Das Rückspiel gegen Manchester City war "kein Thomas-Müller-Spiel", wie Bayern-Trainer Thomas Tuchel vor Spielbeginn gesagt hatte. Wie schon in der ersten Partie in Manchester hatte der Bayern-Kapitän seinen Stammplatz auf der Bank. Tuchels Begründung: Müller sei auf den letzten 25 Metern Weltklasse, diese Qualitäten würden aber erst in der Schlussphase benötigt werden. Der begnadigte Sadio Mané leistete dem Weltmeister Gesellschaft. Vor dem Bundesliga-Spiel beim FSV Mainz (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) verteidigte Tuchel diese Maßnahme erneut – und lobte Müller in den höchsten Tönen.
Müller hätte wohl gegen jede der sechs anderen Mannschaften, die im Viertelfinale dabei waren, von Beginn an gespielt. Gegen Manchester seien aber andere Qualitäten gefragt gewesen, so Tuchel, der sich selbst als "riesiger Fan" seiner Nummer 25 bezeichnet. Wie der Weltmeister mit seiner erneuten Rolle als Bankdrücker umgegangen sei, sei mustergültig gewesen: "Ich habe mich gestern wahnsinnig über seine Reaktion auf dem Trainingsplatz gefreut." Müller sei zwar nicht glücklich über seine Rolle gewesen, habe aber im Training eine Reaktion gezeigt: "Er hat die ganze Mannschaft mitgezogen und das beste Signal von allen gesendet."
Thomas Müller als Verlierer des Trainerwechsels? Tuchel widerspricht
Ohnehin sei es nicht korrekt, Müller zu einem Verlierer des Trainerwechsels zu stilisieren, betonte Tuchel. Sky-Experte Dietmar Hamann hatte nach dem Ausscheiden der Bayern die Prognose getroffen, dass Müller unter Tuchel keine Zukunft beim Rekordmeister habe. Das Gegenteil sei der Fall, so Tuchel. Von den sechs Partien, die er bisher als Coach der Münchner verantwortete, stand Müller in vieren in der Startelf und war nur gegen Manchester Ersatz.
Lob fand Tuchel auch für die Zusammenarbeit mit dem zuletzt kritisierten Führungsduo, Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic. "Meine Zusammenarbeit mit Brazzo und Olli ist ruhig und ist zielorientiert. Sie haben als Spieler diesen Klub geprägt, haben den Siegeswillen in sich." Ohnehin sei ihm die Bewertung der sportlichen Situation bei den Bayern zu negativ: "Ich halte es für unangebracht, ein Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League pauschal als Krise anzusehen, in der alles hinterfragt werden muss."
Neuzugang für Tuchel: Anthony Barry kommt vom FC Chelsea
Einen verspäteten Neuzugang bekam Tuchel zudem vom Verein präsentiert: Anthony Barry, mit dem er bereits beim FC Chelsea zusammenarbeitete, wird künftig als Co-Trainer des FC Bayern arbeiten. Tuchel hatte den Engländer bereits bei seiner Vorstellung Ende März als absolute Wunschpersonalie bezeichnet und freute sich nun, dass das Ringen mit dem englischen Klub erfolgreich war: "Wir haben lange um ihn gekämpft und gewartet und wollten ihn unbedingt haben." Auf die Qualitäten des 36-Jährigen angesprochen, antwortete Tuchel: "Die Besprechungen zu den Standardsituationen beim FC Chelsea waren auf einem komplett anderen Niveau." Barry bringe ein herausragendes Gesamtpaket aus Persönlichkeit, Kompetenz und Hingabe zum Beruf mit, betonte Tuchel und fügte scherzhaft hinzu: "Er ist dann auch alleinverantwortlich für das Ergebnis morgen."