Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

FC Bayern: Das Familien-Modell an der Spitze

FC Bayern

Das Familien-Modell an der Spitze

    • |
    Der Vorstand eines Industriekonzerns? Nein, die Führungsspitze des erfolgreichsten deutschen Fußball-Klubs (v. l.): Uli Hoeneß (Präsident), Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender), Karl Hopfner (Finanz-Vorstand), Christian Nerlinger (Sportdirektor).
    Der Vorstand eines Industriekonzerns? Nein, die Führungsspitze des erfolgreichsten deutschen Fußball-Klubs (v. l.): Uli Hoeneß (Präsident), Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender), Karl Hopfner (Finanz-Vorstand), Christian Nerlinger (Sportdirektor).

    Es war keine freie Entscheidung, als Bayern-Präsident Fritz Scherer an einem grauen Tag des Jahres 1991 den Journalisten zwei neue Mitglieder der Klubspitze präsentierte. Der Verein hatte sich gerade von Jupp Heynckes getrennt und taumelte Richtung Mittelmaß. Es musste also etwas geschehen. In solchen Momenten klammert sich der Mensch an seine Familie, mag sie auch noch verstreut sein, wenn ihr Bestand gefährdet ist, rückt sie zusammen.

    Also hat Scherer die ehemaligen Bayern-Granden Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge gerufen. Den Bauchmenschen Beckenbauer, den mit dem Kopfmenschen Rummenigge wenig verbindet, und beide mit dem hochexplosiven Uli Hoeneß zusammengespannt. Viel Sprengstoff auf einem Haufen. Gleichzeitig war die Vereinigung der Beginn einer Unternehmensführung, die sich in die kleinsten Verästelungen des Klubs vorsetzte.

    Im Zweifelsfall galt immer: Ex-Bayern first. Aumann betreut die Fanklubs, Pflügler organisiert den Fanartikel-Verkauf, Paul Breitner ist Berater, sein Sohn Max arbeitet in der Medienabteilung und für Gerd Müller fand sich auch immer ein Plätzchen. Viele Vereine sind später diesem Modell gefolgt. Keiner aber so konsequent wie der FC Bayern. Heute, 30 Jahre später, sitzen sie noch immer zusammen, wenngleich in veränderter Aufstellung: Rummenigge, inzwischen Vorstand der AG, Hoeneß, Präsident des Vereins und Aufsichtsratsvorsitzender der AG, und Franz Beckenbauer, nach vielen Jahren an der Spitze des Klubs nun Ehrenpräsident. Noch immer aber ist er Kaiser, dessen Granteln die Fußball-Republik erbeben lässt, obwohl jeder weiß, dass er hinterher sagen wird, es sei nicht so gemeint gewesen.

    Die Beziehung der drei hatte viele Stürme zu bestehen. Oft schon schien das Modell am Ende, wenn Beckenbauer die Mannschaft mal wieder als Altherrentruppe gescholten und ein erzürnter Hoeneß sich vor die Spieler und gegen den Kaiser („Ach, mein Gott, der Franz“) gestellt hat. Karl Hopfner war in solche Streitigkeiten nie direkt verwickelt. Er ist als Einziger an der Spitze kein ehemaliger Bayern-Spieler. Dafür hat der Betriebswirt seinen Job studiert. Das gilt auch für Christian Nerlinger. Der langjährige Bayernspieler ist im Zuge der Rotation vor zwei Jahren ins Hoeneß-Amt nachgerückt. Ausgefüllt hat er es noch nicht, obwohl Hoeneß ihm in der Öffentlichkeit den Raum dafür gibt. Der Präsident überlässt die Mikrofone seinem Nachfolger, der allerdings wenig mit ihnen anzufangen weiß. Beckenbauer sagt, Nerlinger müsse endlich aufwachen. So etwas sagen Väter manchmal zu ihren Söhnen. Anton Schwankhart

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden