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FC Bayern: Termin mit dem Aufsichtsrat: Hoeneß kämpft um seine Ämter

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Termin mit dem Aufsichtsrat: Hoeneß kämpft um seine Ämter

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    Uli Hoeneß braucht eine gute Verteidigungsstrategie.
    Uli Hoeneß braucht eine gute Verteidigungsstrategie. Foto: Lukas Barth (dpa)

    Uli Hoeneß war beim FC Bayern immer die Abteilung Attacke, jetzt muss der mächtige Präsident und Aufsichtsratsboss ausnahmsweise eine erfolgreiche Verteidigungsstrategie finden. Zwei Wochen nach Bekanntwerden seiner Steuersünde wird der 61-Jährige am Montag vor allem die Sponsorenvertreter unter seinen acht Kollegen im Aufsichtsrat des Fußball-Rekordmeisters überzeugen müssen, dass er an der Spitze des Gremiums bleiben kann - zumindest vorerst. Ort und Zeitpunkt der ersten Zusammenkunft des Gremiums seit Beginn der Affäre sind unklar.

    Der Aufsichtsrat des FC Bayern

    Uli Hoeneß, Vorsitzender Präsident des FC Bayern München eV

    Herbert Hainer, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der adidas AG

    Rupert Stadler, Stellvertretender Vorsitzender Vorstandsvorsitzender der Audi AG

    Timotheus Höttges, Mitglied Vorstand Finanzen und Controlling der Deutschen Telekom AG

    Karl Hopfner , 1. Vizepräsident des FC Bayern München eV

    Helmut Markwort, Vorstandsmitglied bei Hubert Burda Media, Herausgeber des Nachrichtenmagazins FOCUS

    Dieter Rampl, Mitglied Verwaltungsratsvorsitzender der UniCredit Group, Aufsichtsratsvorsitzender der Börse München

    Dr. Edmund Stoiber, Bayerischer Ministerpräsident a.D., Ehrenvorsitzender der CSU

    Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE

    Das deutsche Champions-League-Finale zwischen den Bayern und dem nationalen Rivalen Borussia Dortmund verleiht der Causa Hoeneß vor der heiklen Zusammenkunft zusätzliche Brisanz. Denn der Schöpfer und Macher des deutschen Fußball-Branchenführers will den möglichen Triumph am 25. Mai im Wembleystadion unbedingt in Amt und Würden erleben, wie er bei seiner öffentlichen Interview-Beichte in der "Zeit" offenbarte: "Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten", erklärte "Mr. Bayern München".

    Großsponsoren sind auch ein Thema

    Indirekt beinhaltet die Hoeneß-Aussage eine Kompromisslösung,  die dem Vernehmen nach auch von den Großsponsoren im Aufsichtsgremium erwogen oder sogar angestrebt wird. Die Vorstandsbosse von Audi (Rupert Stadler) und Adidas (Herbert Hainer), deren Unternehmen jeweils mit 9,1 Prozent Anteilseigner an der FC Bayern München AG sind, wollen ebenso wie Timotheus Höttges vom Hauptsponsor Telekom und VW-Chef Martin Winterkorn in Zeiten verschärfter Regeln für saubere Unternehmensführung Schaden von ihren Firmen fernhalten.

    Die Manager schätzen Hoeneß, sie bewundern seine Lebensleistung für den FC Bayern. Sie dürften Hoeneß kaum zu einem sofortigen Rückzug drängen. "Der Einzige, der diese Entscheidung treffen kann, ist Uli selbst", sagte Franz Beckenbauer am Sonntagabend im TV-Sender Sky. "Es wird keiner von den Aufsichtsräten die Stimme erheben und etwas Negatives sagen. Dazu haben sie viel zu viel Respekt vor Uli", fügte der Bayern-Ehrenpräsident hinzu.

    Uli Hoeneß: Schonfrist bis Wembley?

