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FC Bayern: Uli Hoeneß will wieder Bayern-Präsident werden

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Uli Hoeneß will wieder Bayern-Präsident werden

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    Uli Hoeneß würde Mats Hummels im Pokalfinale keine Elfmeterschießen lassen.
    Uli Hoeneß würde Mats Hummels im Pokalfinale keine Elfmeterschießen lassen. Foto: Angelika Warmuth (dpa)

    Der FC Bayern bekommt seinen Uli Hoeneß zurück und Uli Hoeneß seinen

    Ob der 2014 wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilte und Ende Februar vorzeitig aus der Haft entlassene Manager dann auch wieder Aufsichtsratsvorsitzender wird, wurde zunächst nicht bekannt. Traditionell leitet bei den Bayern der Vereinspräsident auch das Kontrollgremium der Profi-Abteilung.

    "Das war's noch nicht!", hatte ein emotionaler Hoeneß im Mai 2014 den jubelnden Anhängern bei seiner bis dato letzten Mitgliederversammlung zugerufen. So wollte sich der Ex-Profi nicht von seinem Lebenswerk verabschieden, als verurteilter Steuerhinterzieher, als Sträfling.

    Chef des Aufsichtsrats? Mal schauen

    Das Comeback nun zeichnete sich länger ab. Die Meisterfeierlichkeiten im Mai in der Allianz Arena und im Rathaus genoss Hoeneß merklich und trat sogar auf, als sei er längst wieder in Amt und Würden. Zuvor war er bereits wieder mit den Bayern auf Champions-League-Reisen gegangen und hatte in einer TV-Show über die Basketball-Abteilung referiert.

    Die Bayern-Familie demonstrierte zuletzt beachtliche Einigkeit darin, Hoeneß zu einer Rückkehr zu ermutigen - vor allem als sich abzeichnete, dass der Clubpatron nur die Hälfte der Haftstrafe absitzen muss und er schließlich am 29. Februar entlassen wurde.

    Das ist Uli Hoeneß

    Geburtstag: 5. Januar 1952 in Ulm

    Während seiner Profi-Laufbahn war Hoeneß meist als Mittelfeldspieler oder Außenstürmer aktiv.

    Er spielte für folgende Vereine: FC Bayern München (1970 bis 1978);  1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

    In 250 Bundesligaspiele erzielte er 86 Tore, in 35 Länderspielen fünf Tore

    Karriereende wegen chronischer Knieverletzung 1979, danach bis 2009 Manager des FC Bayern. Vom 27. November 2009 bis 14. März 2014 Bayern-Präsident. Seit 25. November 2016 wieder Präsident.

    Spieler-Titel: Europameister 1972, Weltmeister 1974, dreimal Europapokalsieger der Landesmeister 1974 bis 1976, dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger 1976, Olympia-Teilnehmer 1972

    Manager-Titel: Champions-League-Sieger 2001, UEFA-Cup-Sieger 1996, 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger 2001

    Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010 und 2013, DFB-Pokalsieger 2010 und 2013, Champions-League-Sieger 2013, Sieger europäischer Super-Cup 2013, Sieg Club-WM 2013

    Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    "Er ist grundsätzlich eine Bereicherung für den FC Bayern. Er ist ja immer schon präsent", sagte etwa Nationalspieler Thomas Müller. "Uli ist für den Verein sowas von wichtig. Ohne ihn wäre der FC Bayern nicht da, wo er jetzt steht", betonte Kapitän Philipp Lahm. Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, mit dem Hoeneß die Bayern zum Weltverein geformt hatte, sprach sich stets für eine Rückkehr aus.

    Selbst in der Liga scheint Hoeneß willkommen. "Eine Rückkehr von Uli Hoeneß würde ich begrüßen. Aus meiner Sicht gibt es keine Gründe, die dagegen sprechen würden", sagte etwa Wolfsburg-Clubchef Klaus Allofs.

     Auch die mächtigen Sponsoren der Münchner wichen Hoeneß nicht von der Seite - selbst als dieser vom Landgericht wegen Steuerhinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern schuldig gesprochen wurde. "Der Uli Hoeneß hat so viel für den FC Bayern gemeistert", sagte Adidas-Chef und Aufsichtsrats-Vize Herbert Hainer der Deutschen Presse-Agentur am Montag. "Jeder im Verein sehnt sich danach, dass er wieder stärker eingebunden wird. Ich habe es heute gelesen; es war für mich nicht überraschend, und natürlich freut mich das."

    Hainer selbst hatte nach dem Rücktritt von Hoeneß am 14. März 2014 den Vorsitz im Aufsichtsrat interimsmäßig übernommen, ehe Karl Hopfner auf den Posten gewählt wurde. Dieser soll nun wieder ins zweite Glied rücken, auch wenn er in den vergangenen Monaten Gefallen gefunden hat an den neuen Aufgaben an der Spitze des Rekordchampions.

