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FC Bayern München: De Ligt, Gravenberch und Mazraoui: Der FC Bayern wird Oranje

FC Bayern München

De Ligt, Gravenberch und Mazraoui: Der FC Bayern wird Oranje

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    Fußballspieler Matthijs de Ligt kommt zum Vereinsgelände des FC Bayern München an der Säbener Straße an. Der FC Bayern steht Medienberichten zufolge kurz vor der Verpflichtung des niederländischen Fußball-Nationalspielers.
    Fußballspieler Matthijs de Ligt kommt zum Vereinsgelände des FC Bayern München an der Säbener Straße an. Der FC Bayern steht Medienberichten zufolge kurz vor der Verpflichtung des niederländischen Fußball-Nationalspielers. Foto: Christian Kolbert, dpa

    Es gibt ein Video von Matthijs de Ligt, das viel über die Persönlichkeit des Innenverteidigers aussagt. Aufgenommen wurde es nach der Meisterschaft von Ajax Amsterdam im Jahr 2019, als die Mannschaft zusammen mit den Fans nicht nur den Titel, sondern auch eine furiose Saison in der Champions League hinlegte und erst denkbar knapp im Halbfinale an Tottenham Hotspur scheiterte.

    Der 19-jährige Kapitän dieser Mannschaft, auf die in diesen Tagen ganz Fußball-Europa blickte, war jener de Ligt. Ein Jahr vorher hatte ihn Trainer Erik ten Hag (jetzt Manchester United) zum jüngsten Spielführer der Ajax-Geschichte gemacht. Dass er in diesem Amt alles andere als eine Verlegenheitslösung war, zeigten eben jene Worte, mit denen de Ligt an diesem Tag die tausenden Amsterdam-Fans elektrisierte: "Wir haben Bayern, Real Madrid, Juventus geschlagen! Keiner konnte uns aufhalten!" Und, schließlich, noch wichtiger: "Wir haben gezeigt, für was Ajax steht, für was die Stadt Amsterdam steht – und da ist Angriffsfußball!" Die Masse tobte, angefeuert von einem Teenager.

    Matthijs de Ligt soll beim FC Bayern der neue Abwehrchef werden

    Neben den sportlichen Qualitäten ist es auch diese Persönlichkeit des mittlerweile 22-Jährigen, die den FC Bayern tief in die Tasche greifen lässt: 70 Millionen Euro plus zehn Millionen möglicher Bonuszahlungen werden die Münchner an Juventus Turin überweisen. Es ist der teuerste Wechsel der Bundesliga-Geschichte nach dem Transfer von Lucas Hernandez im Sommer 2019 von Atlético Madrid zum FC Bayern für damals 80 Millionen Euro. De Ligt landete am Montagabend mit einem Privatjet in München, fuhr dann im roten Sportflitzer zur Säbener Straße und wird in Kürze einen bis 2027 gültigen Vertrag unterschreiben.

    Damit soll nach dem Abgang von David Alaba vor einem Jahr wieder ein Abwehrchef im Zentrum der Bayern-Abwehr spielen, der seinen Mitspielern mit seiner Präsenz auf dem Platz hilft. In der Saison-Analyse ist den Bayern vor allem die Defensiv-Schwäche ins Auge gefallen, weswegen die Verpflichtung eines neuen Ankers für die Abwehr höhere Priorität hatte als ein neuer Stoßstürmer als Ersatz für Robert Lewandowski.

    Auffällig bei der bayerischen Transfer-Offensive: Neben dem senegalesischen Weltstar Sadio Mané vom FC Liverpool setzt der FC Bayern auf die Ausbildung der Ajax-Schule: Neben de Ligt kamen Mittelfeldspieler Ryan Gravenberch und Außenverteidiger Noussair Mazraoui direkt aus Amsterdam nach München. Nach Jahren, in denen der Münchner Fokus vor allem auf französischen Spielern lag, mischen sich nun deutliche Orangetöne in den bayerischen Kader. Dazu passt, dass die Franzosen Benjamin Pavard und Tanguy Nianzou als Verkaufskandidaten gelten. Ist das eine generelle Neuausrichtung? Sportvorstand Hasan Salihamidzic wollte das bei der Vorstellung von Gravenberch und Mazraoui nicht bestätigen und sagte mit Blick auf das Niederlande-Duo nur: "Die Jungs sind einfach gut."

    Oranje-Experte Peter Hyballa: Darum passen Ajax und der FC Bayern zusammen

    Für den Fußballtrainer und TV-Experten (DAZN) Peter Hyballa passt der Ansatz von Julian Nagelsmann, das Spiel des FC Bayern schneller und variabler zu gestalten, aber sehr gut mit dem Ajax-Konzept zusammen. Hyballa, der sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden Vereine trainiert hat, gilt als ausgewiesener Kenner des Oranje-Fußballs.

    Peter Hyballa hat Verreine in beiden Ländern trainiert.
    Peter Hyballa hat Verreine in beiden Ländern trainiert. Foto: Tom Bode, Witters

     Unserer Redaktion sagte der 46-Jährige, der seit Juni Coach beim AS Trencin in der Slowakei ist: "Die Spieler passen gut ins System von Nagelsmann, der ähnlich wie Erik ten Hag gerne mit Positionswechseln und Magnetspielern operiert." Mit dem Begriff "Magnetspieler" könnte nach Ansicht Hyballas zum Beispiel die Rolle des rechten Verteidigers Mazraoui beschrieben werden: Zu dessen Spielstil zählte es schon bei Ajax, mit dem Ball von der Außenbahn in die Mitte zu ziehen und auf diese Weise einen Gegenspieler mit in die Zentrale zu ziehen – ähnlich wie ein Magnet eben. "Die Folge sind freie Räume, in die die Mitspieler stoßen können." Salihamidzic sah die Rolle des in den Niederlanden geborenen marokkanischen Nationalspielers so: "Er wird uns etwas Besonderes geben."

    Hyballa: Gravenberch und Mazraoui müssen sich an Zweikämpfe gewöhnen

    Diese taktische Flexibilität gehört zu den Grundprinzipien der Ajax-Schule – und wird nun bald verstärkt bei Spielen des FC Bayern zu sehen sein, vermutet Hyballa. Vor allem mit de Ligt hat der Rekordmeister einen Transfer getätigt, der das Geld wert sein dürfte. Nicht nur die körperliche Präsenz und Stärken im Spielaufbau sprechen für den Innenverteidiger: "De Ligt gehört zu den besten Kopfballspielern Europas. Alleine mit seiner Verpflichtung haben sich die Bayern mehr Torgefahr bei den Standards eingekauft." Für de Ligt, der in Italien die Erwartungen nur bedingt erfüllen konnte, wegen Verletzungen und einer Corona-Erkrankung aber auch ausgebremst wurde, soll der Wechsel nach München die Rückkehr zu alter Stärke einläuten. Auch ihm kommt entgegen, dass der Nagelsmann–Fußball dem Ajax-Konzept wesentlich näher ist als der auf defensive Kontrolle ausgerichtete italienische Stil.

    Eine kleine Einschränkung hat Hyballa beim 20 Jahre alten Gravenberch und dem 24-jährigen Mazraoui: "In der Bundesliga werden die Zweikämpfe härter geführt, auch das Spiel gegen den Ball ist ein anderes." Sich daran zu gewöhnen, brauche Zeit. "Aber diese jungen Spieler haben eine bessere Software als Ältere und werden sich schnell an die neuen Bedingungen gewöhnen."

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