Mit dem Arbeitsnachweis seines Angestellten Serge Gnabry in Leipzig dürfte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann durchaus zufrieden sein: Nach neun Minuten klatschte ein Schuss des Nationalspielers an den Pfosten, später bereitete er per Musterflanke die zwischenzeitliche Führung durch Choupo-Moting vor. In der zweiten Halbzeit baute der 27-Jährige zwar (wie die gesamte Bayern-Elf) etwas ab, unterm Strich dürfte der Einsatz gegen RB aber als gelungen bezeichnet werden. Dennoch war Nagelsmann sichtlich angesäuert, als er in der Pressekonferenz vor dem Spiel des FCB gegen Köln (Dienstag, 20.30 Uhr, Sat.1 und Sky) auf seinen Flügelspieler angesprochen wurde.
Der hatte das freie Wochenende für einen Paris-Trip genutzt. Die französische Hauptstadt spielt in dieser Saison eine entscheidende Rolle beim FC Bayern, schließlich steigt dort am Valentinstag das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen PSG. Doch schon in der vergangenen Woche fand dort die "Fashion Week" statt. Dort trifft sich, wer exklusiv und modisch ist - und der Verdacht liegt nahe, dass Gnabry beide Attribute für sich beansprucht. In mehreren Videos, die er auf seinem Instagram-Kanal hochgeladen hat, ist zu sehen, wie sein Fashion Weekend aussah: Gnabry in der ersten Reihe bei einer Fashion-Show, Gnabry beim Begutachten von Designerentwürfen, Gnabry in feinem Tuch selbst bei einem Shooting.
Nagelsmann über Gnabry: "Wenn er Leistung bringt, ist es okay für mich"
Ob das nun ein bisschen viel Fashion und ein bisschen wenig Fußball ist, vor allem, weil schon am Dienstag das nächste Spiel gegen Köln stattfindet? Gnabrys Trainer Julian Nagelsmann war nicht sonderlich angetan vom Kurztrip seines Schützlings. Die schwankenden Leistungen des Angreifers sind den Bayern-Verantwortlichen ohnehin schon länger ein Ärgernis. Dem Vernehmen nach war dies auch ein Grund dafür, warum es im vergangenen Jahr recht lange dauerte, ehe ein neuer Vertrag unterschrieben war. Generell könne ein Spieler in seiner Freizeit anstellen, was er wolle. "Ich muss ja auch gewisse freie Tage und Planungen vor meinen Chefs rechtfertigen - warum der Sonntag frei war, warum wir nach einem 1:1 nicht trainieren." Und wenn diese freien Tage mit Mode-Shootings statt mit Regeneration verbracht werden, "dann geht mir auch die Argumentationskette irgendwann flöten", so Nagelsmann. Gnabry ist offenbar gut damit beraten, gegen Köln auch auf dem Platz für Glamour zu sorgen. Den Paris-Trip will Nagelsmann jedenfalls erst nach Abpfiff der Partie gegen Köln bewerten: "Wenn er am Dienstag Leistung bringt, ist es okay für mich. Wenn nicht, ist es nicht okay für mich. Und dann wird es auch Konsequenzen geben."
Mit Köln kommt eine Mannschaft nach München, die am Wochenende auf dem Platz einen recht hohen Style-Faktor hatte: Mit 7:1 deklassierte der Effzeh Werder Bremen. Trainer Steffen Baumgart setzt auf Schiebermütze statt Seidentuch - und lässt seine Mannschaft kraftvoll nach vorne spielen. Das kann, wie dieser selbst anmerkte, auch mal nach hinten losgehen. Es kann aber auch zum höchsten Kölner Sieg seit 40 Jahren führen. Was das nun für Bayern bedeutet? Nagelsmann gab sich gelassen: "Die sieben Tore machen eher was mit Köln als mit uns. Sie werden jetzt nicht weniger Selbstvertrauen haben." Vor der Spielweise der Gäste zeigte er sich dennoch beeindruckt: "Sie spielen ein sehr aktives Gegenpressing. Sie haben aber auch Lücken, die man bespielen kann." Damit könne man durchaus mal sieben Tore bekommen, aber auch gerne mal "vier kriegen", so Nagelsmann. Der Plan des FC Bayern dürfte es vorsehen, dass Letzteres am Dienstagabend zutrifft. Und Serge Gnabry sollte aus Eigeninteresse einen großen Teil dazu beitragen.