Selbstredend hat Ulrich Hoeneß in seinem Leben Großartiges geleistet. Wann immer ein Text derartig beginnt, folgt ein "aber". Hierzu allerdings erst später. Erst mal die großartigen Großartigkeiten des Menschen, Machers, Metzgersohnes.
Weltmeister, eh klar. Ball-In-die-Erdumlaufbahn-Wuchter seit jenem Belgrader Abend im Juni 1976. Seit 1974 ziert er in leicht verfremdeter Form eine Briefmarke der Deutschen Bundespost. Schließlich war er noch Inspiration des 2018 uraufgeführten Theaterstücks "Aufstieg und Fall des Uli H. – Eine deutsche Wurstiade".
Uli Hoeneß hat den FC Bayern geformt
Diesen Mann ficht nichts an und schon gleich gar nicht so einen Asketen. Praktisch aus dem Nichts hat er einen Weltverein aufgebaut. Gut, möglicherweise hat geholfen, dass die Stadt München dem Klub das Olympiastadion spendiert hat. Und auch nicht abträglich war, dass er mit dem Verkauf von Karl-Heinz Rummenigge den Verein kernsanieren konnte. Man muss aber eben die Umstände auch für sich nutzen können. Aber sonst: Handarbeit made by Hoeneß.
Überraschenderweise macht der Aufsichtsrat Hoeneß immer noch den Eindruck, Umstände für sich nutzen zu wollen. Wie zum Beispiel jenen, einem leitenden Angestellten bei dessen Abschiedstour noch schwungvoll eine mitzugeben. Kann natürlich viel hineininterpretiert werden. Will er so Ralf Rangnick als Trainer verhindern? Der dürfte es befremdlich finden, wie einem Fachmann die Berufsehre abgesprochen wird. Schließlich hatte Hoeneß gesagt, Tuchel liege nicht viel daran, Spieler zu verbessern.
Hoeneß' Ausführungen lassen viel Spielraum zur Interpretation
Außerdem betonte Hoeneß, dass der Leverkusener Coach Xabi Alonso über einen tadellosen Charakter verfüge, weil er das Angebot des FC Bayern abgelehnt habe und stattdessen seinen Vertrag bei Bayer erfülle. Was aber sagt das über Rangnick, der trotz eines gültigen Kontraktes mit dem Österreichischen Fußball-Bund verpflichtet werden soll?
Da kann nun hinein psychologisiert und interpretiert werden, am wahrscheinlichsten ist, dass es hier einem völlig Wurst ist, welche Folgen seine Ausführungen haben. Eine echte Wurstiade eben. Personen der Öffentlichkeit wird häufig hehres (oder auch sinistres) Kalkül unterstellt. Dabei quatschen sie oftmals das gleiche Konvolut zwischen Abort und Genialität zusammen wie jeder andere. Mit dem Unterschied, dass ihren Ausführungen Bedeutung zugesprochen wird. Immerhin das hätte Hoeneß lernen können. Ist aber vielleicht bei all den großartigen Großartigkeiten hintenübergefallen.