An das letzte Heimspiel gegen den SC Freiburg hat Thomas Tuchel keine guten Erinnerungen: In seiner zweiten Partie als Cheftrainer der Bayern Anfang April hatten die Münchner die Mannschaft von Christian Streich zu Gast. In dem Abendspiel musste Tuchel seine erste Niederlage mit den Münchnern einstecken. Nach dem 1:2 stand fest, dass für den FCB schon im Viertelfinale des DFB-Pokals Schluss war. Es war der Auftakt für einen Horror-April, an dessen Ende die Bayern auch aus der Champions League ausgeschieden sein sollten. An diesem Sonntagabend kamen die Freiburger nun das zweite Mal unter Tuchels Amtszeit in die Allianz Arena – und die Bayern leisteten sich diesmal keine Schwäche. Mit 3:0 gewann der Rekordmeister das Spiel, angeführt von einem erneut überragenden Leroy Sané.
Tuchel tauschte im Vergleich zum Sieg in Kopenhagen am Dienstag auf zwei Positionen: Thomas Müller kam für Jamal Musiala, Leon Goretzka begann für Konrad Laimer. Stichwort Müller: Dessen Vertrag läuft zwar 2024 aus und Tuchel hatte zuletzt betont, dass für den Routinier keine Saison mehr mit 50 Spielen von Beginn an drin ist. Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen sieht den Profi aber gerne auch über die Saison hinaus noch als Teil des Kaders. Gegenüber Bild TV sagte er: "Wir haben guten Grund, Thomas noch lange bei uns zu haben."
Die Bayern-Fans zeigten mit einem Banner, was sie von Boateng halten
Dass Jerome Boateng hingegen nicht im Kader sein würde, hatte der FC Bayern am Freitag bekannt gegeben. Aus dem umstrittenen Trainingsgast wurde kein neuer Mitspieler. Tuchel sprach bei DAZN davon, dass "nicht nur sportliche Gründe" den Ausschlag dafür gegeben hatten. Dass Boateng keinen Vertrag bekommt, sei eine Entscheidung des Vereins, die es zu respektieren gelte. Die Südkurve der Bayern machte mit einem Banner deutlich, was sie von einer Verpflichtung des Ex-Spielers gehalten hätte, dem vorgeworfen wird, seine Ex-Partnerin geschlagen zu haben: "Misogyne Gewalt ist keine Privatsache – steht zu unseren proklamierten Werten!"
Die Bayern begannen, wie sie Tuchel am liebsten sieht: druckvoll, dominant – und torgefährlich. Der Treffer, mit dem die Gastgeber in Führung gingen, war aber alles andere außer gewöhnlich: Eine als Flanke gedachte Hereingabe von Kingsley Coman von der rechten Seitenlinie rutschte dem Franzosen ab, segelte über SC-Keeper Noah Atubolu, klatschte an den Innenpfosten und von da aus in den Kasten. Ein Treffer, der selbst Coman vor Verwunderung den Kopf schütteln ließ (12.). Bayern drückte aufs zweite Tor, hatte durch einen Versuch von Kane von der Strafraumgrenze die Chance darauf (19.). Drei Minuten später war es erneut der Engländer aus fast identischer Position, der wieder gefährlich vors Tor kam, doch auch dieser Schuss ging vorbei. Nur folgerichtig war es, dass es kurze Zeit später erneut im SC-Kasten klingelte: Der seit Wochen formstarke Leroy Sané ließ gleich fünf Freiburger wie Slalomstangen stehen, setzte Kane in Szene. Der Engländer sah, dass der Flügelspieler im Strafraum frei war, spielte Doppelpass – und Sané besorgte das 2:0 (25.). Es war das sechste Saisontor des Nationalspielers.
Coman machte spät alles klar für die Bayern
Das Spiel war in dieser Phase komplett einseitig. Freiburg hatte kaum längere Ballbesitzphasen, konnte diese auch nicht verwerten. Als das Spiel etwas verflachte, ließ Sané die Bayern-Fans kurze Zeit jubeln: Sein Schuss aus spitzem Winkel zum 3:0 wäre ein Traumtor gewesen – wenn er nicht wenige Zentimeter im Abseits gestanden wäre. Die Bilanz zur Halbzeit sprach eine mehr als deutliche Sprache: Die Münchner hatten 69 Prozent Ballbesitz sowie acht zu eins Torschüsse. Das 2:0 war für Freiburg zu diesem Zeitpunkt mehr als schmeichelhaft.
SC-Trainer Streich wechselte zur Halbzeit offensiv, brachte Angreifer Maximilian Phlipp für Merlin Röhl. Das Spiel verflachte nun etwas – und die Bayern waren nicht mehr ganz so intensiv bemüht, das nächste Tor zu machen. Wenn es gefährlich wurde, dann meist über Sané – etwa dann, als er Coman in Szene setzte. Atubolu hielt aber den Schuss aus kurzer Distanz (71.). Auch der eingewechselte Musiala bekam den Ball in guter Position, verstolperte aber (74.). Freiburg schien bemüht, hatte aber gegen die Bayern kein Konzept. Goretzka traf noch den Pfosten (83.). Coman machte mit einem abgefälschten Schuss zum 3:0-Endstand spät alles klar (85.).