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FC Bayern: Uli Hoeneß über Kahn-Entlassung: "Vorübergehend wurde es laut"

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Uli Hoeneß über Kahn-Entlassung: "Vorübergehend wurde es laut"

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    Uli Hoeneß (links) verteidigt die Entlassung von Oliver Kahn beim FC Bayern.
    Uli Hoeneß (links) verteidigt die Entlassung von Oliver Kahn beim FC Bayern. Foto: Imago Images

    Uli Hoeneß hat turbulente Tage hinter sich. Der Ehrenpräsident des FC Bayern, der hinter den Kulissen noch immer viel zu sagen hat, musste eine Entscheidung treffen, die in der Öffentlichkeit mit großer Irritation aufgenommen wurde. So wurden CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic unmittelbar vor dem entscheidenden Meisterschaftsspiel in Köln entlassen - Kahn durfte nicht einmal mehr mit zum Auswärtsspiel fliegen.

    Jetzt äußerte sich Uli Hoeneß erstmals dazu, wie es zur Trennung von Kahn und Salihamidzic kam. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) verteidigte der 71-Jährige die Entscheidung: "Es wäre nicht fair gewesen, so wichtige Entscheidungen mit den Betroffenen erst 24 Stunden vor der Aufsichtsratssitzung zu besprechen. Also gab es keine wirkliche Alternative." Karl-Heinz Rummenigge und er hätten die Entscheidung Kahn und Salihamidzic persönlich mitteilen wollen. Von der Mannschaft habe das Thema vor dem Köln-Spiel ferngehalten werden sollen.

    Hoeneß: Gesamtsituation habe "mehr und mehr für Irritationen gesorgt"

    Hoeneß zeigte sich zudem enttäuscht, dass Kahn seit seiner Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden im Juli 2021 nicht häufiger bei ihm oder Rummenigge um Rat gebeten habe. Kahn sei kein Typ, der laufend den Kontakt suche. "Ich hab kürzlich mal nachgesehen: Oliver hat mich in der ganzen Zeit vielleicht fünf Mal angerufen", so Hoeneß.

    Warum es zum Bruch mit Kahn und Salihamidzic kam, erklärte der Ehrenpräsident des Rekordmeisters mit der "Gesamtsituation, die im Lauf der Zeit mehr und mehr für Irritationen gesorgt hat". So habe unter anderem die Entlassung von Ex-Trainer Julian Nagelsmann "die Störgefühle allmählich verstärkt". Der Aufsichtsratsvorsitzende Herbert Hainer und Hoeneß selbst seien viel zu spät darüber informiert worden.

    Hoeneß: "Unnötig Unruhe in den Verein gebracht"

    Auch die Entlassung von Torwarttrainer und Manuel-Neuer-Vertrautem Toni Tapalovic sei eine solche Entscheidung gewesen. Der Verein hätte ihn trotz eines neuen Trainers halten können, etwa als Neuers Reha-Trainer. "So hat es aber unnötig Unruhe in den Verein gebracht."

    Zwar hätten Kahn und Salihamidzic auch viel richtig gemacht, so Hoeneß. "Aber in der Summe haben viele Entscheidungen eben Fragen aufgeworfen." Kein Verständnis zeigte er auch dafür, dass die Bayern im vergangenen Winter, nach der WM in Katar, nur zweieinhalb Wochen Vorbereitung absolviert hätten. Es hätte mindestens sechs gebraucht, findet Hoeneß und ergänzt: "Ich bin überzeugt davon, dass Thomas Tuchel in der Rückrunde darunter leiden musste, dass es einigen Spielern an der Grundlagenausdauer gefehlt hat."

    Oliver Kahn hatte sich für Hoeneß' Geschmack offenbar zu wenig in solche Entscheidungen eingebracht, obwohl er als Spieler selbst auf höchsten Niveau gespielt hatte. Kahn habe seine Rolle so definiert, "dass er sich aus dem Sport weitgehend rausgehalten hat. Dabei ist der Sport die Hauptaufgabe. Unser Produkt ist Fußball."

    Bei Kahns Entlassung sei es laut geworden

    Als Kahn über seine Entlassung in Kenntnis gesetzt wurde, ist es nach der Schilderung des Ehrenpräsidenten dann wenig harmonisch abgelaufen. "Vorübergehend wurde es laut", erklärte Hoeneß. Er verteidigt die Entscheidung aber, da sie nicht aus heiterem Himmel erfolgt sei. Man hätte es sowohl Kahn als auch Salihamidzic immer wieder angedeutet. Nach einer Dreiviertelstunde sei Kahn "abgerauscht", schilderte Hoeneß.

    Dass die Klub-Verantwortlichen Kahn den Flug nach Köln aus Angst vor Handgreiflichkeiten verwehrten, wollte Hoeneß nicht kommentieren. Er bestätigte aber die Version, die seit Tagen in den Medien die Runde macht, dass Kahn sich auf seinen Amtsnachfolger Jan-Christian Dreesen eingeschossen hatte. "Er hat das Gefühl, Jan sei verantwortlich, dass er seinen Job verloren hat – was nicht stimmt."

    Kahn offenbar wütend auf Nachfolger Jan-Christian Dreesen

    Schon früher hatten Dreesen, der bei Bayern bereits als Finanzvorstand gearbeitet hatte, und Kahn laut Hoeneß unterschiedliche Sichtweisen. Der Ex-Bayern-Torwart habe Dreesens Abgang gefordert, weil er Schlüsselpositionen mit seinen Leuten habe besetzen wollen.

    Von Dreesen erwartet sich Hoeneß nun, dass er als neuer CEO wieder Ruhe und Stabilität in den Verein bringt. Über die Gerüchte, dass Max Eberl von RB Leipzig Bayerns Favorit als neuer Sportvorstand sei, antwortete Hoeneß: "Dass über Max in der Öffentlichkeit spekuliert wird, liegt auf der Hand." Es soll aber auch andere Kandidaten geben. Idealerweise solle der Salihamidzic-Nachfolger bis zum Beginn der neuen Saison gefunden werden.

    Priorität in der Sommerpause wird der Transfer eines Mittelstürmers für die Bayern. "Ein Neuner ist im Fußball lebenswichtig", so Hoeneß. Dem Rekordmeister fehlte in der abgelaufenen Saison ein wirklich torgefährlicher Stürmer. Seit dem Abgang von Robert Lewandowski im Sommer 2022 war kein Ersatz gefunden worden. (AZ)

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