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FC Bayern: Oliver Kahn: Vom Praktikum zum Katastrophenfilm im Schnelldurchlauf

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Oliver Kahn: Vom Praktikum zum Katastrophenfilm im Schnelldurchlauf

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    Oliver Kahn soll im Januar 2022 Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern ablösen. Nun steht er schon frühzeitig in der Verantwortung.
    Oliver Kahn soll im Januar 2022 Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern ablösen. Nun steht er schon frühzeitig in der Verantwortung. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

    Ist das wirklich noch derselbe Mann? Der nach einem 0:2 auf Schalke als maßgeblichen Grund für die Niederlage angegeben hatte: „Eier, wir brauchen Eier.“ Der kurz davor stand, Gegenspieler in den Hals zu beißen oder per Kung-Fu-Tritt in die ewigen Torjäger-Jagdgründe zu schicken. Er hört zumindest immer noch auf den gleichen Namen: Oliver Kahn.

    Oliver Kahn ist erfolgreich und auch krisenfest

    Statt Torwarttrikot trägt er Hemd und statt „weiter, immer weiter“ sagt er nun: „Eine Krise ist immer ein Resilienz-Test.“ Resilienz-Test. Gemeint ist damit die psychische Widerstandsfähigkeit – und von der besitzt Kahn seit jeher allerhand. Er ließ sich mit Bananen und Golfbällen bewerfen, strebte öffentlich in eine ferneheliche Affäre, griff in einem WM-Finale fatal daneben, gewann Champions League und acht Meisterschaften. Weiter, immer weiter.

    Kahn ist Vorstandsmitglied des FC Bayern, er soll in zwei Jahren Karl-Heinz Rummenigge als Chef ablösen. Die Zeit bis dahin war als Premium-Praktikum gedacht. Kahn sollte sämtliche Bereiche kennenlernen und so auf die Führungsaufgabe vorbereitet werden. Krisen kennen keine Einarbeitungszeit. Die Corona-Pandemie beschleunigt Kahns Eignungstest.

    Kahn leitet die Corona-Taskforce-Gruppe des FC Bayern

    Der 50-Jährige ist Leiter der Corona-Taskforce-Gruppe des FC Bayern. „Da kann ich es mir nicht auf dem Sonnendeck gemütlich machen, sondern muss im Maschinenraum mithelfen, dass das Schiff auf Kurs bleibt“, sagte er der Sportbild. Es war das erste Interview Kahns als Verantwortlicher des FC Bayern. Zum gleichen Zeitpunkt veröffentlichten die Münchner im klubeigenen Magazin ein Gespräch mit Kahn. Er ist derzeit das Gesicht des FC Bayern.

    Die Münchner fühlen sich mit Kahn gut aufgestellt für die Zukunft. Resilienz und Eier, Rasen und Business. Fußball ist aber auch in Krisenzeiten zu Teilen ein Tagesgeschäft. Visionäre Entscheidungen sind nicht gefragt, wenn Jerome Boateng seinen Wagen weit entfernt von München in die Leitplanken setzt. „Mit dieser Entfernung von seinem Wohnort handelte Boateng den Vorgaben des Vereins zuwider“, schrieben die Bayern in einer Pressemitteilung. Die fällige Geldstrafe kommt Münchner Krankenhäusern zugute. Boateng allerdings nimmt für sich familiäre Beweggründe in Anspruch. Seinem Sohn sei es gesundheitlich schlecht gegangen, weshalb er aufbrach, um ihn zu besuchen. „Ich möchte den Vater sehen, der in so einem Moment nicht losfährt, um an der Seite seines vierjährigen Sohnes zu sein. Wenn es dafür dann eine Strafe gibt, dann Respekt. Ich finde das traurig“, sagte er der Bild.

    Ob Oliver Kahn wirklich Leroy Sané verpflichten will?

    Kahn dürfte zumindest Mitspracherecht haben, wenn es um die Sanktionierung geht. Er ist selbstverständlich auch involviert, wenn es um die künftige sportliche Ausrichtung der Münchner geht. Kommt nun Leroy Sané oder nicht? Laut Kicker haben die Bayern von der Idee weitestgehend Abstand genommen, sich um den 24-Jährigen zu bemühen. Kahn selbst mag der Persönlichkeitsstruktur wieder mehr Gewicht beimessen bei möglichen Verpflichtungen. „Siegermentalität, Demut, Disziplin und Durchhaltevermögen gehören genauso zum Anforderungsprofil wie die sportliche Qualität des Spielers“, so der 50-Jährige. Mehr van Bommel, weniger Coutinho. Dazu müssen noch die Arbeitsverträge mit Manuel Neuer und Thomas Müller ausgehandelt werden. Mit beiden möchten die Bayern die 2021 auslaufenden Verträge verlängern. Aber zu welchen Konditionen? Neuer hätte wohl gerne ein Arbeitspapier, das ihm noch bis 2025 Zahlungen garantiert. Dann wäre er 39 Jahre alt.

    Entscheidungen, die inmitten einer Phase zu treffen sind, die Kahn in dieser Form „bisher nur aus Katastrophenfilmen“ kannte. Immerhin muss der Vorstand keine Alleingänge wagen. Er pflege einen „partizipativen Führungsstil“, sagt Kahn. Der Oliver Kahn, der als Einzelgänger bekannt war. Derselbe und doch ganz anders.

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