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FC Bayern: Wieder Präsident: Uli Hoeneß ist zurück auf dem Bayern-Thron

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Wieder Präsident: Uli Hoeneß ist zurück auf dem Bayern-Thron

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    Uli Hoeneß ist wieder Präsident des FC Bayern.
    Uli Hoeneß ist wieder Präsident des FC Bayern. Foto: Matthias Balk, dpa

    Seine Entscheidung, wieder Präsident zu werden, stand ja genau genommen schon seit über zwei Jahren fest. Da konnte Uli Hoeneß die paar Minuten Verspätung auch noch verkraften. Ehe der Bayern-Patron von 97 Prozent auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern wieder ins Präsidenten-Amt gehievt wurde, musste er erst noch beschwichtigen.

    Der Audi Dome war schlicht zu klein für die 7152 Mitglieder, die die Krönungsmesse aus der Nähe verfolgen wollten. In das bereitgestellte Zelt für rund 2000 Personen wollten die aufgebrachten Fans aber auch nicht. Hoeneß sprach ihnen gut zu, stieß aber nicht immer auf Verständnis und musste sich von einigen Mitgliedern sogar zurufen lassen, „dümmer als der TSV“ zu sein. Das ist nicht nett, Hoeneß hat aber wohl in den vergangenen Jahren belastendere Momente durchlebt, als mit dem Lokalrivalen TSV 1860 München verglichen zu werden.

    "Uli"-Rufe hallen durch den Audi Dome

    Hinter ihm liegt eine Verurteilung wegen massiver Steuerhinterziehung. Vor zweieinhalb Jahren wurde er mit einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten belegt. Schon damals aber schmetterte er den Anhängern bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Mai 2014 entgegen: „Wenn ich zurückkehre, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war’s noch nicht.“

    Vier Wochen später rückte er in die Justizvollzugsanstalt Landsberg ein. Mittlerweile hat er seine finanzielle Schuld beglichen, rund 50 Millionen Euro inklusive Steuern an das Finanzamt überwiesen. Ende Februar 2016 wurde seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt.

    Am Freitagabend nun kehrte er endgültig auf die große Bühne zurück. Schon als er sich den Mitgliedern im Audi Dome um 19.22 Uhr erstmals zeigte, gab es Standing Ovations. Später hallten noch lang gezogene „Uli“-Rufe durch die Halle. Ein Empfang, der ihn in seinem Entschluss bestätigt haben dürfte, wieder Präsident zu werden.

    Hoeneß präsentierte sich äußerlich gefasst bei seinem ersten großen Auftritt vor den Bayern-Fans nach langer Zeit. In seiner neunminütigen Rede bedankte er sich mehrmals bei seinen beiden Familien. Seiner Frau Susi („hat gekämpft wie eine Löwin“) samt Kindern und Enkeln, wie auch dem FC Bayern. Schon während der Haftstrafe zog er Kraft aus der Anteilnahme der Mitglieder. Im Gefängnis habe er „geheult wie ein Schlosshund“, als er etliche der 5500 Fan-Briefe las, die ihm Mut machen sollten. Mut, den er benötigte. „Manchmal wusste ich nicht, wie es weitergehen soll“, berichtete er von dunklen Momenten. „Ich bitte Sie um eine zweite Chance und verspreche, dass ich alles tue, um die Erwartungen zu erfüllen“, wandte sich Hoeneß an die Fans, von denen nur 166 nicht für ihn votierten.

    Uli Hoeneß, die Seele des FC Bayern

    Obwohl er sich der Zustimmung seiner Anhänger sicher sein konnte, obwohl da dieses „Das war’s noch nicht“ war, zog er sich mit seiner Frau Susi im Sommer einen Monat nach Südfrankreich zurück. Überdachte seine Entscheidung nochmals. Ins Wanken aber geriet der Entschluss nie. Hoeneß war überzeugt von der Idee, nochmals zu kandidieren, musste nur noch seiner Frau schlüssig erklären, weshalb er sich immer noch den Stress antun will. Seine Gattin aber hat am Ende „erkannt, dass ich nicht glücklich werde, wenn ich mit 64 in den absoluten Ruhestand gehe“, sagte Hoeneß gegenüber der Fußballzeitschrift Kicker.

    Frau Hoeneß darf sich immerhin freuen, dass ihre häusliche Einrichtung keinen Schaden nimmt. Für den Fall, dass Hoeneß ablösefrei in den Ruhestand gewechselt wäre, kündigte Pep Guardiola an, würde der Ober-Bayer wohl „die Möbel auffressen“. Guardiola lieferte das schmackige Zitat der Süddeutschen Zeitung. Normalerweise redet er nicht exklusiv mit Medienvertretern. Geht es aber um Hoeneß, macht der stolze Katalane eine Ausnahme. Er habe es bedauert, Hoeneß wegen „der Umstände“ während seiner dreijährigen Amtszeit beim FC Bayern nicht oft gesehen zu haben. Diese drei Jahre hätten aber ausgereicht, um zu erkennen, dass „es eine Essenz, eine Seele des FC Bayern gibt: Uli“.

