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FC Bayern: Xherdan Shaqiri: Weltklasse zurück auf die Bank

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Xherdan Shaqiri: Weltklasse zurück auf die Bank

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    In den Mixed-Zonen der Stadien, jenen Bereichen in denen sich Medien und Spieler nach dem Schlusspfiff zu Gesprächen treffen, erfahren Journalisten oft mehr über einen Akteur, als in langen Interviews. Schließlich kommt es nicht so sehr darauf an, was ein Sportler sagt, sondern viel mehr, ob er sich überhaupt äußert und wie er das tut. Oder ob er schweigend, das Smartphone am Ohr, an den Journalisten vorbeizieht. Dienstagnacht, nach dem Münchner 6:1 (3:1) im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Wolfsburg, der dem FC Bayern das Finale am 1.Juni in Berlin gegen den VfB Stuttgart beschert hat, hätte man eine Messi-Autogramm-Karte darauf wetten können, das Mario Gomez wortlos an Kameras und Mikrofonen vorbeiziehen würde. Das Schweigen des Torjägers mag überraschen, weil Gomez nach seiner Einwechslung (77.) in nur sechs Minuten (80., 83., 86.) das Ergebnis auf 6:1 schraubte.

    Vorher hatten Mandzukic (17.), Robben (35.), Diego (45.) und Shaqiri (50.) getroffen. Mario Gomez hätte also reichlich Anlass gehabt, sich feiern zu lassen. „Er hat sich eben im Stillen gefreut“, versuchte sich Jupp Heynckes an einer humoristischen Erklärung für das Verhalten des Stürmers.

    Begeisterung von Uli Hoeneß fällt routiniert aus

    Tatsächlich hat es andere Gründe. Gomez leidet auf der Bank, wie sonst nur noch Arjen Robben. Der Holländer aber hat freie Bahn, seit sich Toni Kroos schwer verletzt hat. Vor Gomez dagegen spielt Mario Mandzukic und inzwischen auch manchmal Claudio Pizarro. Gomez sitzt dann mit Leidensmiene auf der Bank. Die Rolle des Ersatzspielers trifft ihn persönlich. Er sagt das nicht, kann es aber auch nicht verbergen. Dass ihn die Medien als Weichei abbilden, zahlt er ihnen in Momenten, wie jenen vom Dienstag mit Schweigen zurück.

    Manchmal jammert er leise, ein wenig ziellos. Genau das aber ist das Letzte, was die Bayern-Führung ertragen kann. Wahrscheinlich fiel deshalb die Begeisterung von Uli Hoeneß über den Gomez-Hattrick etwas routiniert aus. „Mario hat die wunderbaren Pässe, die ihm zugespielt wurden, traumwandlerisch verwertet. Das ist im allgemeinen“, stellte Hoeneß nüchtern fest, „die Aufgabe einer Nummer 9.“ Immerhin räumte der Bayern-Präsident ein, Gomez habe sie „fantastisch gelöst“. Zweifellos kam dem 27-Jährigen entgegen, dass die Partie bei seiner Einwechslung entschieden war. Der Tabellendreizehnte hatte sich eine Halbzeit lang wacker geschlagen. „Wolfsburg hat uns zugesetzt“, räumte Heynckes ein. Nicht, dass die Gäste den Rekordmeister in arge Verlegenheit gebracht hätten, aber sie haben ihn beschäftigt. Zum Bedauern von Wolfsburgs Sportdirektor Klaus Allofs aber „immer nur phasenweise, nicht über 90 Minuten hinweg“. Das ist zu wenig, um in München etwas zu ernten.

    Shaqiri muss gegen Barcelona wohl auf die Bank

    Es hat den Wolfsburgern auch nicht geholfen, dass Ribéry eine Rot-Sperre auch dem Achtelfinale absaß und Alaba (krank) kurzfristig ausfiel. Ganz im Gegenteil. Für Ribéry spielte Xherdan Shaqiri. Das 1,69 Meter kleine Kraftpaket bereitete drei Tore vor und erzielte eines selbst. „Weltklasse“ urteilte Sportdirektor Matthias Sammer über den Schweizer Nationalspieler, der vom FC Basel gekommen war. Dabei sitzt Shaqiri, ähnlich wie Gomez, oft auf der Bank, geht aber entspannter mit dieser Rolle um. Lieber bemitleidet er den Trainer, als sich selbst. („Wenn man sich unseren Kader ansieht, ist es für Jupp Heynckes nicht leicht, auszuwählen.“)

    Gut möglich, dass Shaqiri am Samstag in Hannover noch einmal erste Wahl ist. Nächsten Dienstag, im Champions-League-Spiel gegen Barcelona, wird der 21-Jährige allerdings wieder auf der Bank sitzen. Anders als Gomez, der gegen Messi & Co. von Mandzukic’ Gelb-Sperre profitieren dürfte. „Seine Bewerbung“, spielte Sammer kühl auf die drei Tore an, „nehmen wir wohlwollend zur Kenntnis.“

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