Entgegen aller Unkenrufe, die aus guten Gründen auch von Trainer Pep Guardiola selbst kamen, ist der FC Bayern München mit einem Sieg in die Nach-WM-Runde gestartet. Beim 2:1 gestern Abend im Eröffnungsspiel gegen den VfL Wolfsburg durch Tore von Thomas Müller und Arjen Robben blieb zwar vieles Stückwerk, aber die ersten drei Punkte nahm der Titelverteidiger angesichts seiner vielfältigen Probleme gerne mit.
Bevor der Ball in die 52. Bundesliga-Saison rollte, standen erst einmal Ehrungen an. Kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh zeichnete Manuel Neuer als Fußball des Jahres aus und dann gab es tosenden Applaus für die sechs Münchner Weltmeister, von denen sich mit dem verletzten Bastian Schweinsteiger und dem noch gesperrten Jerome Boateng aber zwei wieder auf die Tribüne verziehen mussten. An Toni Kroos ging ein Gruß ins ferne Madrid.
Robben und Gaudino in der Startelf
Guardiola wartete in seiner Startformation mit zwei Überraschungen auf. Den 17-jährigen Gianluca Gaudino, den der Spanier zum Beginn der Vorbereitung in seinen Kader übernommen hat, hatte ebenso kaum jemand auf der Rechnung wie Arjen Robben, der weder im Supercup-Spiel gegen Dortmund noch im Pokal in Münster zum Kader gehört hatte.
Die Bayern brauchten eine halbe Stunde, um auf Touren zu kommen. Ballverluste und Missverständnisse kennzeichneten die Anfangsphase. Mit etwas mehr Mut hätte Wolfsburg einiges dafür tun können, erstmals seit dem legendären 5:1 im Meisterjahr 2009 wieder einen Sieg gegen die Münchner zu landen. Aber der VfL – mit den drei Neuzugängen Sebastian Jung, Joshua Guilavogui und Aaron Hunt – ging lieber auf Nummer sicher.
Das rächte sich für den Vorsaisonfünften. Mit der Doppelchance von Robert Lewandowski war der FC Bayern im Spiel. Zwei Mal rettete Max Grün, der Wolfsburger Ersatztorwart, gegen den letztjährigen Torschützenkönig. Wichtig: Lahm rückte immer häufiger auf und brachte jene Linie ins Münchner Aufbauspiel, die vom Verlegenheitsmittelfeld nicht ausging.
Tore fallen kurz vor und kurz nach der Halbzeit
Das Führungstor durfte sich zu einem Gutteil Robben zuschreiben lassen. Der beste Münchner tanzte VfL-Innenverteidiger Robin Knoche aus, Müller hielt den Fuß hin – 1:0 (37.) und riesige Erleichterung beim Titelverteidiger, der bis zur Pause alles im Griff hatte.
Und mit Wiederbeginn ging alles ganz schnell. Gerade mal eine Minute war gespielt, da konterten die Bayern ihren Gegner aus. Robben stibitzte Guilavogui im Mittelfeld den Ball, zog im Zusammenspiel mit Müller und Lewandowski davon und hatte auch noch die Durchsetzungskraft, präzise zum 2:0 abzuschließen (47.).
Lange durfte sich der FC Bayern darüber nicht freuen. Der Ex-Münchner Ivica Olic überwand Neuer nach einem Einwurf mit einem herrlichen Distanzschuss (52.) und brachte die Spannung zurück.
Danach verlief das Spiel ausgeglichen. Lewandowski scheiterte mit einem versuchten Lupfer über Grün (57.), auf der Gegenseite rettete Lahm in höchster Not vor Olic, als de Bruyne der Münchner Abseitsfalle entwischt war (60.). Der Belgier sorgte kurz darauf wieder für Aufregung, diesmal klärte Neuzugang Juan Bernat gerade eben noch gegen ihn (63.).
FC Bayern leidet noch unter den Folgen der WM
Konditionell machte sich bei den Münchnern bemerkbar, dass sie mehr WM-Teilnehmer in ihren Reihen hatten als der Gegner. Die Räume wurden nicht mehr konsequent geschlossen.
Die mit Maximilian Arnold, Daniel Caligiuri und Junior Malanda aufgefrischten Gäste hatten in der Schlussphase Vorteile. Malanda hätte den Ausgleich erzielen müssen, traf aber nur die Latte und stolperte den Nachschuss neben das leere Tor (80.).
So brachte der FC Bayern den knappen Vorsprung glücklich über die Zeit. Am Ergebnis änderte sich nichts mehr, da das vermeintliche 3:1 von Rode wegen einer angeblichen Abseitsstellung spät zurück genommen wurde und auch Robben nur noch die Latte traf.