    Während der Klausur in Frankreich empfing die Seele des FC Bayern unter anderem Jupp Heynckes und Günter Netzer. Die alten Bande sind nie abgerissen. Im Gefängnis besuchten ihn zahlreiche Weggefährten wie Ottmar Hitzfeld. Mittlerweile hat sich Hoeneß sogar mit seinem alten Widersacher Willi Lemke ausgesprochen. Beide lieferten sich in den 80er und 90er Jahren heftige verbale Duelle. Hoeneß als Inbegriff des Kapitalismus gegen die rote Socke Lemke. Nun duzen sie sich.

    Allzu altersmilde wird Uli Hoeneß nicht auftreten

    Möglicherweise wird Hoeneß sein Wirken etwas anders anlegen als noch vor seiner Haftstrafe. „Ich werde mich noch viel stärker für die Kleinen einsetzen. Darin wird die entscheidende Veränderung des Uli Hoeneß bestehen“, sagte er schon vor der Jahreshauptversammlung. Dass er allzu altersmilde auftreten wird, müssen die Bayern-Fans nicht befürchten. Das deutliche Wort werde weiter sein Markenzeichen bleiben, kündigte der alte, neue Präsident an. „Die Fähigkeit, in klarer Sprache Probleme anzusprechen, schläft nicht, sie ruht. Und sie kann jederzeit reaktiviert werden.“

    Fraglich bleibt trotzdem, wie er sein Amt in den kommenden Monaten und Jahren ausfüllen wird. Tritt er demütiger auf als früher? Traut er sich zu, gesellschaftlich relevante Themen abseits des Fußballfeldes anzusprechen? Und was entgegnet er jenen, die einem verurteilten Steuersünder in Fragen des sozialen Engagements partout nicht folgen wollen?

    Immerhin kann er sich sicher sein, im Verein auf Gehör zu stoßen. Dort wird er fortan nicht mehr nur als Präsident arbeiten, sondern auch als Aufsichtsratschef. Das Gremium hat Mitspracherecht bei sämtlichen Investitionen, die 25 Millionen Euro überschreiten. Das ist mittlerweile faktisch jeder Transfer, wird doch das Gehalt mitgerechnet. In den zwei Jahren seiner Abwesenheit hat sich das Finanzwesen im globalen Fußball extrem entwickelt. Die Bundesligisten kassieren zusammen über eine Milliarde Euro im Jahr von den Fernsehsendern.

    Hoeneß muss ein Gegengewicht zu Rummenigge bilden

    Hoeneß wurde 1979 Manager des FC Bayern. Vier Jahre später folgte ihm Karl Hopfner als Geschäftsführer: Der hatte sich auf eine Zeitungsannonce hin beworben. Damaliger Umsatz des Vereins: 14 Millionen Mark. Mit siebeneinhalb Millionen Mark Schulden waren die Münchner dem Bankrott nahe. Hopfner sanierte den Verein auf einen Schlag, als er Karl-Heinz Rummenigge 1984 für elf Millionen an Inter Mailand verkaufte. Der ehemalige Stürmer ist mittlerweile Vorstandsvorsitzender der Bayern. Auf der Jahreshauptversammlung verkündete er einen Umsatz von 626,8 Millionen Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr. Der Gewinn nach Steuern beträgt 33 Millionen.

    Rummenigge, Hoeneß, Hopfner – sie haben den Verein in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einer weltweit agierenden Marke gemacht. Hopfner schied jetzt aus. In den vergangenen beiden Jahren war er Hoeneß’ Statthalter als Präsident, nun zieht er sich ins Privatleben zurück. Der neue Präsident ist gefragt, ein Gegengewicht zum Höher-Schneller-Weiter-Vorstand Rummenigge zu bilden. „Ich wünsche mir eine vertrauensvolle, loyale und respektvolle Zusammenarbeit“, sagte Rummenigge.

    Dass Hoeneß aber nicht zaubern kann, zeigte sich schon am Freitagabend. In der Bundesliga steht der FC Bayern hinter Leipzig lediglich auf Platz zwei. Hoeneß’ Comeback allein schreckt die Sachsen nicht, wie sie mit ihrem 4:1-Sieg in Freiburg zeigten. Als der Präsident sein Amt 2014 abgab, spielte der Verein noch in der zweiten Liga. RB

    Lesen Sie dazu auch: Das bedeutet die Hoeneß-Rückkehr für den FC Bayern und die Liga

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