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7:0 in der Champions League: FC Bayern in der Einzelkritik: Der lautlose Killer und die zwei Zauberer

7:0 in der Champions League

FC Bayern in der Einzelkritik: Der lautlose Killer und die zwei Zauberer

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    FC Bayern: Franck Ribery, Arjen Robben und Mario Gomez feiern.
    FC Bayern: Franck Ribery, Arjen Robben und Mario Gomez feiern. Foto: dpa

    Manuel Neuer: Blieb nahezu unbeschäftigt. Wurde gnädigerweise ab und an von seinen beiden Innenverteidigern ins Spiel gebracht. Ansonsten hätte sich der Bayern-Keeper auch ein schönes Buch mitnehmen können. Die wenigen lahmen Bälle der Basler auf sein Tor hätte er sicherlich auch mit einer Hand fangen können.

    David Alaba: Der junge Österreicher durfte wieder als linker Verteidiger ran. Wusler Alaba schaltete sich häufig nach vorne ein, machte das Spiel häufig schnell. Ein Spielmacher auf der Linksverteidigerposition - die Idee von Heynckes ist nicht neu, aber wirkungsvoll: Endlich kommen mal Flanken von links mit links. Alaba beließ es allerdings nicht bei schönen Pässen, sondern ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Die Abstimmung mit Franck Ribéry passte prima. Rafinha darf den Platz auf der Bank weiter warmhalten.

    Frei und Streller im Eisschrank

    Holger Badstuber: Der Bayern-Abwehrchef blieb nahezu fehlerlos - er ging aber auch kein allzu großes Risiko in seinem Passspiel ein. Stellte Streller und Frei in den Eisschrank, dort blieben sie schön kalt. Als es ihm hinten zu langweilig wurde gegen die beiden Schweizer Harmlos-Stürmer, bereitete er vorne einen Treffer von Mario Gomez vor. Badstuber geht eben dahin, wo es wehtut. Manchmal auch den Bayern.

    Jerome Boateng: Unauffällig, aber sehr solide. Zusammen mit Badstuber hatte er die beiden in der Luft hängenden Basler Angreifer im Griff. Bei den wenigen sinnreichen Angriffen der Basler war nur selten zu merken, dass die Abstimmung der beiden Bayern-Innenverteidigern bei entsprechenden Spielzügen des Gegners noch nicht zu einhundert Prozent passt. Kassierte kurz vor dem Ende noch eine unberechtigte gelbe Karte, die noch schmerzen könnte.

    Lahm: Penetrante Vorstöße

    Philipp Lahm: Kam wieder über rechts - mit aller Macht. Hielt nicht nur Arjen Robben den Rücken für seine Kunststückchen frei, sondern bedrängte die Basler Abwehr mit seinen Vorstößen derart penetrant, dass denen ganz schummrig wurde. Flankte häufig, wobei er an der Präzision noch etwas arbeiten muss. Bundestrainer Joachim Löw wird seine Nationalelf nach Lahms erneutem Positionswechsel schon mal in Gedanken umgebaut haben.

    Luiz Gustavo: Spielte stark und engagiert, verlor kaum Zweikämpfe. Er ist auf dem Weg, das Pendel des Bayern-Spiels zu werden, allerdings fehlt es ihm hin und wieder noch am richtigen Timing im Passspiel. Die 40-Meter-Lothar-Matthäus-Gedächtnispässe gelangen ihm auch nur bedingt. Trotzdem: Eine absolut solide Leistung des Brasilianers.

    Franck Ribéry: Als er vom Feld ging, stand die Allianz-Arena Kopf. Der kleine Franzose hatte die Abwehr des Schweizer Meisters dermaßen durcheinander gewirbelt, dass zu Befürchten steht, mancher Basler Abwehrspieler irrt noch immer schwindelig in Fröttmaning herum. Vor allem dem bemitleidenswerten Ex-Bayern Markus Steinhöfer zeigte Ribéry die Grenzen seiner internationalen Tauglichkeit auf. Bereitete bei seinem Gala-Auftritt drei Treffer von Mario Gomez vor, sodass der gar nicht vorbeischießen konnte. Besonders wertvoll: Bei aller Zauberei war sich der Dribbelkünstler nicht für die Arbeit nach hinten zu schade.

    Toni Kroos: Zuletzt durfte befürchtet werden, dass Toni Kroos vergessen hat, wie ein Ball in die Vertikale gespielt und ein Sprint angezogen wird. Gegen Basel allerdings zeigte Kroos eindrucksvoll, was er drauf hat: Dynamisch und abschlussfreudig, mit direkten Steilpässen in die Spitze sorgte er immer wieder für große Gefahr. Kroos ist wieder auf dem Weg zu alter Unbekümmertheit.

