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Bundesliga: Wie Buben auf der Reeperbahn

Bundesliga

Wie Buben auf der Reeperbahn

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    Die Dortmunder zeigten sich in München zum wiederholten mal von ihrer schwachen Seite.
    Die Dortmunder zeigten sich in München zum wiederholten mal von ihrer schwachen Seite. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Nach allem was bekannt ist, steht die Mannhaftigkeit keines der Dortmunder Akteure infrage. Die meisten der Borussen spielen bereits einige Jahre im Herrenbereich Fußball und der Bartwuchs entspricht durchweg dem ihrer Altersgenossen, die in Banken oder auf Baustellen arbeiten. Trotzdem sah sich Sportdirektor Michael Zorc veranlasst, die Spieler vor der Partie beim FC Bayern daran zu erinnern, diesmal doch bitte „Männerfußball“ zu spielen. Der Grund: In den vergangenen Jahren präsentierten sich die Dortmunder bei ihren Ausflügen nach München eher im Stile einer Juniorentruppe beim Ausflug auf die Reeperbahn. Eingeschüchtert und trotz aller Vorsätze ohne intensiven Körperkontakt.

    Die Testosteron-Forderung Zorcs verpuffte. Die Dortmunder waren bei ihrer 0:4-Niederlage am Samstagabend in keiner Phase des Spiels in der Lage, den energischen Bayern Paroli zu bieten. Der Sportdirektor sprach seiner Mannschaft daher sogar die grundsätzliche sportspezifische Betätigung ab. „Das war überhaupt kein Fußball. Das ist der Punkt. Das sollte ja symbolisieren, dass wir uns dagegenstellen und so weiter.“ Der für seine analytischen Fähigkeiten gerühmte Trainer Lucien Favre fasste es ähnlich kompakt zusammen. „Das war zu wenig.“ Zu wenig von allem. Angefangen über die Basistugenden bis hin zur Dortmunder Spezialdisziplin: Kombinationsfußball.

    Diesen kappten die Münchner auch dank der von Trainer Hans Flick erdachten Strategie. Die Bayern spielten ein ultra-aggressives Pressing, umstellten den Strafraum der Borussen bei Abstößen mit bis zu fünf Mann und schüchterten ihren Gegner so sichtbar ein. Dabei standen die Münchner bislang nicht im Verdacht, durch eine forsche Ausrichtung zum Erfolg zu kommen. „Man muss auch die Spielertypen haben. Man kann nicht versuchen, 200 km/h auf der Autobahn zu fahren, wenn sie nur 100 schaffen. Man muss das anpassen, was man hat“, sah Niko Kovac eher keine ausreichende Qualität seiner Spieler darin, den Gegner früh unter Druck zu setzen. Kovac ist mittlerweile nicht mehr Trainer der Münchner.

    „Es hat sicherlich Strömungen innerhalb der Mannschaft gegeben, die den Trainer weghaben wollten. Deswegen hat die Führung entsprechend reagiert“, begründete Hoeneß im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF die Trennung.

    Nachfolger Flick nahm im Vergleich zum 2:0-Sieg in der Champions League gegen Olympiakos Piräus keine personelle Veränderung vor, was unter anderem für Thiago und Philippe Coutinho erneut einen Bankplatz zur Folge hatte. Die strukturellen Maßnahmen aber, die Flick gegen Piräus angestoßen hatte, intensivierte er gegen Borussia Dortmund.

    Selbstverständlich spielte es den Münchnern auch in die Karten, dass gleich ihr erster energisch vorgetragener Angriff von Erfolg gekrönt war. Benjamin Pavard flankte, Robert Lewandowski rauschte heran und köpfte den Ball zur Führung ins Tor (17. Minute). Es war sein 15. Treffer im elften Saisonspiel.

    Basis der folgenden bajuwarischen Überlegenheit war der kollektive Wille zur konzentrierten Defensivarbeit. Die von Pavard, Javi Martínez, David Alaba und Alphonso Davies gebildete Viererkette ließ keinem der Dortmunder Könner Zeit für Kreativitäten.

    Die couragierte Leistung lohnte sich in der 47. Minute ein weiteres Mal. Serge Gnabry vollendete einen Konter zum 2:0. Gegen Inter Mailand drehten die Dortmunder unter der Woche noch einen 0:2-Rückstand. Die Münchner aber öffneten den Borussen nicht mehr die Tür zu diesem Spiel. Lewandowski legte in der 76. Minute nach herrlicher Kombination das 3:0 nach, vier Minuten später spitzelte Mats Hummels eine Hereingabe des eingewechselten Ivan Perisic ins eigene Tor.

    Der Erfolg erleichtert den Münchnern die Suche nach einem neuen Trainer. Er sitzt bereits auf der Bank „Wir machen bis auf Weiteres mit Hansi weiter, er hat das jetzt gut gemacht, und er hat unser Vertrauen“, sagte Karl-Heinz Rummenigge. Möglich, dass eher die Dortmunder bald nach einem neuen Coach fahnden.

    Bayern München Neuer – Pavard, Javi Martínez, Alaba, Davies – Kimmich – Gnabry (70. Philippe Coutinho), Müller, Goretzka (72. Thiago), Coman (75. Perisic) – Lewandowski Borussia Dortmund Bürki – Hakimi, Akanji, Hummels, N. Schulz – Weigl (61. Alcácer), Witsel – Sancho (36. Guerreiro), Brandt, T. Hazard – M. Götze (61. Reus) Tore 1:0 Lewandowski (17.), 2:0 Gnabry (47.), 3:0 Lewandowski (76.), 4:0 Hummels (80./Eigentor) Zuschauer 75 000 Schiedsrichter Zwayer (Berlin)

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