Noch am Wochenende hatte Bayern-Trainer Thomas Tuchel gescherzt, als er auf Eric Dier angesprochen wurde. "Englisch" klinge das in seinen Ohren, sagte der Coach mit einem Grinsen gegenüber den Journalisten. Am Donnerstag landete demzufolge etwas Englisches am Münchner Flughafen, das fortan seinen Platz beim FC Bayern haben soll: Eric Dier, 29 Jahre, Innenverteidiger, kommt von den Tottenham Hotspurs und soll den Engpass des deutschen Rekordmeisters in der Defensivzentrale beseitigen.
Tuchel gab sich in der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Neustart gegen die TSG Hoffenheim (20.30 Uhr, DAZN und Sat.1) immer noch zurückhaltend. Wie schnell "die Dinge auch im letzten Moment schiefgehen können", habe man zuletzt gesehen. Im Sommer war der Portugiese Joao Palinha ebenfalls schon zum Medizincheck in München – und spielt weiterhin für den FC Fulham. Bei Dier verhält sich die Sachlage anders: Er kommt zwar auf 274 Premier-League-Partien für Tottenham und 49 Länderspiele für England. Gefragt war er zuletzt aber bei keinem der beiden Teams.
Eric Dier war zuletzt Reservist – und könnte für die Bayern ein Schnäppchen sein
In der aktuellen Saison kommt er auf nur vier Ligapartien für die Spurs (eines von Beginn an), bei den "Three Lions" gehörte er zuletzt im vergangenen März zum Kader. Tottenham sah die Chance, mit dem Reservisten, dessen Vertrag im Sommer ohnehin ausgelaufen wäre, noch Geld zu verdienen. Die Ablöse soll dem Vernehmen nach recht erträgliche fünf Millionen Euro betragen. Bekommt Tuchel Dier, der in der vergangenen Spielzeit mit 33 Ligaspielen noch zum Stammpersonal der Spurs gehörte, aber wieder in die Spur, läuft der Transfer unter der Rubrik "Schnäppchen".
In jedem Fall werden Diers Dienste in der dünn besetzten Innenverteidigung gefragt sein, schließlich könnte Minjae Kim noch bis Mitte Februar mit der südkoreanischen Nationalmannschaft im Einsatz beim Asien Cup sein. Dass Rechtsverteidiger Noussar Mazraoui trotz seines Muskelbündelrisses von Marokko für den Afrika-Cup nominiert wurde, sei eine "etwas paradoxe Situation", so Tuchel. Denn eigentlich hätte der 26-Jährige in München weiterhin sein Aufbautraining absolvieren sollen. Gut möglich, dass folglich noch mindestens ein Spieler kommt. Eine längere Pause vom Nationalteam wird wohl Leroy Sané erhalten. Der 28-Jährige ist von der Fifa für seine Tätlichkeit im Testspiel in Österreich (0:2) für die kommenden drei Partien gesperrt worden, der DFB prüft aber noch einen Einspruch.
Beckenbauer-Abschied: Tuchel erwartet einen emotionalen Abend
Viele Themen im Vorfeld – doch wenn es für die Bayern am Freitagabend wieder in den Spielbetrieb geht, wird es erst mal nur um einen gehen: Franz Beckenbauer. Vor Anpfiff wird es eine Gedenkminute für den am Sonntag verstorbenen Kaiser geben, die Allianz Arena wird auch wie zuletzt mit einem großen "Danke Franz" beleuchtet werden. "Die Dimension, die Tragweite kann man gar nicht greifen. Es wird sehr emotional werden", sagte Tuchel. Beckenbauer hinterlasse ein "unglaubliches Lebenswerk" – und hätte sich wohl an diesem Tag auch einen Sieg seines FC Bayern gewünscht.