Der Faible Julian Nagelsmanns für modische Auftritte ist hinlänglich bekannt. Ein einstmals von ihm auf einer Tribüne getragener roter Mantel brachte wenig später 1560 Euro bei einer Online-Auktion ein. Die Jugendhilfe-Organisation „Freezone Straßenkids Mannheim“ profitierte davon. Als Trainer des FC Bayern trägt er auch weiterhin Hosen, die 15 Zentimeter oberhalb des Knöchels enden – über modische Trends ließe sich trefflich streiten. An Extravaganzen hat es der 34-Jährige bislang während seiner Münchner Amtszeit aber mangeln lassen – bis die von ihm trainierte Mannschaft am Sonntagabend gegen Eintracht Frankfurt antrat.
Ausgerüstet von seinem neuen Sponsor, der auch die Trikots der Münchner herstellt, gab er in einem farbenfrohen Oberteil Anweisungen. Die markanten rosa-farbenen Streifen auf den Ärmeln rundeten die Optik der Jacke ab. Den Zuschauern in der Allianz-Arena blieb ausreichend Gelegenheit, das Outfit Nagelsmanns zu bestaunen, denn obwohl seine Mannschaft den Gegner über weite Strecken dominierte, lief der Trainer unablässig an der Seitenlinie entlang, grummelte wahlweise in sich hinein oder wies seine Spieler auf ihre offenbar zahlreichen Fehler hin.
Der FC Bayern belagerte den Frankfurter Strafraum
Dabei waren für den objektiven Beobachter 30 Minuten lang gar nicht so viele Nachlässigkeiten zu beobachten. Die Münchner belagerten den Frankfurter Strafraum und fanden immer wieder spielerische Möglichkeiten, um in aussichtsreiche Abschlusssituationen zu kommen. Einziges Manko: Ein Treffer entsprang den Bemühungen nicht.
Als aber Martin Hinteregger im Spielaufbau ein Fehler unterlief und der Ball über Robert Lewandowski bei Leon Goretzka landete, war kurz darauf Torwart Kevin Trapp geschlagen, der dem platzierten Schuss des Mittelfeldspielers nur noch hinterherfliegen konnte. (29.).
Viel Zeit, das Treiben auf dem Feld nun etwas zufriedener zu verfolgen, blieb Nagelsmann aber nicht. Nur drei Minuten nach der Führung glichen die Frankfurter mit ihrer ersten Chance aus. Hinteregger setzte sich gegen Dayot Upamecano durch und drückte eine von Filip Kostic geschlagene Ecke mit dem Kopf ins Tor. Hätte Manuel Neuer kurz darauf nicht noch gegen den allein vor ihm auftauchenden Almamy Touré pariert: Nagelsmanns Laune hätte wohl bedenkliche Züge angenommen.
Die Spieler aber schienen keine Scheu zu haben, den Gemütszustand ihres Trainers weiter zu reizen. Nach der Pause leisteten sie sich zahlreiche Nachlässigkeiten mit dem Ball und kombinierten sie sich doch vor das Tor, vergaben sie Chancen leichtfertig – wie Lewandowski, der aus vier Metern Trapp eine Sensationsparade ermöglichte.
Die Frankfurter wiederum nutzten die Fahrigkeiten der Münchner schließlich konsequent aus. Kostic erfreute sich seiner Freiheit am linken Strafraumeck und überraschte Neuer mit seinem Schuss in derart, dass der Ball in der 83. Minute zur überraschenden Eintracht-Führung im Tor landete. Außer einem wuchtigen Goretzka-Schuss fiel den Bayern daraufhin nichts ein, sodass am Ende des Spiels mit der ersten Münchner Liga-Niederlage in dieser Saison ein unzufriedener Trainer einherging. Seine Jacke wird eher nicht als Glücksbringer in die Vereinshistorie eingehen.