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Bayern 5:1 gegen Leverkusen: Heynckes verliert – und gewinnt doch

Bayern 5:1 gegen Leverkusen

Heynckes verliert – und gewinnt doch

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    Jupp Heynckes verlor mit Bayer Leverkusen 1:5 in München.
    Jupp Heynckes verlor mit Bayer Leverkusen 1:5 in München. Foto: dpa

    Selten, dass einer im Fußball Sieger und Verlierer gleichzeitig ist. Jupp Heynckes hat es am Sonntag geschafft. Der 65-Jährige hat mit Bayer Leverkusen in München 1:5 (0:4) verloren - eine der deftigsten Niederlagen seiner Amtszeit in Leverkusen. Andererseits hat das Ergebnis den FC Bayern wieder auf Platz drei der Tabelle befördert, der zur Qualifikation für die Champions League berechtigt. Hier ist Heynckes, als zukünftiger Bayern-Trainer, ein Gewinner.

    Selten hatte ein Spiel, so  voll aufregender Geschichten gesteckt. Jener von Jörg Butt beispielsweise, der seinen Platz zwischen den Bayern-Pfosten an Thomas Kraft verloren hatte und ihn nun fünf Wochen vor dem voraussichtlichen Ende seiner Karriere zurückerobert hat. Dann die von Andries Jonker, seiner Premiere als Münchner Cheftrainer.

    Bayer Leverkusen nur auf drei Zylindern unterwegs

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    Jörg Butt: Das Comeback des 36-Jährigen im Münchner Tor hätte langweiliger nicht sein können. Butt bekam schlicht und einfach nichts zu tun. Das lag weniger am Defensivbollwerk der Münchner, sondern vielmehr an der schwachen Offensivleistung der Leverkusener. Wirklich geprüft wurde Butt nie.

    Philipp Lahm: Es war ein ruhiger Nachmittag, den Lahm auf seiner rechten Seite erlebte. Immer wieder zog es den 26-Jährigen in die gegnerische Hälfte. Über Lahm und Thomas Müller liefen so gut wie alle erfolgreichen Offensivaktionen der Münchner.

    Daniel van Buyten: Glänzte immer wieder als Ausputzer in der Bayern-Abwehr. Ende der ersten Halbzeit überwältigte ihn sein Offensivgeist. Van Buytens sehenswerter Ausflug über den halben Platz leitete das 3:0 durch Gomez ein.

    Luiz Gustavo: Ließ nichts anbrennen in der Defensive. Trainer Andries Jonker dürfte in ihm und Daniel van Buyten seine Innenverteidigung für die restlichen Spiele in der Saison gefunden haben.

    Danijel Pranjic: Für den Linksverteidiger war nach 15 Minuten verletzungsbedingt Schluss. Es ersetzte ihn Diego Contento.

    Thomas Müller: Fand über seinen Kampfgeist in die Partie und war vor allem in der ersten Hälfte bester Münchner auf dem Platz. Müller setzte jedem Ball nach und ackerte auf seiner rechten Seite, was das Zeug hielt. Zuerst holte er die Ecke zum Führungstor heraus, dann  bereitete er die Tore zur 2:0- und 3:0-Führung vor.

    Bastian Schweinsteiger: Irgendwie lief das Spiel an Schweinsteiger so gut wie vorbei. Einziger Lichtblick in einer schwachen Partie: seine glückliche Vorlage zum Eigentor von Simon Rolfes.

    Anatoliy Tymoshchuk: Bildete mit Bastian Schweinsteiger das defensive Mittelfeld und blieb das gesamte Spiel über unauffällig. Großartige Akzente nach vorne? Fehlanzeige.

    Franck Ribéry: Der französische Ballkünstler blieb wieder einmal unter seinen Möglichkeiten. Ribéry mühte sich mehr recht als schlecht auf seiner linken Seite. Kaum einmal setzte sich der Franzose nennenswert durch. Impulse nach vorne sehen anders aus. Daran ändert auch sein Tor in der 75. Minute nichts.

    Miroslav Klose: Blieb trotz großer Laufbereitschaft neben Mario Gomez blass. An Kampfgeist mangelte es Klose trotzdem nicht. Er gab keinen Ball auf und schaffte Gomez dadurch Freiräume.

