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FC Bayern: Lasst die Pep-Spiele beginnen

FC Bayern

Lasst die Pep-Spiele beginnen

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    Da geht's lang. Pep Guardiola gibt beim FC Bayern mittlerweile die Kommandos.
    Da geht's lang. Pep Guardiola gibt beim FC Bayern mittlerweile die Kommandos. Foto: Tobias Hase, dpa

    Sechs Wochen ist es nun her, dass Josep Guardiola i Sala an  einem Montag um Punkt zwölf Uhr, den Mediensaal des FC Bayern betreten hat. In seinem Gefolge: die Bayernspitze mit Rummenigge, Hoeneß und Sammer. N-tv, N24 und Sky übertrugen live. Die Zeremonie war einem Papstbesuch angemessen. Keine Ankunft eines Fußball-Trainers hat je einen vergleichbaren Wirbel verursacht, wie der erste Arbeitstag des 42-jährigen Spaniers.

    Barcelona gelang Zusammenspiel von Ästhetik und Erfolg - nichts anderes erwartet man von Guardiola

    Warum eigentlich? Darauf gibt es mehrere Antworten. Zum einen kommt Guardiola vom FC Barcelona, jenem Klub, der bis vor Kurzem noch, wie kein anderer für das gelungene Zusammenspiel von Ästhetik und Erfolg im Fußball stand.

    Guardiola hat dieses Modell über fünf Jahre hinweg entwickelt. Dann ist er gegangen, hat seinem Wunderwerk aus freien Stücken den Rücken gekehrt. In New York hat er ein Jahr Abstand vom Fußball genommen, über sich und sein Leben nachgedacht. Bis eines Tages Uli Hoeneß mit einem unterschriftsreifen Vertrag vor der Tür seines Appartements stand.

    Damit beginnt der andere Teil der Geschichte. Als der Spanier beim FC Bayern unterschrieb, waren die Münchner noch weit vom Triple entfernt und Guardiolas Aussichten in seiner Premieren-Saison beim FC Bayern erstmals in dessen Vereinsgeschichte, Meisterschaft, Champions League und DFB-Pokal zu gewinnen, waren nicht schlecht. Aber er ist zu spät gekommen. Jupp Heynckes hat in seinem letzten Trainerjahr alles abgeräumt. Dem Neuen bleibt nichts, als das Einmalige zu wiederholen.

    Wie übertrifft Guardiola die Heynckes-Festspiele?

    Eine Tragik, die seiner Aufgabe schon am Anfang jenen Bruch verleiht, der den Reiz außergewöhnlicher Geschichten ausmacht. Irgendetwas wird Guardiola schaffen müssen, um die Heynckes-Festspiele zu übertreffen. Wie immer, wenn ein neuer Trainer nach München kommt, sind Präsidium und Fans überzeugt davon, dass der Auserwählte Einzigartiges vollbringt.

    Für Uli Hoeneß wäre das mit der Wiederholung des Triples geschafft. „Oben sein ist das eine oben zu bleiben das andere. Es ist die schwierigste Aufgabe, die ein Trainer haben kann“, erklärt der Präsident und nennt auch gleich den Einzigen, dem er die Aufgabe zutraut: „Wenn nicht Pep, wer sonst?“

    Dafür hat der FC Bayern seinen schon glänzenden Kader um weitere Preziosen aufgewertet. Erst Mario Götze, dann, auf ausdrücklichen Wunsch Guardiolas, Thiago Alcantara („Thiago oder keinen“).

    4-1-4-1 heißt der Schlüssel zur Spielveredelung

    Kombinationsspieler wie sie Guardiola für seine Vorstellung von Fußball benötigt. Dabei orientiert sich der neue FC Bayern am alten FC Barcelona. 4–1–4–1 heißt der Schlüssel zur Spielveredelung. Das System ist offensiver und riskanter, als das bisherige Bayern-Modell. Der Ball zirkuliert, dass dem Gegner schwindelig wird.

    „Echt komisch“, fand Franck Ribéry das anfangs. Der Franzose, der gerne sein eigenes Spiel spielt, wird sich daran gewöhnen müssen. Guardiola ist der Boss. Sein Eingangssatz, „das Spiel den Spielern anzupassen, nicht umgekehrt“, war wohl eher als Beschwichtigung für jene gedacht, die befürchteten, er werde das Spiel auf den Kopf stellen.

    Genau das versucht er seit Wochen. In einem Mix aus Deutsch, Englisch und Spanisch bläut er seinen Stars die neue Zeit ein. Anders als Heynckes, der beim Training eher Beobachter war, rückt Guardiola den Spielern auf die Pelle. Er will so nahe an ihnen dran sein, wie es nur irgendwie geht.

    Der FC Bayern soll neu erfunden werden

    Also sieht man ihn, wie er im Training vor dem ausgepumpten Ribery kniet, und leidenschaftlich auf ihn einredet, wie er den rechten Arm um Mario Mandzukic legt, während er mit dem linken Laufwege in die Luft zeichnet.

    Guardiola will mehr, als nur die Arbeit seines Vorgängers fortsetzen. Er will den FC Bayern, zumindest auf dem Rasen, neu erfinden. Ein Experiment auf hohem Niveau, das auch schiefgehen kann. Das verlorene Supercupspiel gegen Dortmund hat eine Vorstellung davon geliefert.

    Viele Pleiten dieser Art darf sich der 42-Jährige nicht leisten, sonst wird der Wirbel um ihn noch viel größer, als bei seiner Ankunft. Schon eine Pleite heute gegen Gladbach würde das Münchner Selbstverständnis leicht erschüttern.

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