Erstmals seit dem Bekanntwerden der Selbstanzeige von Uli Hoeneß kommt heute der Aufsichtsrat des FC Bayern zusammen. Auf der Tagesordnung der neun Männer (Aufsichtsratsvorsitzender Uli Hoeneß plus acht Mitglieder) dürfte auch stehen, wie man sich weiter in der Steueraffäre des Präsidenten verhält.
FC Bayern: Aufsichtsrat kommt zusammen
Der Aufsichtsrat des FC Bayern
Uli Hoeneß, Vorsitzender Präsident des FC Bayern München eV
Herbert Hainer, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der adidas AG
Rupert Stadler, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der Audi AG
Timotheus Höttges, Mitglied Vorstand Finanzen und Controlling der Deutschen Telekom AG
Karl Hopfner , 1. Vizepräsident des FC Bayern München eV
Helmut Markwort, Vorstandsmitglied bei Hubert Burda Media, Herausgeber des Nachrichtenmagazins FOCUS
Dieter Rampl, Mitglied Verwaltungsratsvorsitzender der UniCredit Group, Aufsichtsratsvorsitzender der Börse München
Dr. Edmund Stoiber, Bayerischer Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der CSU
Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE
Vor allem die Aufsichtsratsmitglieder Herbert Hainer (Adidas), Rupert Stadler (Audi), Timotheus Höttges (Deutschen Telekom), Prof. Dr. Martin Winterkorn(VW) und Dieter Rampl (UniCredit) dürften Hoeneß drängen, seinen Aufsichtsratsvorsitz sowie die Präsidentschaft zumindest vorübergehend ruhen zu lassen. In ihren Unternehmen haben sie in den vergangenen Jahren große Compliance-Sektoren (Verhaltensrichtlinien) aufgebaut. Da passt es nicht zum Selbstverständnis und zur Außenwirkung, in einem Aufsichtsrat zu sitzen, der einen Steuersünder gewähren lässt.
Wann und wo der Aufsichtsrat des FC Bayern heute tagt, ist unbekannt. Als sicher gilt aber, dass Hoeneß eine Erklärung in eigener Sache vorbereitet hat. Aus Sicht des Aufsichtsrates wäre es das angenehmste, wenn der der 61-Jährige von sich aus seinen Rückzug bekanntgibt. Dann würden die anderen Mitglieder nicht als Königsmörder dastehen.
Sollte Hoeneß allerdings darauf beharren, seinen Posten zu behalten, würden einige der Aufsichtsräte wohl mit sanftem Druck versuchen, auf Hoeneß einzuwirken. Wahrscheinlich ist, dass Hoeneß bis zum Champions-League- beziehungsweise DFB-Pokal-Endspiel (25. Mai bzw. 1. Juni) im Amt bleiben darf um sein Lebenswerk zu krönen - und anschließend seine Ämter ruhen lässt, bis geklärt ist, ob und wie er für seine Steuerhinterziehung bestraft wird.
Hopfner wäre der logische Nachfolger für Hoeneß
Uli Hoeneß – Stationen einer Karriere, Stationen eines Lebens
Geburtsort: Ulm
Spieler: Mittelfeldspieler, Stürmer Stationen: FC Bayern München (1970 bis 1978), 1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)
250 Bundesligaspiele (86 Tore) 35 Länderspiele (5 Tore)
Spieler-Titel: Europameister (1972), Weltmeister (1974), dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 –1976), dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (1976), Olympia-Teilnehmer, 72
Manager: 1979 beendet Hoeneß seine Fußballkarriere wegen chronischer Kniebeschwerden. Danach ist er bis 2009 Manager
Manager-Titel: Champions-League-Sieger (2001), UEFA-Cup-Sieger (1996), 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (2001)
Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010, DFB-Pokalsieger 2010
Auszeichnungen: Unternehmer des Jahres (1999), Bayerischer Sportpreis (2006), Bambi (2009)
Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder
Ermittlungen: Im April 2013 wurde bekannt, dass sich Hoeneß wegen möglicher Steuerhinterziehung selbst angezeigt hat
Im März 2014 wurde Hoeneß zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er entschloss sich, keine Revision einzulegen und trat von allen FC-Bayern-Ämtern zurück.
Erleichterung bei Uli Hoeneß im Februar 2016: Der ehemalige Bayern-Präsident wird vorzeitig aus der Haft entlassen.
Zumindest theoretisch möglich wäre es auch, dass Uli Hoeneß vom Aufsichtsrat als dessen Vorsitzender abgewählt wird. Das werden die acht Männer aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wagen.
Sollte Hoeneß seine Ämter temporär ruhen lassen, gibt es aus dem Kreis der Aufsichtsräte nur einen logischen Platzhalter für ihn: Karl Hopfner. Der 60-Jährige war lange Zeit Finanzvorstand des FC Bayern und kennt wie kein anderer die Abläufe und Interna des deutschen Rekordmeisters. Zudem gilt er als enger Vertrauter von Hoeneß. (AZ)