    Zitate von und zu Uli Hoeneß

    «Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.» (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)

    «Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser.» (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner»)

    «In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen.» (Hoeneß 2012 in der Zeitung «Die Welt»)

    «Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt.» (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow «Günther Jauch»)

    «Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten.» (Hoeneß im Februar 2011 im «Hamburger Abendblatt»)

    «Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?» (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

    «Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum.» (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

    «Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.» (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

    «Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!» (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

    «Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager.» (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

    «Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern.» (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)

    «Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen.» (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

    Naheliegender erscheint die Option, die von Hoeneß mindestens erhoffte Schonfrist bis Wembley zu gewähren. Der Vereinspatron könnte seine Ämter nach dem Finale gegen Dortmund oder spätestens nach dem DFB-Pokal-Endspiel am 1. Juni gegen den VfB Stuttgart bis zur Klärung seines Steuerfalls ruhen lassen.

    Als Interimslösung wurde bereits Beckenbauer gehandelt. Der aber will wohl nicht. ""Ich habe mir da noch nicht eine Sekunde Gedanken drüber gemacht. Also stünde ich nicht bereit", sagte Beckenbauer. Er könne sich den FC Bayern ohnehin nicht ohne Hoeneß vorstellen. Sollte es zur Anklage kommen, dürfte Hoeneß aber nicht zu halten sein.

    Hoeneß als Bauchmensch bekannt

    Die Situation ist heikel, zumal Hoeneß auch als Bauchmensch bekannt ist. "In so einer Situation ist man natürlich leicht geneigt, emotional zu reagieren", antwortete er in der "Zeit" auf die Frage nach seiner Zukunft beim FC Bayern. Den 61-Jährigen hatte es sehr getroffen, wie schnell sich Politiker, angefangen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), von ihm abgewendet haben. Vom Aufsichtsrat des Clubs wird er sich mehr Loyalität und Unterstützung erhoffen.

    In dem Führungsgremium kann er auf langwierige Weggefährten wie den früheren Finanzvorstand und jetzigen Vizepräsidenten Karl Hopfner bauen, der bei Fußballspielen neben ihm auf der Tribüne sitzt. Der langjährige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) war Hoeneß' Sitznachbar beim Bankett nach dem 3:0-Erfolg in Barcelona. Man unterhielt sich angeregt. Herausgeber Helmut Markwort, dessen Magazin "Focus" den Steuerfall publik gemacht hatte, fühlt sich Hoeneß "freundschaftlich verbunden", wie er früher bemerkte. Außerdem gehört noch Dieter Rampl von der UniCredit Group dem Aufsichtsrat an.

    Vor Vorverurteilung gewarnt

    Adidas-Chef Hainer ermahnte Medien und Öffentlichkeit, nicht den Fehler zu machen, "Uli Hoeneß vorzuverurteilen". Hilfreich für den Präsidenten könnte sein, dass der stellvertretende Aufsichtsratschef Hainer versicherte, dass der Millionen-Kredit des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus nicht in Zusammenhang mit dem Einstieg des Sportartikelherstellers als Anteilseigner der FC Bayern AG im Jahr 2001 gestanden habe: "Wir sind da absolut sauber."

    Auch Hoeneß hatte Verbindungen seines Steuerfalls zum FC Bayern kategorisch ausgeschlossen. Sein Schweizer Konto sei "ganz allein Uli Hoeneß" gewesen. Kein Sponsor hat seit Bekanntwerden der Affäre sein Engagement beim Rekordmeister infrage gestellt. "Wir sind mit der Zusammenarbeit absolut zufrieden", betonte Hainer am Freitag.

    Auf den Prüfstand kommt die weitere Zusammenarbeit mit dem Vereinspatron. Rücktritt, Amtspause oder ein Weiter-so lauten die Optionen. "Ich kann mir den FC Bayern ohne Uli Hoeneß gar nicht vorstellen", hatte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge zu Beginn der Steueraffäre erklärt. Denkt der Aufsichtsrat auch noch so? dpa/AZ

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