    Mario Gomez: Dass es so etwas wie einen Torriecher im Fußball gibt, bewies einmal mehr Mario Gomez. Er machte so gut wie aus jeder Chance, die sich ihm bot, ein Tor. Zur Belohnung gabs einen Dreierpack.

    Diego Contento: Kam für den  verletzten Pranjic ins Spiel. Seine linke Seite hatte er defensiv im Griff. Über die Mittellinie traute er sich dagegen selten.

    Andreas Ottl: Kam für Schweinsteiger ins Spiel. Köpfte den Ball noch an die Latte.

    Breno: Ersetzte in den letzten fünf Minuten Daniel van Buyten.

    Die Geschichte von Jupp Heynckes muss nicht mehr erzählt werden, und die von Bayers Leidensfigur, dem Ex-Bayern Michael Ballack auch nicht. Ja, selbst auf den Rängen war nicht alles  wie sonst gewesen. "Uli ist der beste Mann" war dort in Riesenbuchstaben zu lesen und Fans trugen Uli-Hoeneß-T-Shirts ("Mia san Uli") mit denen ein Teil der Bayern-Anhänger dem Präsidenten jenen Schmerz nehmen wollte, den ihm die Ultras aus dem Anhang ("Hoeneß, du bist ein Lügner") zugefügt hatten. Dass der Zweite, Leverkusen, beim Vierten, Bayern München, gastierte war die sportliche Würze der Paarung in der mehr steckte, als ein einziges Spiel  verträgt. Nicht selten nämlich blockiert ein Übermaß an Drama die Protagonisten. Es entwickelt sich dann jene Form des Elefantenrennens, die  Autobahnen blockiert. Den 69.000 in der Allianz-Arena blieb das erspart, weil Leverkusen nur auf drei Zylindern unterwegs war und den Bayern von Anfang an nicht hinterher kam.

    Andries Jonker hatte im Ringen um den begehrten dritten Platz zwei Spitzen aufgeboten. Neben Gomez stürmte Klose. Trotzdem war es ein Leverkusener, der zuerst traf - allerdings ins eigene Netz. Ein Eckball von Frank Ribery irritierte die Gäste-Abwehr dermaßen, dass Simon Rolfes seinen Kopf nicht mehr aus der Gefahrenzone brachte, weshalb die Kugel vom Haupt des Kapitäns ins Leverkusener Tor sprang. Eine glückliche, aber verdiente Führung.

    Alles Angriffe der Bayern laufen über Müller

    Der FC Bayern dominierte, ungeachtet dessen, dass Pranjic schon nach 15 Minuten verletzt für Contento weichen musste. Auch am 2:0 (28.) waren die Gäste intensiv beteiligt. Vidal leistete sich an der Torauslinie einen Absatzkick, der Ball hoppelte Thomas Müller vor die Füße. Müller servierte den Ball Mario Gomez, der ihn über den Innenpfosten ins Tor schob.  Leverkusen enttäuschte. An Michael Ballack lief das Spiel vorbei. Der 34-Jährige ist für das, was um ihn herum passiert, zu langsam geworden. Das gilt sicher nicht für Thomas Müller. Fast alle Bayern-Angriffe liefen für den WM-Torschützenkönig. So auch das 3:0 (45.)durch Gomez - der erste Treffer an dem Leverkusen nicht beteiligt war. Aber es kam noch schlimmer für Bayer: 60 Sekunden später vervollständige Gomez gegen  orientierungslose Gäste seinen Hattrick (46.) - Gomez' 22. Saisontreffer.

     Die Partie war entschieden. Der Unparteiische hätte abpfeifen können, durfte er leider nicht. So zog sich die Partie ihrem Ende entgegen. Leverkusen fügte sich mehr oder weniger in die Pleite und nutzte die Zeit zu  brotloser Schönspielerei. Die Bayern verteidigen die Führung - mitunter allerdings nachlässig, was Eren Derdiyok zum Leverkusener Anschlusstor nutzte (61.). Vorne blieben die Münchner effektiv. Franck Ribéry, der ohne seinen gesperrten Partner Arjen Robben auskommen musste, stellte mit dem 5:1 (75.) den alten Abstand her. Ein Ergebnis, das bei all' diesen Vorgeschichten, irgendwie nicht zu vermeiden war.

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