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FC Bayern: Trotz 3:0-Sieg: Beim FC Bayern fliegen die Fetzen

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Trotz 3:0-Sieg: Beim FC Bayern fliegen die Fetzen

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    Wütend warf Franck Ribéry nach seiner Auswechslung sein Trikot weg. Der Ausraster passte ins Bild, das der FC Bayern gegen Anderlecht abgab.
    Wütend warf Franck Ribéry nach seiner Auswechslung sein Trikot weg. Der Ausraster passte ins Bild, das der FC Bayern gegen Anderlecht abgab. Foto: Tobias Hase, dpa

    Allein seiner Statur wegen unterscheidet sich der Blickwinkel von Niklas Süle gegenüber dem seiner Mitspieler. 1,95 Meter misst die Innenverteidiger-Kante, überragt damit alle anderen Fußballprofis im Kader des FC Bayern. Womöglich erläuterte Süle deshalb am Dienstag zu später Stunde eine Sicht der Dinge, die nicht mit der anderer Beteiligter einherging. „Die Stimmung in der Mannschaft ist überragend“, tönte er. „Wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.“

    Zu Süles Verteidigung: Der junge Mann, vor kurzem wurde er 22 Jahre alt, hatte beim mühsamen 3:0 gegen den RSC Anderlecht (hier zum Spielbericht) seine erste Champions-League-Begegnung bestritten, entsprechend dürften ihn bei seiner Einschätzung Glücksgefühle beeinträchtigt haben. Zudem trägt Jungnationalspieler Süle erst seit Sommer das Trikot der Roten, muss sich also mit bajuwarischen Gepflogenheiten erst noch vertraut machen. In München reicht gewinnen allein nicht. In die Bewertung fließt ebenso mit ein, wie Erfolg zustande kommt.

    Robben: "Da müssen wir kritisch sein"

    Titelsammler Arjen Robben weiß das. 33 Jahre ist er alt, seit acht Jahren wirbelt der umtriebige Rechtsaußen für die Bayern. Angesprochen auf Süles Ausführungen, entgegnete Robben lächelnd, jeder dürfe seine Meinung haben. Um danach sogleich zu verdeutlichen, dass er eine gegensätzliche habe. Robben sprach Klartext, gab den Mahner und Chefkritiker. Erst vor TV-Kameras, später vor schreibenden Journalisten.

    Mit ernster Miene sagte Robben: „Du musst Lust haben vor den eigenen Fans. Du musst Bock haben, die wegzuschießen.“ Tempo und Lust hätten gefehlt, um viele Tore zu machen. „Da müssen wir kritisch sein. Wir müssen uns hinterfragen – alle.“ Einen Seitenhieb Richtung Mitspieler Robert Lewandowski, der mit seinem vom Verein nicht autorisierten Interview für Wirbel gesorgt hatte, konnte sich Robben nicht verkneifen. „Wir müssen auf dem Platz reden, mit den Füßen.“

    Der Abend in der ausverkauften Arena hatte mit dem Platzverweis gegen Anderlecht und dem frühen Elfmetertor durch Lewandowski einen vielversprechenden Anfang genommen, in der Folge wirkten die Bayern allerdings lustlos, agierten ohne Verve und wenig zielstrebig. Einst hatten sie mit dem guardiolaschen Kurzpassspiel Abwehrreihen auseinandergezogen, nun wirkte ihr Spiel flexibel wie eine Betonmauer. Darüber hinaus mussten die Bayern froh sein, dass dem Ausgleich der Belgier ein Pfosten im Weg stand.

    Der Zusammenhalt hat gefehlt

    Äußerst bedenklich für die Bayern-Bosse: der fehlende Zusammenhalt, der gegen große Gegner wie demnächst Paris St. Germain entscheiden wird. Dass Süle von einer „überragenden Stimmung“ sprach, mutete ironisch an. Die Risse innerhalb des Teams waren nicht zu übersehen, das Binnenklima ist gestört. Als Lewandowski traf, gesellte sich kein Jubler zu ihm. Umgekehrt interessierten ihn reichlich wenig die Treffer von Thiago und Joshua Kimmich, Lewandowski drehte ab.

    Vollends zutage traten die tiefen inneren Gräben in der 72. Minute. Lewandowski vertändelte eigensinnig den Ball, statt zum einschussbereiten Robben zu passen. Der Niederländer, der selbst auf dem Platz Egoismen auslebt, reagierte erst entgeistert und weinte sich dann bei Franck Ribéry aus. Der Franzose wiederum wütete später wie ein trotziges Kindergartenkind. Widerwillig trottete er bei seiner Auswechslung vom Rasen, schleuderte sein nasses Trikot Richtung Ersatzbank. Dass er Trainer Carlo Ancelotti und Teamkollegen ohne Abklatschen links liegen ließ, passte ins Bild der offenkundigen Disharmonie.

    Sportdirektor Hasan Salihamidzic musste tätig werden, erstmals maßregelte er einen Star öffentlich. „Das ist nicht okay. Darüber werden wir sprechen“, sagte Salihamidzic. Eine Erklärung erwartete auch Trainer Ancelotti, der Ribéry fragen wollte, warum dieser so reagiert habe.

    Spielidee und Strategie bleiben ein Rätsel

    Dem italienischen Startrainer, unter anderem geholt wegen seiner Fähigkeiten als verständnisvoller Moderator und Menschenfänger, musste Ribérys divenhafter Ausraster zu denken geben – auch wenn der Vorfall am Mittwoch ausgeräumt worden sein soll.

    Ancelotti spürt Gegenwind. Spielidee und Strategie bleiben ein Rätsel, zudem droht er seine Gefolgschaft zu verlieren, weil er es sich mit Klubikonen verscherzt. Urbayer Thomas Müller ließ der Trainer einen Tag vor seinem 28. Geburtstag fast 80 Minuten zuschauen. Die Arena verließ Müller wortlos.

    Alle Neuigkeiten zum FC Bayern gibt es im News-Blog.

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