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Fall Hoeneß: Die Trennung wäre besser gewesen

Fall Hoeneß

Die Trennung wäre besser gewesen

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    Uli Hoeneß behält vorerst seine Ämter beim FC Bayern München.
    Uli Hoeneß behält vorerst seine Ämter beim FC Bayern München. Foto: Frank Leonhardt (dpa)

    Wie eng manches zusammenhängt, das wird dem Menschen oft erst dann bewusst, wenn die Trennung im Raum steht.

    Uli Hoeneß und der FC Bayern München – das ist vor langer, langer Zeit einmal zusammengekommen. Und nie mehr auseinandergegangen. Im Gegenteil: Über die Jahrzehnte hinweg hat eine Symbiose stattgefunden, wie sie der deutsche Sport noch nie erlebt hat.

    Uli Hoeneß ist der FC Bayern - und umgekehrt

    Der Mann steht für den Verein, der Verein steht für den Mann ein. Wer Bayern sagt, meint Hoeneß. Und was Hoeneß sagt, ist das Wort der Bayern. Und das hatte Gewicht in (Fußball-)Deutschland. Ob nun der Manager Hoeneß sprach oder später der Präsident Hoeneß oder der Aufsichtsratsvorsitzende Hoeneß oder der Privatmann Hoeneß – das vermengte sich in der Wahrnehmung zu quasi-offiziellen Statements des Vereins.

    Der Aufsichtsrat der FC Bayern AG wollte gestern an diesen urbayerischen Grundsätzen nicht rütteln. Ob die Ratsmitglieder damit ihrem Vorsitzenden einen Gefallen getan haben? Nein.

    Gegen Uli Hoeneß läuft ein Steuerverfahren, eines, das zu dem Diskussionsthema in Deutschland geworden ist. Die Ämter des Uli Hoeneß sind durch die Verfehlungen des Privatmannes Hoeneß belastet. Jeder Auftritt, jede Aktion von Hoeneß als Aufsichtsratsvorsitzender oder als Präsident des FC Bayern ist in den vergangenen Tagen in Zusammenhang mit seinen Steuerstraftaten gebracht und beurteilt worden.

    Zitate von und zu Uli Hoeneß

    «Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.» (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)

    «Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser.» (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner»)

    «In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen.» (Hoeneß 2012 in der Zeitung «Die Welt»)

    «Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt.» (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow «Günther Jauch»)

    «Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten.» (Hoeneß im Februar 2011 im «Hamburger Abendblatt»)

    «Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?» (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

    «Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum.» (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

    «Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.» (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

    «Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!» (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

    «Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager.» (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

    «Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern.» (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)

    «Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen.» (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

    Das wird auch so bleiben. Den Makel des Steuerhinterziehers wird Hoeneß vermutlich nie mehr loswerden. Egal, wie das Verfahren gegen ihn irgendwann einmal endet.

    Was viele Hoeneß-Freunde anscheinend nicht wahrhaben wollen: Im Fall Uli H. geht es nicht um schuldig oder unschuldig. Hoeneß hat seine Schuld eingestanden. Da gibt es nichts zu diskutieren. Es geht nur darum, wie groß die Schuld ist, die er auf sich geladen hat.

    Loyalität des Aufsichtsrates ist fragwürdig

    Der Aufsichtsrat des FC Bayern

    Uli Hoeneß, Vorsitzender Präsident des FC Bayern München eV

    Herbert Hainer, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der adidas AG

    Rupert Stadler, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der Audi AG

    Timotheus Höttges, Mitglied Vorstand Finanzen und Controlling der Deutschen Telekom AG

    Karl Hopfner , 1. Vizepräsident des FC Bayern München eV

    Helmut Markwort, Vorstandsmitglied bei Hubert Burda Media, Herausgeber des Nachrichtenmagazins FOCUS

    Dieter Rampl, Mitglied Verwaltungsratsvorsitzender der UniCredit Group, Aufsichtsratsvorsitzender der Börse München

    Dr. Edmund Stoiber, Bayerischer Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der CSU

    Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE

    Anscheinend haben diese Tatsache auch die Hoeneß-Unterstützer im Aufsichtsrat zumindest teilweise ausgeblendet. Sie geben einem Mann Rückendeckung, der vielleicht fahrlässig, aber doch wissentlich gegen bestehendes Recht verstoßen hat. Eine fragwürdige Loyalität.

    Die Lage für Uli Hoeneß wird durch das Votum der (Geschäfts-)Freunde nicht wirklich besser. Jetzt werden sie sich alle mit weiteren Vorwürfen auseinandersetzen müssen. Die Bosse kungeln munter miteinander, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus . . .

    Eine Trennung wäre besser gewesen. Für alle. So belasten die Probleme des Uli Hoeneß auch den FC Bayern.

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