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FC Bayern München: Thomas Tuchel und der FC Bayern: Wie lange geht das noch gut?

FC Bayern München

Thomas Tuchel und der FC Bayern: Wie lange geht das noch gut?

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    Bayern-Trainer Thomas Tuchel und Stürmerstar Harry Kane wirken nach dem Remis in Freiburg ratlos.
    Bayern-Trainer Thomas Tuchel und Stürmerstar Harry Kane wirken nach dem Remis in Freiburg ratlos. Foto: Tom Weller, dpa

    Thomas Tuchel war nach dem 2:2 beim SC Freiburg sichtlich bedient. Ein Gegentor von Lucas Höler kurz vor Schluss (87.) hatte den FC Bayern um den Sieg gebracht. Die Laune des scheidenden Trainers war aber nicht nur deswegen, sondern vor allem wegen des Auftritts in der ersten Halbzeit im Keller. Am DAZN-Mikro hatte der 50-Jährige den Auftritt seiner Mannschaft als "Harakiri" bezeichnet: "Wir haben Dinge gemacht, die haben wir noch nie trainiert und über die haben wir noch nie gesprochen." 

    In puncto Körpersprache und Positionstreue habe seine Mannschaft fast alles vermissen lassen. Man habe froh sein müssen, dass es nach dem Traumtor von Christian Günter (12.) nur 0:1 gestanden habe. Dass der Ausgleich – ein ebenso sehenswerter Treffer von Mathys Tel (35.) – aus einer Einzelaktion gefallen sei, sei nur folgerichtig gewesen. "Anders gab es keine Möglichkeit." In der zweiten Halbzeit mit dem Treffer nach einer weiteren starken Einzelaktion, einem Dribbling von Jamal Musiala (75.), sei es zwar besser geworden, aber eine Erklärung für die Darbietung in der ersten halben Stunde – "die gibt es nicht", so Tuchel nach Abpfiff. 

    Die Beziehung zwischen Tuchel und der Mannschaft galt schon vorher als schwierig

    Inhaltlich mag Tuchel beim Großteil seiner schonungslosen Analyse recht haben. Ob es angesichts der ohnehin schon schwierigen Konstellation zwischen Trainer und Mannschaft clever es, derart öffentlich von seinen Spielern abzurücken, ist fraglich. Der zum Rechtsverteidiger umfunktionierte Joshua Kimmich steht ohnehin nicht im Verdacht, der größte Freund des Trainers zu sein. Gegen Freiburg ignorierte er seine Defensivaufgaben stellenweise komplett. Wenig überraschend liefen die meisten Angriffe der Breisgauer über die rechte Bayern-Seite.

    Tuchel hatte nach Bekanntwerden seines Abschieds zum Saisonende gesagt, dass er nun rücksichtsloser agieren könne, weil er nur noch bis zum Saisonende denken müsse. Spätestens nach dem Spiel im Breisgau muss aber die Frage erlaubt sein: Wie lange geht das noch gut mit Tuchel? Die Haltbarkeit des Zweckbündnisses zwischen Trainer und Verein scheint immer kürzer zu werden. Schon die Installation des Sportvorstands Max Eberl hatte Tuchel kritisch gesehen und in der Pressekonferenz vor dem Spiel davon gesprochen, dass man nun "innerhalb von nicht mal zwölf Monaten zum dritten Mal das Organigramm ändern müsse". Ob die Verpflichtung Eberls etwas bewirke? "Wir werden sehen, welchen Effekt das hat."

    DAZN-Experte Hummels über Tuchel: "Alle jubeln, er bleibt sitzen"

    Auf jeden Fall ist Eberl einer derjenigen, die den Daumen über Tuchel senken können. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das schon bald der Fall sein könne, scheint immer größer zu werden. Kritik an Tuchels Körpersprache gab es auch – von DAZN-Experte Jonas Hummels. Der Bruder des BVB-Profis sagte über das Verhalten von Tuchel während des Spiels: "Er bleibt bei den Toren sitzen. Alle jubeln, er bleibt sitzen. Mir persönlich gefällt das nicht, überhaupt nicht." Tags darauf legte Lothar Matthäus via Sky nach und nahm sich die Aussagen des Bayern-Trainers vor: "Er geht immer auf die Mannschaft los. Er ist immer derjenige, der keinen Fehler macht. So etwas willst du als Spieler nicht hören. Es geht ja nicht um einen Spieler, er geht ja generell auf die Mannschaft los, dass er da mehr erwartet. Aber vielleicht erwarten die Spieler auch von Tuchel mehr."

    Anbetracht des großen Abstands im Meisterrennen in der Bundesliga wird die Champions League wichtiger denn je – und das Rückspiel gegen Lazio Rom am Dienstag (21 Uhr, DAZN) hat dabei schon fast einen Endspiel-Charakter für Tuchel. Sollte der FC Bayern es nicht schaffen, die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel umzubiegen und schon im Achtelfinale ausscheiden, würde nicht mehr viel für ein "Weiter so" mit Tuchel sprechen. Dass Tuchel gegen Lazio in der Verantwortung ist – daran ließ der FC Bayern keinen Zweifel, lud fast demonstrativ schon am Samstagmorgen zur Pressekonferenz vor dem Lazio-Spiel ein, mit Tuchel als Trainer. Ein letztes Mal?

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