Joshua Kimmich ist ein Profi-Spieler, der sich glaubwürdigerweise sozial engagiert. Unter der Woche besuchte der Bayern-Spieler zusammen mit Michael Köllner, Trainer des TSV 1860 München, die Haunersche Kinderklinik in München, in der schwer kranke Kinder betreut werden. Zusammen mit seinem Mitspieler Leon Goretzka gründete er zu Beginn der Corona-Pandemie die Initiative "We kick Corona", mit der bis heute 3,7 Millionen Euro für soziale Projekte gesammelt wurden. Jeweils eine halbe Million stammen von Kimmich und Goretzka selbst.
Bezüglich seines gesellschaftlichen Engagements ist auf der Homepage des Projektes zu lesen: "Jeder von uns muss seinen Anteil tragen und darf nicht die Augen verschließen. Die großen Generationenfragen können nur von starken Gesellschaften gemeistert werden. Und zu einer Gesellschaft gehören wir alle – du, ich und unsere Kinder und Kindeskinder."
Die Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen steigen massiv an
In dieses Bild mag es nicht passen, dass Kimmich selbst noch nicht geimpft ist – und aktuell auch nicht vorhat, dies zu ändern. Zurzeit steigen die Inzidenzwerte massiv, erstmals seit Mai erreichte der Wert im Bundesgebiet die Marke 100, das RKI meldete am Samstag über 15.000 Neuinfektionen. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, die sich nicht impfen lassen können, sind die Werte hoch. Virologe Christian Drosten sprach bereits von einer "Pandemie der Ungeimpften", weil sich auf den Intensivstationen mehrheitlich ungeimpfte Personen befänden.
Warum er sich bislang noch nicht immunisieren ließ, erklärte Kimmich nach Spielende des 4:0- Sieges gegen die TSG Hoffenheim im Sky-Interview. Kimmich betonte darin, erst einmal Langzeitstudien zu den aktuellen Impfstoffen abwarten zu wollen: "Ich habe für mich persönliche Bedenken, was die Langzeitfolgen angeht. Aber ich nehme meine Verantwortung wahr, lasse mich regelmäßig testen."
Sein soziales Engagement sieht Kimmich davon nicht in seiner Glaubwürdigkeit erschüttert: "Das heißt nicht, dass ich das (mein Engagement gegen Corona, d. Red.) nicht lebe. Ich halte mich an Hygienemaßnahmen, werde alle zwei, drei Tage getestet. Bei We Kick Corona geht es um karitative Hilfe für Länder, die keinen Zugang zu Impfstoff haben. Jeder sollte die Möglichkeit und freie Wahl haben, darum geht es." Dass er sich generell impfen lassen wolle, wolle er nicht ausschließen - nur zum jetzigen Zeitpunkt möchte er das jedoch nicht tun: "Es ist nicht so, dass ich ein Corona-Leugner oder Impfgegner bin. Das finde ich schade in der Debatte. Es gibt Menschen, die einfach Bedenken haben und ich finde das sollte man respektieren, so lange man sich an die Maßnahmen hält."
Salihamidzic: "FC Bayern empfiehlt, sich impfen zu lassen"
Hasan Salihamidzic, der Sportdirektor des FC Bayern, hatte zuvor betont: "Der FC Bayern empfiehlt, sich impfen zu lassen, genau so wie ich persönlich, um unter anderem vielleicht allen ein normaleres Leben zu ermöglichen." Aber weil es in Deutschland keine Impfpflicht gebe, habe der Verein "die Empfehlung ausgesprochen und jeder darf das selber entscheiden", sagte der 44-Jährige.
Trainer Julian Nagelsmann, der selbst trotz eines doppelten Impfstatus an Corona erkrankt ist, hatte sich nach seiner Erkrankung wie folgt geäußert: "Wie die Verläufe sind, wenn man nicht geimpft ist, kann man in den Kliniken gerne erfragen. Deswegen plädiere ich dafür und bin nach wie vor der Meinung, dass es gut ist, sich impfen zu lassen, aber werde niemals einen Menschen, der bei gesundem Menschenverstand ist, dazu zwingen." Dino Toppmöller, der Nagelsmann beim 4:0-Sieg gegen Hoffenheim vertrat, sagte zur Diskussion um Kimmich: "Er hat sich dafür entschieden, das nicht zu machen. Das respektiere ich und damit ist der Fall für mich erledigt."