Ein Duell dieser beiden schien so wahrscheinlich wie ein Gefecht zwischen Mutter Teresa und dem Papst. Sowohl Hansi Flick als auch Karl Lauterbach sind nicht für die direkte öffentliche Konfrontation gemacht. Der Fußballtrainer ist am zufriedensten, wenn er mit seiner Mannschaft in Ruhe trainieren kann, Lauterbach äußert sich zwar lieber einmal zu oft als zu wenig bei Lanzmaischbergerplasberg, aber schon seine Statur deutet auf eine pazifistische Grundhaltung hin.
Hansi Flick ist in erster Linie Mensch - und nicht Angestellter des FC Bayern
Die Wut Flicks ist verständlich. Auch er leidet seit einem Jahr unter der Corona-Pandemie. Kann ebenso wenig Freunde treffen, in den Urlaub fliegen oder ins Restaurant gehen wie alle anderen. In erster Linie ist Flick ja Mensch – und nicht Repräsentant des FC Bayern. Als solcher wäre es natürlich angezeigt gewesen, Lauterbach nicht frontal anzugreifen. Diesen als "sogenannten Experten" zu bezeichnen, ist unverschämt und sorgt auch bei all jenen für Beifall, von denen sich Flick und der FC Bayern normalerweise distanzieren. Flick hat sich der Wortwahl von Verschwörungstheoretikern und Verharmlosern bedient. Er hat Lauterbach jene Expertise abgesprochen, die dieser als Humanmediziner und Epidemiologe besitzt.
Flick muss Lauterbach nicht zuhören, er kann sich über dessen Omnipräsenz lustig machen – ihn persönlich anzugreifen aber war ein Fehler. Flick besitzt einen ausgeglichenen Charakter. Gut möglich, dass er sich entschuldigt.
Auch Hansi Flick ist ein Fehler zugestanden
Doch selbst wenn das nicht geschieht, wäre es falsch, Flick zum Kronzeugen für die nur offenbar erodierende Demut unter den Berufsfußballern zu machen. Zum einen verhalten sich die meisten Profis sowie Trainer vorbildlich und weisen oft genug darauf hin, dass sie sich ihrer Privilegien bewusst sind. Hoeneß, Rummenigge oder auch Klopp haben aber mit ihren unreflektierten Aussagen ein gegenteiliges Bild vermittelt. Auf der anderen Seite sei auch Flick eine dämliche Zusage zugestanden. Es gibt niemanden, der während der Corona-Krise noch keinen Unfug erzählt hat. Das weiß auch Lauterbach.
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