Manuel Neuer: Anfang der Woche beim Länderspiel gegen die Niederlande wurde ihm in der Allianz-Arena noch für seine 124 Länderspiele im DFB-Dress gedankt, gegen Stuttgart wurde Neuer selten gefordert. Versuchte stets von hinten herauszuspielen, was ihm bei dem hohen Pressing der Stuttgarter mal mehr und mal weniger souverän gelang. Anfang der zweiten Halbzeit bei einer Chance der Stuttgarter mit einer Parade, sonst ein ziemlich ereignisloser Arbeitsabend für Neuer.
Raphaël Guerreiro: Von der ersten Minute an der präsenteste Münchner, sorgte er mit schnellen Vorstößen auf der rechten Seite für Gefahr. Weil die linke Sturmseite der Stuttgarter größtenteils blass blieb, hatte er viel Zeit, sich mit offensiver Arbeit zu beschäftigen. In der ersten Halbzeit fand er keinen passenden Abnehmer für seine Flanken, in der zweiten Halbzeit waren diese für drei Torerfolge der Bayern nicht mehr nötig. Verließ unter Applaus den Platz gen verdienten Feierabend.
Dayot Upamecano: Hatte mit zwei bulligen Stürmern vom VfB (Undav und dem Ex-Augsburger Demirovic) in der Defensive alle Hände voll zu tun. Nicht immer souverän, aber erfolgreich hielt er die Stuttgarter vom Tor(e) schießen ab. Scheint in der Absprache mit Abwehr-Partner Kim bisher nicht den passenden Ton gefunden zu haben, sodass es immer wieder zu brenzligen Situationen im eigenen Strafraum kam. In der zweiten Halbzeit, die bulligen VfB-Stürmer waren schon in der Kabine, insgesamt mit einem soliden Auftritt und in der 82. Minute von Leon Goretzka erlöst.
Min-Jae Kim: Kam am Anfang der Partie nicht mit dem hohen Pressing der Stuttgarter klar und versuchte Situationen spielerisch zu lösen, denen ein Befreiungsschlag in Form eines langen Balles sicherlich gutgetan hätte. Und auch im Vorwärtsschritt gelang es dem Südkoreaner nicht, entscheidende Impulse zu setzen. In der zweiten Halbzeit wenig gefordert.
Dass Alphonso Davies eine Vorliebe für die Offensive hat, ist sicherlich kein Geheimnis. Nach dem Auftritt gegen Stuttgart dürfte das auch dem Letzten klar geworden sein: Seine pfeilschnellen Vorstöße brachten die Stuttgarter Abwehr regelmäßig ins Schwitzen, und vor allem im Zusammenspiel mit Serge Gnabry sorgte Davies auf der rechten Seite für Wirbel. In der ersten Halbzeit litt unter dem Vorwärtsdrang auch die eigene Abwehr, weil er dort schlichtweg fehlte. Als in der zweiten Halbzeit der Offensivgeist Stuttgarts nachließ, war das allerdings kein Problem mehr.
Joshua Kimmich: Nach einem Ausflug auf der rechten Abwehrseite unter DFB-Trainer Nagelsmann wieder auf gewohnter Position im Zentrum. Agierte dort gegen seinen Kindheitsverein, als habe er nie woanders gespielt, selbst dann, wenn er von Stuttgartern umzingelt war: ruhig, routiniert und mit viel Übersicht. Nicht besonders auffällig, für den Spielfluss der Bayern jedoch unersetzbar. Als Konrad Laimer für Guerreiro ins Spiel kam, durfte er zurück in die Abwehr und überzeugte auch dort.
Aleksandar Pavlović: Verletzte sich in der achten Minute bei einem Luftduell, bei dem er unglücklich auf seiner rechten Schulter landete. Von Joao Palhinha (siehe unten) ersetzt.
Michael Olise: Glitt so geschmeidig wie lange niemand mehr über den Fröttmaninger Rasen, der Ball stets am linken Fuß klebend. Auf Papier rechts außen aufgestellt, sorgte er im gesamten letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor für Gefahr, vor allem im Duo mit seinem Flügel-Kollegen Raphaël Guerreiro oft gefährlich. Zeigte auch in diesem Spiel, warum die Bayern im Sommer mutmaßlich 46 Millionen Euro an Crystal Palace überwiesen haben: Wo er auftauchte, brachte er offensive Gefahr ins Spiel. Musste in der 68. Minute, ohne Torerfolg, seinen Platz Leroy Sané überlassen.
Serge Gnabry: Machte auf der linken Seite Druck, gerne im Zusammenspiel mit Alphonso Davies. Zwar nicht auf dem Niveau wie die Guerreiro-Olise-Seite, immerhin jedoch mit einigen brauchbaren Vorstößen, die jedoch ohne zählbaren Erfolg blieben. Erste und einzige nennenswerte Chance in der 3. Minute, in der 68. Minute musste er Kingsley Coman weichen.
Thomas Müller: Ebenso wie Manuel Neuer Anfang der Woche für seinen Einsatz in der Nationalmannschaft gefeiert, kursierten nach dem Länderspiel Bilder im Netz, auf denen er am Montag zu später Stunde das Stadion verließ. Weil Jamal Musiala bislang nicht fit war, durfte Müller im Süd-Klassiker von Anfang an ran, startete etwas verschlafen in die Partie und beendete diese so, wie er sie angefangen hatte. Zwar oft im Mittelpunkt des Geschehens, jedoch nicht maßgeblich an dem Sieg der Bayern beteiligt.
Harry Kane: Tat sich am Anfang des Abends schwer, in die Partie zu kommen. Eine Chance in der zehnten Minute ging nur knapp am Tor der Schwaben vorbei, danach segelte eine Flanke nach der anderen vom Fuße Guerreiro in Richtung des Engländers. Holte sich seine Bälle oft im Mittelkreis, sorgte in der Stuttgarter Zuordnung dabei oft für Verwirrung und nutzte jene Unordnung, um die VfB-Abwehrkette zu überspielen. Arbeitete viel und belohnte sich mit einem blitzschnellen Doppelpack: einmal per abgefälschten Fernschuss in der 58. Minute und zwei Minuten später schob er aus kurzer Distanz ein, nachdem die Stuttgarter den Ball im eigenen Strafraum nicht unter Kontrolle bekommen hatten. Danach netzte er noch zu einem lupenreinem Hattrick ein – der Matchwinner des Spiels.
Eingewechselt wurden: Joao Palhinha kam in der 8. Minute für Pavlović ins Spiel und dirigierte das Spiel mit Ruhe im Mittelkreis. Anfang der zweiten Halbzeit schlug er dann den Ball aus wenigen Metern über das Tor, sonst aber ohne offensive Impulse. Kämpferisch fair in den Zweikämpfen spielte er ein souveränes Spiel. Kingsley Coman hieß der vierte Torschütze des Abends, der genauso wie Konrad Laimer, Leon Goretzka und Leroy Sané den verdienten Sieg der Bayern festigte.
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