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FC Bayern: Bayern-Trainer Tuchel ist im Verteidigungsmodus

FC Bayern

Bayern-Trainer Tuchel ist im Verteidigungsmodus

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    Bayern-Trainer Thomas Tuchel kassierte mit den Münchnern in Rom eine 0:1-Niederlage und gerät zunehmend unter Druck.
    Bayern-Trainer Thomas Tuchel kassierte mit den Münchnern in Rom eine 0:1-Niederlage und gerät zunehmend unter Druck. Foto: Federico Proietti, Witters

    Im modernen Fußball lassen sich die Experten gerne über Taktik aus, reden über Pressing und Gegenpressing, über die Vorzüge einer Dreierkette gegenüber der Viererkette und umgekehrt. Am Mittwochabend im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League war es auch ein wenig Fußball wie früher. Lazio Rom verteidigte mit Mann und Maus. Der FC Bayern bemühte sich, um Druck aufzubauen, biss sich am römischen Abwehrbollwerk die Zähne aus. Vor dem Anpfiff kreiste ein Weißkopfseeadler, das Wappentier der Römer, über dem Rasen des Stadio Olimpico, um sich einen Fetzen Fleisch als Belohnung zu holen. Danach packten die Italiener den guten, alten Catenaccio aus. So nannte man früher einen Abwehrriegel, mit denen die Azzurri, egal ob im Klub oder der Nationalelf, ihre Erfolge feierten: Zehn Mann bilden einen Riegel (Catenaccio) vor dem eigenen Tor. Und vorne hilft der liebe Gott oder Bayern-Abwehrspieler Upamecano den praktizierenden Katholiken. Für die Zuschauer auf den Rängen und an den Bildschirmen hielt sich der Fußball-Spaß in Grenzen. Die Taktik aus dem Magnettafel-Zeitalter ging auf. 

    Lazio feierte durch ein Elftmetertor von Ciro Immobile in der 69. Minute gegen eine offensichtlich verunsicherte Bayern-Truppe einen 1:0 (0:0)-Sieg. Dayot Upamecano leistete sich den spielentscheidenden Fehltritt. Das Foul des Franzosen mit offener Sohle gegen Lazio-Angreifer Gustav Isaksen führte zum einzigen Treffer durch den Ex-Dortmunder Immobile inklusive Roter Karte. "Wir haben das Spiel komplett gegen uns selber entschieden", klagte Trainer Thomas Tuchel, der auf der Trainerbank nach Fehlern seiner Mannschaft das Gesicht in den Händen vergrub. 

    Thomas Müller steht überraschend in der Anfangself

    In der ersten Halbzeit hatte sich die Mannschaft, in der Thomas Müller überraschend in der Startelf auftauchte, gute Chancen erarbeitet. Leroy Sané zielte nach einem Freistoß nur wenige Zentimeter am Kasten vorbei. Jamal Musiala drosch den Ball aus wenigen Metern über das Tor. Torjäger Harry Kane konnten seine Mitspieler kaum in Szene setzen. So bewahrheitete sich eine weitere Fußball-Weisheit, die auch in Zeiten der Laptop-Trainer ihre Gültigkeit besitzt: Wer vorne seine Chancen versiebt, kassiert irgendwann die Rechnung in Form eines Gegentors. Zwar können die Münchner im Rückspiel am 5. März in der Allianz Arena den Ausrutscher von Rom noch wettmachen und ins Viertelfinale der Campions League einziehen. Allein die Körpersprache der Spieler und ihres Trainers lassen befürchten, dass der Mannschaft derzeit mindestens das Selbstvertrauen fehlt.

    Nach dem 0:3 in der Liga gegen Leverkusen und der zweiten Pleite in Folge, nimmt die Diskussion Fahrt auf, ob Thomas Tuchel noch der richtige Mann am richtigen Ort ist. Mit der Hand in der Hosentasche analysierte der Krumbacher das Spiel bei DAZN. Die Trainer-Diskussion könnten die Medien gerne führen, befand Thomas Müller in den Stadion-Katakomben angesprochen auf die Frage, ob Tuchel noch der richtige Coach sei. "Da sind wir Spieler erstens die völlig falschen Ansprechpartner", sagte Müller, ehe er laut und gereizt zu den Tuchel-Fragen anschloss: "Das ist auch ein Stück weit respektlos."

    FC Bayern bekennt sich zu Tuchel – noch

    Sportdirektor Christoph Freund rückte ebenfalls nicht vom Coach ab. "Wir sitzen alle in einem Boot. Es ist jetzt nicht einfach, aber wir werden da gemeinsam rauskommen, das ist unser großes Ziel", sagte der Österreicher. Spieler, Trainer, Bosse – im Bayern-Notstand gibt es keinen Alleinschuldigen, auch wenn Tuchel im Zentrum des Sturms steht. "Er kämpft natürlich auch mit der Situation, weil er die Mannschaft anders sehen will auf dem Platz", sagte Freund zur mentalen Verfassung des Trainers. "Im Moment fällt vieles einfach sehr schwer", sagte Kapitän Manuel Neuer. 

    Selbst gegen einen limitierten Gegner wie Rom, deutlich unterhalb der Güteklasse von Bayer Leverkusen, blieben die Münchner den Nachweis erneut schuldig, ein Spitzenteam zu sein und blieben torlos. Dem erfolgsverwöhnten deutschen Rekordmeister droht die erste titellose Saison seit zwölf Jahren. Im Fußball-Geschäft wird deshalb selbstverständlich die Trainerfrage gestellt.

    Am Sonntag spielt der FCB in Bochum

    "Das sind so Tage, da muss man auch mit umgehen lernen", sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen lange nach dem Match in seiner Bankett-Rede vor Spielern und Edelfans im Hotel Waldorf-Astoria in Rom. Die Reaktionen aus der Bayern-Spitze lassen vermuten, dass der Coach nicht mit einer Kurzschluss-Reaktion der Vereinsbosse rechnen muss. Auf die Frage, ob er sich Sorgen um seinen Job mache, reagierte er mit einem Wort: "Nein!" Es gab offenbar kein Ultimatum. Tuchel wird auch am Sonntag in Bochum als Trainer auf der Bank sitzen.

    Weitere Antworten zu seiner Situation verweigerte der 50-Jährige am Mittwochabend im Stadio Olimpico. Ein Plädoyer als Anwalt in eigener Sache wollte Tuchel nicht halten. "Ich möchte gerne über das Spiel sprechen." Das Spiel sprach allerdings nicht für ihn. (mit dpa)

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