    Thomas Müller: Dann macht es bumm

    Arjen Robben: War von Anfang an sehr bemüht. Wer glaubte, dass sich Robben von den gescheiterten Versuchen und unglücklichen Aktionen der ersten Minuten nachhaltig beeindrucken lasse, sah sich mächtig getäuscht. Robben, zuletzt in seinen Leistungen reichlich wankelmütig, legte immer weiter nach und wurde mit dem 1:0 belohnt. Der Niederländer arbeitete mächtig viel nach vorne - und auch nach hinten. Robben sorgte für den Auftakt und den Schlusspunkt der 7:0-Gala.

    Thomas Müller: Anfangs verhallten seine Aktionen in der Tiefe des Raumes. Dann machte es plötzlich bumm und Müller war da. Der Instinktfußballer mit dem großen Gefühl für die Deutung des Raumes weiß, wo es dem Gegner besonders wehtut, geht dort hin und sticht zu. Das wiederum tat dem zuletzt arg gescholtenen Müller sichtbar gut. Schrie seine Erleichterung nach dem 2:0 so laut und befreit wie selten in den Münchner Nachthimmel. Und auch wenn danach wieder einige Aktionen des Angreifers verpufften: Einen Arbeiter wie ihn kann Jupp Heynckes kaum entbehren.

    Gomez feuert aus allen Rohren

    Mario Gomez: Vergab gleich zu Beginn eine Riesenchance per Hackentrick. Spielte anfangs unglücklich, rutschte, stolperte, fiel hin. Stand wieder auf, spielte mit und wurde belohnt. Gomez ist vor dem Tor ein lautloser Killer - wenn er richtig gefüttert wird. Feuerte aus allen Rohren und widerlegte Basels Abwehrspieler Aleksandar Dragovic, der Gomez vor dem Spiel als Durchschnittstürmer abgetan hatte. Mit vier Toren natürlich Spieler des Spiels.

    Bastian Schweinsteiger: Nach längerer Pause kam der so innig vermisste Motor des Bayernspiels zu einem Kurzeinsatz. War gleich voller Feuer bei der Sache, presste fleißig und effektiv. Die Belohnung: Ein Assist per Traumpass auf Arjen Robben. Die bange Frage nun: Wer muss für Schweinsteiger weichen?

    Anatoli Timoschchuk: Auf seine alten Tage erlebt der Ukrainer tolle Sachen: Zum Beispiel seine Premiere als echter Rechtsaußen. Fügte sich auch auf dieser Position in sein Schicksal und kämpfte. Dass Timoschchuk auf dieser Position kam, zeigt aber auch, dass der FC Bayern für die kommende Saison noch einige Transfer-Hausaufgaben zu erledigen hat. Der Kader braucht mehr Tiefe. Die Shaqiri-Verpflichtung ist zumindest ein Anfang. Timoschchuk wird dann wohl nicht mehr über rechts kommen.

    Daniel Pranjic: War auch dabei. Ein sehenswertes Kurz-Dribbling wird die vermutlich massenweise angereisten Scouts aus aller Welt kaum beeindruckt haben. Aber wer weiß: Vielleicht hat ja auch Pranjic eine Zukunft bei den Bayern.

    Der FC Bayern München in Zahlen

    Stadion: Münchner Arena (71.000 Plätze)

    Trainer: Jupp Heynckes

    Bisher teuerster Spieler des FC Bayern ist Javier Martinez. Für ihn wurden 40 Millionen Euro berappt.

    Liga-Platzierung der vorigen Saison: Zweiter Platz

    Aktuelle Position in der UEFA Klubrangliste: 4

    Nationale Erfolge: 23 Mal Deutscher Meister (1932, 1969, 1972 bis 1974, 1980, 1981, 1985 bis 1987, 1989, 1990, 1994, 1997, 1999 bis 2001, 2003, 2005, 2006, 2008 und 2010), 15 Mal Pokalsieger (1957, 1966, 1967, 1969, 1971, 1982, 1984, 1986, 1998, 2000, 2003, 2005, 2006, 2008, 2010 und 2013).

    Internationale Erfolge: Dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 bis 1976), Champions-League-Sieger 2001, UEFA-Pokalsieger 1996, zweimal Weltpokalsieger (1976 und 2001).

    Die letzten elf Jahre in der Champions League: 2001/02: Viertelfinale, 2002/03: erste Gruppenphase, 2003/04: Achtelfinale, 2004/05: Viertelfinale, 2005/06: Achtelfinale, 2006/07: Viertelfinale, 2007/08: nicht teilgenommen, 2008/09: Viertelfinale, 2009/10: Finale, 2010/11: Achtelfinale. 2011/2012: Finale.

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