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Bastian Schweinsteiger: Zeit, an Abschied zu denken

Bastian Schweinsteiger

Zeit, an Abschied zu denken

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    Bastian Schweinsteiger ist beim FC Bayern immer noch unumstritten. Nun wird es Zeit, das Vertrauen zurückzuzahlen.
    Bastian Schweinsteiger ist beim FC Bayern immer noch unumstritten. Nun wird es Zeit, das Vertrauen zurückzuzahlen. Foto: dpa

    Bastian Schweinsteiger ist angeschlagen. Mal wieder. Diesmal zwingen ihn muskuläre Probleme dazu, mit dem Training auszusetzen. Nichts Schlimmes, reine Vorsichtsmaßnahme, beruhigt Trainer Jupp Heynckes. Einen Ausfall von Schweinsteiger würde der zuletzt dezimierte Kader (Gomez, Rafinha, Alaba und Contento sind verletzt) nur schwerlich auffangen können. Zumal Schweinsteiger eine exponierte Stellung in der Münchner Mannschaft einnimmt. Er ist das Herzstück. Der Taktgeber. Der emotionale Leader. Beziehunsgweise: Er sollte es sein.

    Die Bayern haben sich in eine Abhängigkeit von Schweinsteiger begeben. Das ist nichts Besonderes. Real Madrid ist abhängig von Cristiano Ronaldo. Ohne Lionel Messi wirkt der FC Barcelona fast schon irdisch. Und was der FC Chelsea ohne Didier Drogba wert gewesen wäre, wüsste man vor allem in München gerne. Schweinsteiger ist bei den Bayern unantastbar. Plagen ihn gerade keine Verletzungen, spielt er.

    Hitzfeld und Co. setzten Schweinsteiger verkehrt ein

    Der mittlerweile 28-Jährige hat sich seinen Status unter Louis van Gaal erarbeitet. Davor war er Schweini. Und als solcher oft nur ein Teil von Poldi und Basti. Ein talentierter Mittelfeldspieler von internationalem Format, dem es ab und an ein wenig an der Ernsthaftigkeit fehlt. Was zu Zeiten von Hitzfeld oder Klinsmann nicht auffiel: Sie alle setzten Schweinsteiger auf der falschen Position ein. Ließen ihn über den Flügel kommen. Weil er ein technisch feiner Spieler ist. Ihm es allerdings am strategischen Geschick fehle. Schweinsteiger beschwerte sich nicht. Obwohl er objektiv zu langsam für einen Spieler ist, der häufig in Offensivzweikämpfe verwickelt ist. Obwohl er damals schon gewusst haben muss, dass er ein Spiel mindestens genauso gut lenken kann, wie Ottl, Hargreaves oder Sosa - die ihm allesamt im Zentrum vorgezogen wurden.

    Schweinsteiger machte gute Spiele auf dem Flügel. Glänzte als Vorbereiter und Torschütze. In der Nationalmannschaft war er trotz seiner vielen Spiele nicht unantastbar. Bei der WM 2006 spielte er lediglich ein Mal über 90 Minuten, im Halbfinale gegen Italien saß er zunächst nur auf der Bank. Zwei Jahre später während der EM in Österreich und in der Schweiz, ließ ihn Joachim Löw im ersten Spiel gegen Polen komplett draußen. Im zweiten Spiel gegen Kroatien wurde Schweinsteiger eingewechselt und holte sich in der letzten Minute eine Rote Karte ab.

    Will sagen: Schweinsteiger hatte nicht immer jenen Status, den er derzeit noch beim FC Bayern genießt.

    Van Gaal beorderte Schweinsteiger ins Zentrum

    Wenn man es zuspitzt, kann man sagen: Schweinsteigers Nimbus des Unantastbaren basiert lediglich auf einer Spielzeit. Es war die Saison 2009/10 als Louis van Gaal auf die Idee kam, Schweinsteiger in den zentralen Bereich zu beordern. Es funktionierte glänzend. Es wurde offensichtlich, dass Schweinsteiger ein geschickter Zweikämpfer ist, der über das richtige Taktgefühl im Spielaufbau verfügt. Zudem hatte er mit Mark van Bommel einen Spieler an seiner Seite, der ihm in einer fantastisch funktionierenden Bayern-Mannschaft die allzu schmutzige Arbeit abnahm. Während der WM in Südafrika, übernahm Khedira diese Aufgabe. Schweinsteiger spielte ein sensationelles Turnier. Er war in der Weltklasse angekommen. Hoeneß und Schweini blasen zur Attacke

    Seitdem wird Schweinsteiger zurecht an dieser einen Saison gemessen. Seit zwei Jahren allerdings hat er diese Form nur noch in vereinzelten Phasen erreicht. Seit zwei Jahren wird mehr oder weniger gefordert, er solle an diese Saison anknüpfen. Ganz nebenbei: Statistisch gesehen war die WM-Saison 2009/10 mit lediglich zwei Ligatoren und -vorlagen seine schwächste. Sogar in der vergangenen Spielzeit, in der er nur 22 Spiele absolvierte, übertraf er locker diese Werte (drei und vier). Doch der Wert eines Spielers in der Mitte des Feldes lässt sich mit Zahlen kaum belegen. Schweinsteiger hat immer mal wieder gezeigt, dass er fähig ist zu großen Leistungen. Im Champions-League-Endspiel lieferte er eine seiner besten Leistungen im Trikot des FC Bayern ab. Überlagert wurde das durch den verschossenen Elfmeter.

    Schweinsteiger konnte zu selten seine Klasse zeigen

    Es sind jene Leistungen, die die Bayern noch immer an Schweinsteiger glauben lassen. Die dafür sorgen, dass man eine Mannschaft um ihn herum baut, Schweinsteiger selbst aber nicht in Frage stellt. Dabei hat er schlichtweg in den vergangenen beiden Jahren zu selten gezeigt, dass er der spielbestimmende Spieler dieser Mannschaft ist. Man sucht nach einem Spieler an Schweinsteigers Seite. Ob das Javier Martinez, Lars Bender oder ein anderer sein wird, ist zweitrangig. Schweinsteiger wird nicht in Frage gestellt. Gesucht wird ein Edeldomestike für ihn. Man legt das Spiel weiter in seine Hände.

    Das ist zumindest gewagt. Schweinsteiger konnte zu selten beweisen, dass er es Wert ist, sich in seine Abhängigkeit zu begeben. Schweinsteiger hat in seiner bislang zehnjährigen Karriere lediglich eine Saison so bestritten, wie man es nun reihenweise von ihm erwartet. Schweinsteiger ist 28 Jahre alt. Die Zukunft gehört ihm nicht zwingend.

    Möglicherweise ist kein Zuarbeiter für Schweinsteiger notwendig, sondern ein Ersatz.

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