Die Erwartungen könnten nicht größer sein: Harry Kane, seit Samstagvormittag Bayern–Spieler und der teuerste Spieler, der je für einen Bundesligisten spielte, soll nicht weniger als sofortige sportliche Weltklasse darstellen. Wie dringend ihn sein neuer Klub benötigt, wurde am Samstagabend deutlich, als die Münchner den Supercup mit 0:3 gegen Leipzig in den Sand setzten. Es dürfte für längere Zeit das letzte Spiel gewesen sein, in dem Kane nicht in der Startelf der Bayern stand, wie ein sichtlich angefasster Thomas Tuchel nach Abpfiff sagte: "Er spielt jedes Spiel." Nicht Kane müsse sich an den FC Bayern anpassen, das Team muss Harry Kane, den 100-Millionen-Mann, kennenlernen, so Tuchel. Kane müsse denken, der FC Bayern habe "vier Wochen nicht trainiert", so Tuchel.
Eine harte Aussage, die für Tuchel noch zum Bumerang werden könnte, glaubt der ehemalige Weltfußballer Lothar Matthäus. In seiner Kolumne für den TV-Sender Sky schrieb er: "Ich bin sicher, dass das für Unverständnis und Kopfschütteln bei den Profis sorgt. Wenn er nicht aufpasst, wird er die Kabine nicht so hinter sich bringen, wie es nötig wäre." Mit Dietmar Hamann glaubt ein weiterer Ex-Nationalspieler und heutiger Experte, dass Tuchel mit dieser Art die Unterstützung seiner Spieler verlieren könnte, und führt als Beispiel Joshua Kimmich an. Erst kürzlich habe Tuchel diesem abgesprochen, im zentralen Mittelfeld spielen zu können, und ihn im Supercup dort aufgestellt. "Was denkst du, was der Kimmich über den Trainer denkt?"
Stefan Ortega soll als Neuer-Nachfolger in den Fokus gerückt sein
Unterdessen schlägt die Suche der Bayern nach einem Ersatz für den immer noch verletzten Torwart Manuel Neuer einen neuen Haken. Nach der Absage des spanischen Keepers Kepa, der nun von Chelsea zu Real Madrid wechselte, ist nun offenbar ein alter Bekannter in den Fokus gerückt: Stefan Ortega, ehemals bei 1860 München und Bielefeld unter Vertrag und aktueller Ersatztorwart von Manchester City, soll nun kommen. Ortega soll einem Bericht von ran.de zufolge seine Bereitschaft signalisiert haben. Der englische Meister stellt sich aber noch quer, weil erst einmal ein Ersatz für den 30-Jährigen gefunden werden muss. Ortega war vor einem Jahr schon einmal ein Thema in München, ging dann aber auf die Insel und unterschrieb dort bis 2025.
Ungeachtet dieser Probleme ist der FC Bayern weiterhin Favorit auf die Meisterschaft. In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur haben 13 der 17 Konkurrenten den FCB – vor seiner Supercup-Schlappe – zum großen Favoriten erklärt. Vier Vereine gaben keinen Meistertipp ab. "Wie die vergangene Saison gezeigt hat, können sich die Bayern eigentlich nur selbst stoppen", sagte Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier. (dpa)