Möglicherweise haben die Bayern ihren wichtigsten Transfer schon getätigt. Der neue Mann wird zwar kein einziges Tor schießen, doch von seinen Auswirkungen auf die Mannschaft versprechen sich die Münchner Vorständler und all ihre Zuarbeiterinnen und Zuarbeiter einiges. Vor allem in der Endphase der Saison könnte Walter Gfrerer zum entscheidenden Mann werden. Zuletzt konnten die Bayern ihre Konkurrenz - ob sie nun aus Leverkusen oder Madrid stammt - auch deswegen nicht bezwingen, weil es die körperliche Verfassung nicht zuließ. Angeschlagene Spieler mussten ran, obwohl eine regenerative Pause der Form zuträglich gewesen wäre. Zu viele Spieler waren verletzt, als dass kräftig rotiert hätte werden können und letztlich war der Kader schlicht zu klein.
Thomas Tuchel hatte auf all diese Problematiken hingewiesen - nun wird er von einigen strukturellen Veränderungen im Team des FC Bayern nicht mehr profitieren. Walter Gfrerer nun firmiert unter dem zumindest nicht allzu bescheiden daherkommenden Titel Head of Performance. Er ersetzt somit Prof. Dr. Holger Broich, der den Münchnern lange Zeit als Fitness-Papst galt. Ein Papst mag im römisch geprägten Bayern schon eine Instanz sein, aber bei derart vielen muskulären Verletzungen hört es halt dann doch auf mit dem Glauben. Broich ist weg, Gfrerer da und in letzter Instanz könnte sich diese Personalie auch auf die Transfers des Rekordmeisters auswirken.
Die Bayern haben viele anfällige Spieler
Sollte der Head of Performance zum Schluss kommen, dass die anfälligen Gnabry, Coman, Guerreiro, Upamecano oder auch Mazraoui unter der Mithilfe des Head of Performance über eine Saison beständig performen können, würde das die Wahrscheinlichkeit erhöhen, nicht zu den Verkaufskandidaten zu gehören. Noch hat der neue Trainer Vincent Kompany nicht die Möglichkeit gehabt, all seine Spieler selbst in Augenschein zu nehmen. Weil Mathijs de Ligt, Kingsley Coman, Dayot Upamecano und Harry Kane bei der EM mindestens ins Halbfinale gekommen sind, wird sie Kompany erst nach der Rückkehr der obligatorischen PR-Trainingslager-Finanzabsicherungs-Reise am 4. August im Training begrüßen dürfen. Diesmal führen Globalisierung und Internationalisierung den FC Bayern nach Südkorea. Immerhin mit dabei werden dann auch die deutschen Nationalspieler sein, die bislang noch ihren Urlaub genießen. Leroy Sané wiederum ließ sich am Schambein operieren und fällt noch für die Asien-Tour aus.
Selbst für einen Experten wie Gfrerer ist es da schwer einzuschätzen, wer wohl den Belastungen einer langen Saison gewachsen ist. Der 51-Jährige hatte zuletzt unter Niko Kovac in Wolfsburg und Monaco gearbeitet und auch wenn der Fußball an sich nicht immer höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt hat: Fit waren die jeweiligen Teams. Für die Planungen der Münchner ist die Einschätzung Gfrerers in der Tat bedeutend. Schließlich haben sie sich zuletzt mit Hiroki Ito, Michael Olise und Palhinha verstärkt - noch aber niemanden abgegeben. Auf einigen Positionen haben die Bayern plötzlich eine Fülle an Möglichkeiten, die den Tatbestand der Kader-Völlerei erfüllt. Für die rechte Abwehrseite beispielsweise sind zumindest Mazraoui und der aus Leverkusen zurückgekehrte Josip Stanisic vorgesehen. Dazu gesellt sich der im vergangenen Winter im Zustand akuter Panik verpflichtete Sacha Boey. Plant Kompany mit Joshua Kimmich und Konrad Laimer auch als Rechtsverteidiger? Oder im Mittelfeld? Da dürfte aber zumindest Palhinha gesetzt sein. Aleksandar Pavlovic genießt großen Rückhalt im Verein und dann gibt es da auch noch Leon Goretzka.
In der Defensive werden die Münchner eher nicht mit den Innenverteidigern Eric Dier, de Ligt, Upamecano und Minjae Kim durch die Saison gehen wollen. Zumal Ito ebenfalls im Zentrum seine Stärken hat und auch noch der Leverkusener Jonathan Tah verpflichtet werden soll. In der Offensive bietet sich den Münchnern ein noch größeres Überangebot. Coman, Gnabry, Olise, Musiala und Sané haben allesamt den Anspruch, in der Dreierreihe hinter Kane gesetzt zu sein. Und dann stehen da auch noch Thomas Müller, Bryan Zaragoza und Fan-Liebling Mathys Tel im Kader. Gerüchteweise sollen die Münchner zudem gute Chancen haben, den zuletzt an Leipzig ausgeliehenen Xavi Simons aus Paris zu verpflichten. Das würde die Münchner rund 90 Millionen Euro kosten.
Geld, das die Münchner zumindest teilweise durch Verkäufe wieder erwirtschaften wollen. Ein zumindest kleiner Umbruch im bayerischen Kader steht bevor. Eine tragende Rolle soll dabei ausgerechnet der Österreicher Gfrerer spielen. Bisher aber gilt: Nichts Genaues weiß man nicht.
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