Kein Drama wie in Barcelona, kein Titan wie in Mailand – das Finale von Madrid war keines jener epischen Schlachten, deren Nacherzählung für offene Münder sorgt. Die Bayern suchten vergeblich die Lücke in der von Jose Mourinho versiegelten Abwehr der Mailänder. Ohne den gesperrten Ribéry fehlen den Münchnern die Ideen. Diego Milito entwischte zwei Mal dem überforderten Innenverteidiger-Duo Demichelis/van Buyten. 2:0 für Inter, Spiel vorbei, keine Tränen bei den Münchnern. Zu eindeutig der Spielverlauf für große Emotionen.
Laptop und Pult statt Bier und Grillfleisch
Beim Reporter aber: Anspannung. Von der Landung in Madrid bis zum Schlusspfiff. Die Gunst der späten Geburt ließ ihn die Finalspiele 1999 und 2001 als Student fernab jeglichen Redaktionsstresses bei Bier und Grillfleisch verfolgen. Nun der erste Auslandseinsatz. Auflockerung in der Nacht vor dem Spiel in einem jener Clubs, deren kompletter Charme sich erst in den frühen Morgenstunden entfaltet. Professionelle Vorbereitung? Gilt auch für den Reporter. Nach zwei Kaltgetränken ist Schluss. Am Spieltag ist Leistung gefragt. Spielbericht und Einzelkritik sollen bis zum Abpfiff fertig sein. Obwohl keine Zeitung am Folgetag erscheint. Das Internet kennt keine Sonn- und Feiertage.
Das Estadio Santiago Bernabeu: steiler, lauter, stimmungsvoller als deutsche Stadien. Vielleicht aber auch nur den sensibilisierten Sinnen geschuldet. Abpfiff, Druckabfall, Texte verschickt. Kein Drama, aber aufregend. Schön aufregend.