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Borussia Mönchengladbach: Die neue Hackordnung der Liga

Borussia Mönchengladbach

Die neue Hackordnung der Liga

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    Nicht ganz sinnbildlich. Die Bayern gehen vor Borussia Mönchengladbach natürlich nicht zu Boden. Die Borussen (hier: Alvaro Dominguez) scheinen gerade aber auf dem Weg zur neuen Nummer zwei der Liga.
    Nicht ganz sinnbildlich. Die Bayern gehen vor Borussia Mönchengladbach natürlich nicht zu Boden. Die Borussen (hier: Alvaro Dominguez) scheinen gerade aber auf dem Weg zur neuen Nummer zwei der Liga. Foto: Matthias Balk (dpa)

    Lang ist’s her. Die bislang letzte deutsche Meisterschaft hat Borussia Mönchengladbach 1977 gefeiert. Doch die legendäre Fohlen-Elf der siebziger Jahre und ihr mitreißender Angriffsfußball sind noch heute der Grund dafür, dass die Borussia quer durch die Republik überdurchschnittlich viele Sympathisanten hat. Und neue Freunde werden reichlich hinzu kommen, wenn die Gladbacher so weitermachen wie zurzeit. Beim 0:0 im Bundesliga-Gipfel gegen Bayern München bestand die ausgezeichnet in die Saison gestartete Borussia ihre Reifeprüfung.

    Eine fast fehlerfreie Defensive, in der zweiten Hälfte gepaart mit Leidenschaft und gefährlichen Kontern, sorgten für einen Teilerfolg gegen den hohen Favoriten. Es hätte auch ein Sieg daraus werden können, wenn Manuel Neuer nicht mehrere Kostproben seines großen Könnens abgeliefert hätte. Die Patzer des Münchners in der Saison 2011/12, als die Bayern beide Spiele verloren, sind damit nun wohl selbst für Gladbach-Fans nicht mehr der süffisanten Erwähnung wert.

    Münchner Torfabrik stillgelegt

    Abwehrchef Martin Stranzl machte deutlich, wo der eigentliche Schwerpunkt für seine Mannschaft gelegen hatte: „Wir haben gegen die Bayern schon lange nicht mehr zu Null gespielt.“ Dass es unter Stranzls Leitung gelang, trotz aller Dominanz des Gegners die zuletzt auf Hochtouren laufende Münchner Torfabrik stillzulegen, wurde durch das Fehlen von Lückenreißer Arjen Robben (muskuläre Probleme) nicht weniger lobenswert. Robert Lewandowski kam zu zwei Halbchancen, für Thomas Müller und Mario Götze wurde gar kein Abschluss notiert.

    So flog der Tabellenführer mit seinem Punkt recht zufrieden heim: Nicht weiter abgesetzt, aber den Vorsprung gewahrt. Rom ist nun mal nicht jeden Tag.

    Die Gladbacher störte genauso wenig, dass Wolfsburg und Hoffenheim nun aufgeschlossen haben. Die in der vergangenen Saison noch verpassten Champions-League-Ränge sind in diesem Jahr möglich für die von Trainer Lucien Favre stetig weiter entwickelte Mannschaft. Auch, weil die klassischen Kandidaten Dortmund und Schalke Probleme haben und eine neue Hackordnung entsteht. Vor allem aber aufgrund der eigenen Reife. „Wir machen weiter unseren Aufbau. Wir sind ehrgeizig und wollen Fortschritte erzielen“, bekannte Favre. Aber der Schweizer bleibt sehr vorsichtig, wenn es um konkrete Ziele geht: „Es ist so eng. Mein Leitmotiv ist, von Spiel zu Spiel zu denken.“

    Eberl als guter Einkäufer

    Der aktuelle Zweite werde in der Tabelle nicht mehr viele Plätze verlieren, prophezeite jedoch Branchenkenner Philipp Lahm. Der Münchner Kapitän führte als Grund auch den guten Mix im Kader an. Der ist breit genug, weil die Borussia nach Krisenjahren mittlerweile die Einnahmen wieder in die Mannschaft stecken kann. Und Manager Max Eberl kaufte klug ein. Selbst der Ausfall von Granit Xhaka, der sich kurz vor Schluss des Spitzenspiels einen Bänderriss im Sprunggelenk zuzog, sollte beim Tanz auf drei Hochzeiten wegzustecken sein.

    Xhakas Leistungssprung in seinem dritten Gladbacher Jahr steht exemplarisch für die positive Entwicklung vieler Spieler unter Favre. So ist Julian Korb, der lange wenig Beachtung fand und Trikots für den Fan-Shop beflockte, nun Stammkraft als Rechtsverteidiger. Favre förderte den ungewöhnlichen Typen Christoph Kramer, der es prompt zur WM schaffte und sich seitdem mit noch mehr Selbstvertrauen durchs Mittelfeld trickst. Stürmer Max Kruse flog nach seiner Streichung aus dem WM-Kader zwar zum Zocken nach Las Vegas. Weniger Schlagzeilen machte aber, dass er sich danach mit einem Privatcoach trimmte – vor dem offiziellen Trainingsauftakt.

    Vieles stimmt also zuversichtlich in Mönchengladbach. Doch titelreif, sagte Eberl schon vor dem Spitzenspiel, sei die Borussia „noch nicht“. Die Helden von 1977 müssen weiter auf ihre Nachfolger warten.

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