-League-Sieger (2001), UEFA-Cup-Sieger (1996), 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (2001)

    Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010, DFB-Pokalsieger 2010

    Auszeichnungen: Unternehmer des Jahres (1999), Bayerischer Sportpreis (2006), Bambi (2009)

    Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder

    Ermittlungen: Im April 2013 wurde bekannt, dass sich Hoeneß wegen möglicher Steuerhinterziehung selbst angezeigt hat

    Im März 2014 wurde Hoeneß zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er entschloss sich, keine Revision einzulegen und trat von allen FC-Bayern-Ämtern zurück.

    Erleichterung bei Uli Hoeneß im Februar 2016: Der ehemalige Bayern-Präsident wird vorzeitig aus der Haft entlassen.

    Die prominenten Mitglieder des Bayern-Kontrollgremiums haben sich in der brisanten Causa bislang dagegen sehr zurückhaltend präsentiert. Keiner scheint als Königsmörder dastehen zu wollen. Nur Audi-Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler äußerte sich öffentlich vorsichtig kritisch. "Audi ist der Überzeugung, dass nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg nur sichergestellt werden kann, wenn Regeln und Normen konsequent befolgt werden. Wir stehen für ein achtbares, ehrliches und regelkonformes Verhalten im Geschäftsalltag", ließ Stadler nach einem Bericht der Bild am Sonntag über einen Sprecher mitteilen.

    VW-Tochter Audi und Adidas sind mit jeweils 9,1 Prozent an der FC Bayern München AG beteiligt. Laut Statut würde bei einem Rückzug von Hoeneß einer seiner beiden Stellvertreter als kommissarischer Aufsichtsratschef nachrücken: Das wären Stadler oder

    Wie schaut es mit der Glaubwürdigkeit Hoeneß' aus?

    In einer für den Focus erhobenen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid ist der Präsident des FC Bayern für 62 Prozent der Bundesbürger kein Vorbild mehr. Wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap die Talksendung von Günther Jauch ergab, betrachten mehr als zwei Drittel der Deutschen die Steuerhinterziehung von Uli Hoeneß als "lässliche Sünde" und würden ihm verzeihen. Demnach würden 65 Prozent der Befragten Hoeneß verzeihen, wenn er wirklich reinen Tisch macht und es keine weiteren Enthüllungen in dem Steuerfall gibt. An der Person Hoeneß scheiden sich die Geister: Sozial engagiert (72 Prozent) und menschlich (70 Prozent), aber auch unglaubwürdig (66 Prozent) und gierig (61 Prozent) - so sehen die Deutschen den Präsidenten des FC Bayern. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten hält Hoeneß für kriminell. (AZ)

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