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FC Bayern: Lewandowski verfolgt eine Exit-Strategie

FC Bayern

Robert Lewandowski verfolgt beim FC Bayern eine Exit-Strategie

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    Was Robert Lewandowski möchte, ist klar: einen Weg zum FC Barcelona finden.
    Was Robert Lewandowski möchte, ist klar: einen Weg zum FC Barcelona finden. Foto: Sven Simon

    Immerhin, er war auch am Donnerstag da. Gab in der Vergangenheit ja schon etliche Kandidaten, die es nicht mehr als nötig betrachteten, an ihrem Arbeitsplatz zu erscheinen. Und nichts anderes ist der Rasen des FC Bayern München für Robert Lewandowski nun mal. Dem normalen Angestellten, der gewissenhaft sein Tagwerk verrichtet, wird dieser Tage einmal mehr vor Augen geführt, wie viele Lichtjahre dieser Balltreterkosmos von seiner Wirklichkeit entfernt liegt. Während die Maiers und Hubers fürchten, in Folge diverser Krisen ihren Job zu verlieren, will ein Lewandowski nichts anderes. Damit der Weg endlich frei ist zum FC Barcelona.

    Lewandowski hat bislang alles richtig gemacht. Akribisch verfolgte er seinen Karriereplan. Wie Cristiano Ronaldo, der auch mit 37 fit wie ein 20-Jähriger wirkt, überlässt er nichts dem Zufall. Ernährt sich gesund, stählt seine Muskeln, minimiert das Risiko jedweder Blessur. Höchst professionell, vor allem aber mit Kalkül, geht Lewandowski seinem Beruf nach. Eine herzliche Beziehung entstand nie zwischen ihm und dem Serienmeister, Lewandowski erledigte seinen Job als Tormaschine, der FC Bayern honorierte üppig.

    Auch bei Lewandowski: Aus einem kategorischen Nein wird mit der Höhe der Ablösesumme ein Ja

    Jetzt, mit 33 Jahren, hat der Angreifer für sich entschieden, den Standort zu wechseln. Statt Bayern Barcelona. Und erneut demonstrieren ein Profi und dessen handelstüchtiger Berater, wie mächtig sie im Fußballbusiness geworden sind. Wo ein Wechselwille, da ein Wechselweg. Fließt eine entsprechende Ablösesumme, greifen die Marktmechanismen. Inzwischen soll

    Bis der Deal perfekt ist, leisten die wechselwilligen Profis reichlich „Überzeugungsarbeit“. Wie diese aussehen kann, offenbarte Lewandowski in den ersten Einheiten nach der Sommerpause. Verspätet erschien er am Trainingsgelände, desinteressiert verfolgte er eine Ansprache von Trainer Julian Nagelsmann. Noch setzt Lewandowski in seiner Exit-Strategie harmlose Mittel ein. Die Skala nach oben scheint jedoch offen, blickt man in die Vergangenheit. Als einer der ersten Bundesliga-Profis provozierte Heiko Herrlich 1995 einen Vereinswechsel. Der Angreifer pochte auf eine mündliche Zusage von Mönchengladbachs Manager Rolf Rüssmann. Als er nicht zu Borussia Dortmund wechseln durfte, boykottierte Herrlich das Training und hielt sich bei Fortuna Köln fit. Der DFB vermittelte, für elf Millionen D-Mark wechselte er am Ende zum BVB. Weitere Bundesliga-Beispiele: Demba Ba, der ein Hoffenheimer Wintertrainingslager sausen ließ, oder der Mainzer Michael Thurk, den es nach Frankfurt drängte.

    Erscheint Robert Lewandowski bei der Teampräsentation des FC Bayern?

    Möglichkeiten, seinen Wechselwillen durchzudrücken, gibt es etliche – nicht nur das absichtliche Verpassen einer Trainingseinheit. Und so darf man gespannt sein, ob Lewandowski bei der offiziellen Teampräsentation der Bayern erscheint (Samstag) oder sich zwei Tage später auf die USA-Tour der Münchner begibt. Mehrmals mit streikenden Profis auseinandersetzen musste sich der FC Augsburg, prominenteste Fälle waren Martin Hinteregger und Kevin Danso. Man sehe sich derzeit nicht in der Lage zu trainieren oder zu spielen, begründen Streikende gerne.

    Letztlich sind die Klubs der Willkür ausgesetzt – und stellen wirtschaftliche über sportliche Interessen. Mit Geldstrafen ist den Stars der Szene, die mindestens Gehälter im zweistelligen Millionenbereich einstreichen, kaum beizukommen. Setzen sie den Arbeitsverweigerer auf die Tribüne, schaden Klubs mehr sich selbst als dem Spieler. Lewandowski wäre nicht der erste Star, der sich zu Barça transferiert, Dembélé oder Griezmann taten es ihm gleich. Schon vor Jahren merkte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke daher an, man müsse sich mal über die Rolle des ruhmreichen FC Barcelona unterhalten.

    Martin Hinteregger unternahm alles, um vom FC Augsburg zu Eintracht Frankfurt zu wechseln.
    Martin Hinteregger unternahm alles, um vom FC Augsburg zu Eintracht Frankfurt zu wechseln. Foto: Arne Dedert, dpa

    Aber: Mitleid sollte niemand haben, zum Opfer dienen Klubs kaum. Auch sie verhalten sich beim Spielerhandel unmoralisch und gefühlskalt. Zündet ein Profi nicht, sind alle Mittel recht, um ihn schnellstmöglich von der Gehaltsliste streichen zu können.

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