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FC Bayern: Keine Schönheitsoperation ohne Schmerzen

FC Bayern

Keine Schönheitsoperation ohne Schmerzen

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    Arjen Robben und die Frage, die die Münchner derzeit umtreibt.
    Arjen Robben und die Frage, die die Münchner derzeit umtreibt. Foto: dpa

    Entgegen der vorherrschenden Meinung steht der FC Bayern nicht kurz davor seine Mannschaft wegen Chancenlosigkeit vom Spielbetrieb zurückzuziehen. Die Situation ist nicht neu für den deutschen Rekordmeister. Auch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten standen die Münchner während einer Saison oft am Scheideweg. Oft nahm der Verein die richtige Biegung, wurden die Weichen doch noch auf Erfolg gestellt.

    Uli Hoeneß – Stationen einer Karriere, Stationen eines Lebens

    Geburtsort: Ulm

    Spieler: Mittelfeldspieler, Stürmer Stationen: FC Bayern München (1970 bis 1978), 1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

    250 Bundesligaspiele (86 Tore) 35 Länderspiele (5 Tore)

    Spieler-Titel: Europameister (1972), Weltmeister (1974), dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 –1976), dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (1976), Olympia-Teilnehmer, 72

    Manager: 1979 beendet Hoeneß seine Fußballkarriere wegen chronischer Kniebeschwerden. Danach ist er bis 2009 Manager

    Manager-Titel: Champions-League-Sieger (2001), UEFA-Cup-Sieger (1996), 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (2001)

    Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010, DFB-Pokalsieger 2010

    Auszeichnungen: Unternehmer des Jahres (1999), Bayerischer Sportpreis (2006), Bambi (2009)

    Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder

    Ermittlungen: Im April 2013 wurde bekannt, dass sich Hoeneß wegen möglicher Steuerhinterziehung selbst angezeigt hat

    Im März 2014 wurde Hoeneß zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er entschloss sich, keine Revision einzulegen und trat von allen FC-Bayern-Ämtern zurück.

    Erleichterung bei Uli Hoeneß im Februar 2016: Der ehemalige Bayern-Präsident wird vorzeitig aus der Haft entlassen.

    Genau genommen waren es sogar jene Situationen, die die Münchner Ruhm, Erfolge, Anerkennung und auch abgrundtiefe Ablehnung sammeln ließ. Sowohl auf dem Feld als auch neben den Platz. Angefangen beim ersten Erfolg im Europapokal der Landesmeister als Katsche Schwarzenbeck erst mit einem Treffer in der letzten Minute der Verlängerung ein Wiederholungsspiel ermöglichte. Über die kommenden Spielzeiten, als die Münchner Bundesliga Bundesliga sein ließen und sich darauf spezialisierten internationale Titel zu häufen. Ließen sich von Uli Hoeneß bereitwillig Selbstvertrauen und Wirtschaftsmacht einhauchen, als der Manager den mittlerweile vor sich hindarbenden Club übernahm.

    Machten sich einen Spaß daraus, die besten Spieler der Konkurrenten wegzukaufen, um sie anschließend auf der Bank versauern zu lassen. Zogen aus dem grandiosen Scheitern im Champions-League-Finale 1999 die Wut um den Titel zwei Jahre später zu holen.

    Die Bayern erfanden sich nicht immer wieder neu. Sie drehten lediglich mit Vehemenz an den nötigen Stellschrauben. Selbstbewusst. Immer in dem Gefühl, das Heft des Handelns in der Hand zu haben. Das war einmal.

    Für was soll der FC Bayern stehen?

    Derzeit wirken die Münchner verwirrt, auf der Suche nach dem Selbstverständnis. "Mia san Mia" ist nicht mehr als eine Floskel. Viel eher fragt man sich derzeit: "Wer san Mia?" Früher stand der FC Bayern nicht für Spektakel. Seine Maxime war der Erfolg. Egal wie. Man gefiel sich sogar darin, Spiele und Titel auf unansehnliche Art zu gewinnen. Schockte und ärgerte damit die Konkurrenz.

    Als eine seiner letzten Amtshandlungen als Manager wollte Uli Hoeneß dem FC Bayern, seinem Verein, zu einem anderen Bild in der Öffentlichkeit verhelfen. Die Münchner sollten nicht mehr gefürchtet, sie sollten geliebt werden. Der Erneuerer Klinsmann und der Sturrkopf van Gaal scheiterten. Man wollte sich einer Schönheitsoperation unterziehen, akzeptierte aber nicht die Schmerzen, die mit einem derartigen chirurgischen Eingriff einhergehen.

    Der neue Sportdirektor Christian Nerlinger brauchte lange Zeit, bis er ein wenig aus dem langen Schatten Hoeneß' ein wenig heraustreten konnte. Derzeit wird aber immer klarer, dass er bei der Kaderzustammenstellung Fehler gemacht hat. Keine Alternativen in der Abwehr und im Angriff. Kein adäquater Ersatz für Bastian Schweinsteiger. Der Kader ist für den Optimalfall zusammengestellt. Keine Saison verläuft optimal. Vergleiche mit Borussia Dortmund sind unfair. Zum einen, weil Jürgen Klopp mittlerweile bereits das vierte Jahr dort ist - und auch ihm anfangs nicht alles glückte. Zum anderen, weil gerade die Dortmunder international in dieser zeit regelmäßig enttäuschten. Imponierend aber ist, wie sie mit personellen Ausfällen umgehen. Götze, Bender oder auch Hummels sind in dieser Spielzeit bereits wochenlang ausgefallen ohne dass es einen Qualitätsverlust gegeben hätte.

    Die Münchner hingegen verwalteten größtenteils ihren Kader. Lediglich der Zukauf von Manuel Neuer sorgte für merklich mehr Qualität - auch wenn der Nationaltorhüter derzeit nicht auf der Höhe seiner Schaffenskraft ist.

    Die Scheu, Entscheidungen zu treffen

    Die vor der Haustüre spielenden Bender-Zwillinge ließ man vom TSV 1860 München einfach in Richtung Leverkusen und Dortmund entschwinden. Marco Reus entschied sich ebenfalls für

    Nun steht man also wieder einmal am Scheideweg einer Saison. Eine Gabelung, die möglicherweise über mehr als den weiteren Verlauf der jetzigen Spielzeit entscheidet. Doch die Münchner haben ihren inneren Kompass verloren. Lavieren mehr als zu steuern. Es fehlt an der eigenen Überzeugung. Vielleicht sind Jupp Heynckes und Christian Nerlinger mit ihrer moderierenden Art derzeit die Richtigen, um zumindest das Entern des in Seenot geratenen Schiffes zu verhindern. Dass sie dem Verein wieder das an Arroganz grenzende Selbstbewusstsein einhauchen, ist hingegen unwahrscheinlich.

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