    Hoeneß: Bayern-Präsident, Steuersünder, wieder Bayern-Präsident

    "Dies haben Karl Hopfner und Uli Hoeneß bei sehr angenehmen Gesprächen einvernehmlich so vereinbart", hieß es in der Mitteilung zum Verzicht Hopfners auf eine neue Kandidatur. Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber, selbst im Aufsichtsrat, lobte diese Entscheidung im "Handelsblatt" (Dienstag) als "Bayern-like".

    Uli Hoeneß: zurück beim FC Bayern.
    Uli Hoeneß: zurück beim FC Bayern. Foto: AFP PHOTO / CHRISTOF STACHE

    Hoeneß war 21 Monate in Haft, 14 davon im offenen Vollzug. Bei den Bayern hatte er Anfang 2015 als Freigänger einen Job im Jugendbereich bekommen. An der Säbener Straße war er immer schon mehr als nur ein Profi, Manager und bis zu seiner Verurteilung 2014 Präsident. Der gebürtige Ulmer führte den Verein an die nationale und internationale Fußball-Spitze und wurde das Gesicht des stolzen "Mia san Mia"-Clubs.

     Als Aktiver auf dem Fußballplatz verlief seine Karriere wie im Schnelldurchlauf: Mit 19 Jahren Profi, mit 20 Europameister, mit 22 Weltmeister, mit 27 Sportinvalide. Dann wechselte er ins Management der Bayern und erlebte von Bank und Tribüne aus unter anderem 19 Meistertitel, elf DFB-Pokalsiege und zwei Champions-League-Triumphe.

    Uli Hoeneß: Die Geschichte der Steueraffäre

    Uli Hoeneß: Vor vielen Jahren begann er an der Börse eine Zockerei, die ihn 2013 ins Visier der Justiz brachte.

    2001: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überweist Hoeneß in Form eines Kredits und einer Bürgschaft 20 Millionen D-Mark (10,23 Millionen Euro) auf ein Konto in der Schweiz.

    2002 bis 2006: In diesen Jahren handelt Hoeneß nach eigenen Worten teilweise Tag und Nacht an der Börse und macht weltweit Geschäfte.

    2008: Hoeneß machte nach eigenen Angaben schon in den Vorjahren zu viele Verluste. Mit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise sei es «endgültig in den Keller» gegangen, und er habe seine Geschäfte stark reduziert.

    August 2011: Nach langen Verhandlungen einigen sich Deutschland und die Schweiz darauf, dass in der Schweiz gebunkerte unversteuerte deutsche Vermögen nachversteuert werden. Das Abkommen, das später noch präzisiert wird, soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten.

    November 2012: Die von SPD und Grünen regierten Länder lassen das Abkommen im Bundesrat scheitern - damit kann Hoeneß seine Gewinne nicht nachträglich steuerrechtlich legalisieren.

    Am 17. Januar 2013 reicht Hoeneß nach eigenen Angaben Selbstanzeige bei der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim ein.

    März 2013: Das Finanzamt hat die Selbstanzeige schnell an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Am 20. März kommt es zur Hausdurchsuchung in Hoeneß' Anwesen am Tegernsee. Ihm wird der Haftbefehl eröffnet, dieser wird gegen eine Kaution und Auflagen außer Vollzug gesetzt.

    April 2013: Der «Focus» macht den Fall öffentlich.

    Juli 2013: Die Staatsanwaltschaft erhebt am 30. Juli Anklage gegen Hoeneß. Diese wird im November vom Landgericht München II unverändert zur Hauptverhandlung zugelassen.

    März 2014: Hoeneß wird wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

    Juni 2014: Hoeneß tritt seine Haft in der JVA Landsberg an.

    September 2014: Erster Ausgang - für einige Stunden kann Hoeneß das Gefängnis verlassen, um sich mit seiner Familie zu treffen.

    Januar 2015: Hoeneß wird Freigänger. Er muss jetzt nur noch zum Übernachten in die JVA, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern.

    Januar 2016: Die zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg entscheidet, dass die Haftstrafe zum 29. Februar zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Münchner Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Beschwerde.

    Februar 2016: Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommt mit 64 Jahren vorzeitig aus der Haft frei.

    Am 8. August 2016 teilt der FC Bayern auf seiner Homepage mit, dass Hoeneß wieder für das Präsidentenamt kandidieren wird. Sein Nachfolger Karl Hopfner verzichtet auf eine weitere Amtszeit. Im November wird Hoeneß wiedergewählt.

    2009 zog er sich als Manager zurück und wurde Präsident des FC Bayern - blieb aber das Gesicht des mächtigsten, erfolgreichsten und streitbarsten Vereins in Deutschland. Seine Reputation, die er sich durch Wohltätigkeitsaktionen, Spenden und Benefizspiele aufgebaut hatte, bekam durch den Steuerskandal gewaltige Risse. Von Herbst an hat er nun die Chance, dieses Image wieder aufzupolieren.

    AZ/dpa

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