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FC Bayern: "Realitätsverlust": Die Pressestimmen zur Medienkritik der Bayern

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"Realitätsverlust": Die Pressestimmen zur Medienkritik der Bayern

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    Die Bosse des FC Bayern haben auf einer Pressekonferenz am Freitag zu einem Rundumschlag gegen die Medien aus. Wie diese reagieren, zeigen wir im Überblick.
    Die Bosse des FC Bayern haben auf einer Pressekonferenz am Freitag zu einem Rundumschlag gegen die Medien aus. Wie diese reagieren, zeigen wir im Überblick. Foto: Matthias Balk (dpa)

    Kicker: Die denkwürdige Pressekonferenz der Bayern-Bosse bot einen hohen Spaßfaktor, aber auch die Erkenntnis: Der sonst so souveräne Rekordmeister ist verletzlich und dünnhäutig geworden. Unterm Strich hat die Abteilung Attacke als Doppelspitze ein Eigentor geschossen, das so nicht hätte fallen müssen. Denn souverän geht anders. Dazu kommt: Der Druck auf Spieler, Trainer, Sportdirektor und, ja, auch die Chefs, hat sich damit noch einmal extrem erhöht.

    11 Freunde: Die moralische Doppelbödigkeit der Bayern mal beiseite, sollte doch den Bossen des größten deutschen Fußballvereins, die zudem schon seit Jahrzehnten im Geschäft sind, klar sein, dass ein Bayern-Wappen auf der Brust nicht davor feit, sportlich bewertet zu werden, ganz im Gegenteil. Das ist der Job der Journalisten, das Recht auf freie Berichterstattung steht übrigens ebenfalls im Grundgesetz, in Artikel 5. Tatsächlich wirkte der Verein nie dünnhäutiger, instabiler, ja kleinkarierter als auf dieser PK. Deren wichtigsten Satz sagte übrigens Karl-Heinz Rummenigge, der an einem früheren Punkt der PK fragte: "Geht's eigentlich noch?" Es war der einzige Satz, dem man zustimmen konnte.

    Sportbild: Es sei noch kurz daran erinnert, dass hier zwei verurteilte Steuerhinterzieher mehr Würde, Anstand und Respekt einforderten. Natürlich ist es legitim, Berichterstattung über den FC Bayern anzuprangern oder gerichtlich dagegen vorzugehen. Und jeder Fehler, den Journalisten machen, (...) tut weh und muss richtiggestellt werden. Aber berechtigte Kritik muss man aushalten können, wenn man einen Verein wie Bayern München führt, der vier Spiele nicht gewonnen hat und auf Platz 6 steht. Dazu gibt es zum Glück auch einen Artikel im Grundgesetz: Pressefreiheit! Als Gesamteindruck bleibt: Die Krise beim

    Spiegel: Die kurzfristig angesetzte Pressekonferenz spricht dafür, dass nach so vielen Jahrzehnten der Regentschaft Hoeneß/Rummenigge ein gewisser Realitätsverlust an der Klubspitze kaum mehr zu verleugnen ist. Das war nicht mehr die alte Abteilung Attacke. Das war stattdessen das Schießen mit Schrot, ungezielt, gestreut in alle Richtungen. Diese Pressekonferenz hatte letztlich nur unfreiwilligen Entertainmentcharakter. So zerstört man sich das eigene Denkmal. Und es bleibt der Eindruck, lediglich von der derzeitigen sportlichen Malaise ablenken zu wollen. Das ist zu durchschaubar.

    Welt: Rummenigge und Hoeneß bedienten sich trumpscher Rhetorik und machten die Medien zum Schuldigen ihrer verfehlten Vereinspolitik. Die Bayern demaskierten sich als provinziell und beendeten auf schauerliche Weise die Mär vom Weltklub. Bei Giovanni Trapattonis legendärer Wutrede 1998 gab es am Ende noch Applaus. Sie kam aus dem Herzen und nicht aus der Aktentasche mit Klagen und Unterlassungserklärungen, die nichts über den Wahrheitsgehalt einer Berichterstattung aussagen. Fairness ist die kleine Stimme, die hinter jedem Streit hörbar sein sollte. Sportsmänner sollten das wissen. Rummenigge und Hoeneß können keine Sportsmänner (mehr) sein.

    Zeit: Der Auftritt von Rummenigge und Hoeneß war eine folklorehafte Mischung aus Komödie und Strafstunde. Die Journalisten mussten sich manchmal das Lachen verkneifen, in den Sozialen Medien gab es Hohn, die Pressekonferenz kann sich mit der legendären Trapattoni-Rede ("Ich habe fertig") messen. Aber eins immerhin wurde geklärt. Wer wissen wollte, ob die Bayern in der Krise sind, der bekam von den drei Chefs eine unmissverständliche Antwort. Auf dem Platz kann man den Bayern wieder die Lederhosen ausziehen. Jetzt, nach dieser denkwürdigen Pressekonferenz, ahnt man: Man muss den Bayern die Lederhosen nicht mehr ausziehen, das können sie ganz allein.

    Augsburger Allgemeine: Das schafft nur der FC Bayern: Gegnerische Spieler als „geisteskrank“ (Bellarabi) zu bezeichnen oder zu behaupten, dass sie jahrelang „Dreck gespielt haben“ (Özil) – um dann für sich in Anspruch zu nehmen, die Medien für ihre Kritik zu tadeln. Der Auftritt von Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidzic war eine Frechheit und des FC Bayern nicht würdig. Die Pressekonferenz hat gezeigt, dass der FC Bayern ein Führungsproblem bekommt, wenn sich der Verein nicht bald personell erneuert. Das ist das Problem der Münchner – und nicht die Kritik der Medien. Den gesamten Kommentar lesen Sie hier: Pressekonferenz war des FC Bayern nicht würdig

    (AZ)

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