Ein Treffen mit Holger Badstuber kurz vor Weihnachten 2014 in der Bayern-Zentrale an der Säbener Straße. Es gibt Plätzchen.
Unter diesen Umständen hätte es schon viele Gelegenheiten für Interviews mit Holger Badstuber gegeben. Schließlich war der 26-jährige gebürtige Memminger häufiger verletzt, als dass er sich auf das nächste Spiel hätte konzentrieren müssen. Aber Badstuber ahnte, was die Medien von ihm wissen wollten. Wie es ihm mit seiner aktuellen Verletzung erginge und wann er wieder zur Verfügung stehe und wie er die ständigen Rückschläge verkrafte.
Er wolle, bittet Badstuber deshalb, nicht wieder auf die Rolle des Schmerzensmannes festgelegt werden. Dabei hatte es ihn damals besonders hart getroffen. 20 Monate Zwangspause, nachdem ihm ein neues Kreuzband eingesetzt worden war, dann im September 2014 das Comeback. Die Freude darüber hielt nicht lange. Muskelsehnenriss. Erneute OP, mehrere Monate Pause. So ging es weiter.
Bewegungsabläufe beim FC Bayern erhöhen Verletzungsrisiko für Holger Badstuber
Am Samstag nun ein neuer Tiefschlag. Im Abschlusstraining der Bayern vor dem Derby in Augsburg brach er sich den Knöchel; ohne Fremdeinwirkung. Eine Grätsche, ein Stollen, der im Rasen hängen bleibt – und das Gelenk hält der Vollbremsung nicht mehr stand. Kommt vor – warum aber so oft bei Badstuber? Nicht jeder Profi ist auf gleiche Weise für den Fußball geeignet. Es gibt Spieler, deren Gelenke für die Belastungen nicht geschaffen sind, deren Muskeln, Bänder und Sehnen früher reißen als bei anderen.
Dazu kommen Spielweise und Bewegungsabläufe, die das Verletzungsrisiko in die Höhe treiben. Wer, wie Badstuber, im Grenzbereich unterwegs ist, mit dem lang gestreckten Bein die fehlenden Zentimeter zum Ball grätschen muss, landet häufiger auf dem OP-Tisch als Verteidiger, die den Angreifer geschmeidig ablaufen. Das Geschmeidige aber ist nicht Badstuber-Stil. Zweikämpfe führt der 26-Jährige mit Ecken, Kanten und ohne Rücksicht auf sich selbst. Aber ein Kämpfer wie Badstuber gibt auch jetzt nicht auf. „Einmal ein Kämpfer, immer ein Kämpfer. Jetzt erst recht!“, übermittelte er nach der Operation via Twitter.
Holger Badstuber verletzt: FC Bayern verliert den letzten Top-Innenverteidiger
Sein Trainingsunfall stürzt den FC Bayern nun in größte Personalnöte. Eine Woche vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Juventus Turin steht Trainer Pep Guardiola plötzlich ohne seine drei Top-Innenverteidiger Boateng (Muskelbündelriss), Martínez (Knie-OP) und Badstuber da. Die Bayern sind in der
Schalkes Nationalspieler Höwedes schrieb zwar an Badstuber: „Wir sehen uns in Frankreich bei der EM: auf dem Platz!“ Aber dieser Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen. Philipp Lahm benötigte in der vergangenen Saison nach einem Knöchelbruch vier Monate bis zum Comeback. Erst einmal trifft das Badstuber-Aus die Bayern hart. Vergangene Saison war der Ausfall der Asse Ribéry und Robben ein zu großes Handicap in der Champions League, jetzt tut sich ein großes Loch im Abwehrzentrum auf.
Der als Notnagel ausgeliehene Tasci sowie der ständig verletzte Benatia, der gerade erst wieder ins Teamtraining eingestiegen ist, stehen als gelernte Innenverteidiger zur Auswahl – und das gegen Juves Topstümer Paulo Dybala und Alvaro Morata. Die Marschroute bis zur Rückkehr von Boateng und Martínez lautet: Vorne Tore, Tore, Tore von Lewandowski und Co. – und hinten muss es halt Torhüter Manuel Neuer als Abwehrchef richten. mit dpa