Als der FC Bayern im Sommer vergangenen Jahres Noussar Mazraoui von Ajax Amsterdam verpflichtete, erhoffte sich der Rekordmeister von dem marokkanischen Nationalspieler viel Wirbel in der gegnerischen Hälfte. Nach einem durchwachsenen ersten Jahr gehört der 25-Jährige nun zum Stammpersonal. Für das größte Aufsehen seit seiner Ankunft in München sorgte der Rechtsverteidiger nun abseits des Platzes. Sein umstrittener Instagram-Post zum Nahost-Konflikt erregte viel Kritik – und droht nun innerhalb des Vereins zur Zerreißprobe zu werden.
Mazraoui hatte via Instagram ein Video geteilt, in dem eine Stimme zu hören ist: "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott ihre Wunden heilen." Dazu war eine wehende palästinensische Flagge zu sehen. Den Beitrag versah Mazraoui mit dem Wort "Ameen" (Amen, zu Deutsch: So sei es). Gegenüber unserer Redaktion sagte der Zentralrat der Juden: "Der Post des Spielers Noussair Mazraoui ist eine unsägliche Entgleisung. Wir nehmen zur Kenntnis, dass er sich im Nachgang von jeglichen Terrororganisationen distanziert hat. Leider lässt Mazraoui weiterhin die klare Verurteilung der Hamas-Barbarei vermissen."
Der FC Bayern hat eine besondere Beziehung zu Israel
Der FC Bayern hatte sich nach Bekanntwerden des Angriffs der Hamas auf Israel klar positioniert. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) schreib der Verein: "Es gibt keine Rechtfertigung für die Tötungen und die brutale Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Wir machen uns Sorgen um unsere Freunde in Israel." Der FC Bayern hat nicht nur wegen seines jüdischen Ehrenpräsidenten Kurt Landauer (1884–1961), der von den Nationalsozialisten verfolgt wurde und den Verein nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder aufbaute, eine besondere Beziehung zu Israel.
Im Kader befindet sich mit Torwart Daniel Peretz zudem ein Israeli. Der 23-Jährige kam in diesem Sommer von Maccabi Tel Aviv zu den Bayern und drückte seine Sorge um seine Freunde und Familie ebenfalls via die sozialen Medien aus. Zum umstrittenen Post von Mazraoui hat sich der FC Bayern bislang noch nicht geäußert, kündigte aber gegenüber der dpa ein Gespräch mit seinem Angestellten an. Man habe umgehend mit dem Spieler Kontakt aufgenommen, der sich derzeit mit der Nationalmannschaft von Marokko in Afrika befindet. "Nach seiner Rückkehr ist ein ausführliches persönliches Gespräch mit der Clubführung in München vorgesehen." Dennoch erfährt der FC Bayern nun ebenfalls immer mehr öffentlichen Druck.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert kritisiert den FC Bayern
Gegenwind bekommt der Bayern-Spieler auch aus der Politik: CDU-Bundestagsabgeordneter Johannes Steiniger forderte den FC Bayern in einem Tweet auf, den Spieler "sofort rauszuschmeißen"; zudem solle die Ausweisung des Fußball-Profis geprüft werden. Auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert will eine Reaktion des FC Bayern. Auf einer Pressekonferenz in Berlin sagte der 34-Jährige: "Als jemand, der von Kindesbeinen an dem FC Bayern durchaus verbunden gewesen ist, halte ich es für nicht ausreichend, dass der Verein von Kurt Landauer dazu bislang keine angemessenen Worte findet." Der Zentralrat der Juden sieht die Rolle des FC Bayern "bislang für angemessen" und erklärt: "Wie der FC Bayern heute mitgeteilt hat, wird der Vorfall weiter aufgearbeitet und klargestellt werden."
Mazraoui selbst ist mittlerweile zurückgerudert. In einem auf Englisch verfassten Statement schrieb der Bayern-Profi: "Der Punkt ist, dass ich nach Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt strebe. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde." Es sei enttäuschend, dies klarstellen zu müssen.