Es war die letzte Frage der gestrigen Pressekonferenz an RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann, gestellt von einem Journalisten der Bild-Zeitung. Das Blatt hatte nach der 1:2-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Nordmazedonien seine Leser befragt, was sie von einem sofortigen Abgang Jogi Löws halten. 87 Prozent stimmten dafür. Und nun sollte Nagelsmann abstimmen.
Wer den gebürtigen Landsberger kennt, sollte wissen, dass er für dieses Ansinnen bestenfalls eine schräge Antwort erntet. Nagelsmann lachte. Er könne mit Begriffen wie Schande und Peinlichkeit in diesem Zusammenhang nichts anfangen. „Die Nordmazedonier haben das gut gemacht. Das ist ein kleines Land. Freut euch doch mit denen“, empfahl er Bild-Votern und Konsorten, „wir werden mit Jogi trotzdem eine gute EM spielen.“
Julian Nagelsmann hat eine ruhige Woche hinter sich
Der 33-jährige Nagelsmann war einen Tag vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) die personifizierte heitere Entspannung. Nagelsmann hat eine ruhige Woche mit nur acht Profis im Leipziger Trainingszentrum hinter sich. Der Rest war mit den jeweiligen Nationalmannschaften unterwegs. Etliche, wie der Spanier Dani Olmo als zweifacher Torschütze, kamen erfolgreich zurück.
Das hebt die Stimmung in der Mannschaft. Nagelsmann haben in den vergangenen Tagen schon „viele aufgeregte Mails“ erreicht, die den 33-Jährigen aber nicht anstecken können. Von den letzten acht Spielen haben seine Leipziger sieben gewonnen, die letzten drei Treffen mit dem FC Bayern endeten alle Unentschieden. Jetzt soll ein Sieg her. Der FC Bayern führt die Tabelle noch immer mit vier Punkten vor Leipzig an. „Mit einem Unentschieden oder einer Niederlage wäre die Meisterschaft wohl entschieden“, vermutet Nagelsmann.
Nagelsmann: "Die Bayern wären mit Robert Lewandowski sicher besser"
Dass die Münchner ohne ihren Top-Torjäger Robert Lewandowski auskommen müssen, der sich im Einsatz für Polen eine Bänderdehnung im Knie zugezogen hat und mehrere Wochen ausfällt, möchte Nagelsmann nicht kleinreden: „Die Bayern wären mit ihm sicher besser – aber sie haben trotzdem noch eine Weltklassemannschaft.“
In der beispielsweise Eric Maxim Choupo-Moting den Lewandowski-Part übernehmen könnte. Dafür haben ihn die Bayern eingekauft. „Er ist eine Option“ bestätigt Hansi Flick. Ein gleichwertiger Ersatz für einen Stürmer, der in 26 Bundesligapartien 35 Mal getroffen hat, ist er nicht.
Uli Hoeneß konstatierte "keine gute Woche für Bayern München"
Uli Hoeneß, der am Mittwoch als RTL-Experte das WM-Qualifikationsspiel gegen Nordmazedonien kommentierte, konstatierte nach dem Ende „keine gute Woche für Bayern München. Das ist ein großer Mist für uns. Die Bayernspieler mussten gegen Nordmazedonien noch mal richtig Gas geben – und kein einziger Leipziger auf dem Platz.“ Nachdem sich der Ehrenpräsident für eine EM-Teilnahme von Mats Hummels und Thomas Müller stark gemacht hatte, aber nicht für eine von Jérôme Boateng, hob Flick noch einmal dessen Bedeutung hervor.
Das sei die Meinung von Uli Hoeneß, sagte Flick. „Ich kenne es, dass man seine Spieler bei Bayern München immer unterstützt. Jérôme ist zehn Jahre bei Bayern, hat zweimal das Triple gewonnen.“ Er habe sehr hart an der Rückkehr auf sein Top-Level gearbeitet. „Deswegen kann er jeder Mannschaft guttun.“
Hansi Flick beschäftigte sich nicht übermäßig mit dem Ausfall Lewandowskis. „Das ist eine Situation, die man als Trainer häufig hat. Natürlich tut mir der Spieler Leid, aber ich habe ihn nicht zur Verfügung. Das ist vor allem eine Herausforderung.“
Es ist nicht die Einzige, weil auch Jérôme Boateng („War in guter Form“) und Alphonso Davis (gesperrt) fehlen, was die Abwehr durcheinanderwirbelt. Wenigstens kann Niklas Süle wieder spielen, der in der WM-Qualifikation fehlte. Überhaupt hat Flick ein halbes Dutzend deutscher Nationalspieler zurückbekommen, die, anders als bei RB Leipzig, mit langen Gesichtern nach München gekommen sind. Zudem verlor David Alaba mit Österreich 0:4 gegen Dänemark. Das schlägt aufs Gemüt. Dass da der Trainer besonders gefragt ist, weiß auch Flick: „Ich muss den Fokus auf das lenken, was hier bei uns passiert.“ Das kann freilich schon mit einem einzigen Sieg gelingen. Ob sich Julian Nagelsmann dann für die Bayern freut?
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