Für Nediljko Labrovic war dieser Moment alles andere als schön. Mit der letzten Aktion des Spiels hatten die Italiener durch Zaccagni den späten 1:1-Ausgleich erzielt und sich fürs Achtelfinale der Europameisterschaft qualifiziert. Für Labrovic und die kroatische Nationalmannschaft könnte die EM hingegen nach der Gruppenphase beendet sein. In der Theorie hat der WM-Dritte zwar noch die Chance, sich als einer der besten Gruppen-Dritten für die K.o.-Phase zu qualifizieren, doch zwei Punkte nach drei Spielen lassen Hoffnungen schwinden. Wahrscheinlicher ist eine vorzeitige Abreise.
Labrovic hatte unmittelbar vor Beginn der Euro seinen Wechsel zum FC Augsburg vollzogen. Aus dem Trainingslager im brandenburgischen Neuruppin war er kurzfristig nach Augsburg gereist, hatte dort die sportmedizinische Untersuchung absolviert und seinen langfristigen Vertrag über fünf Jahre bis Ende Juni 2029 unterschrieben. Während der EM ist der 24-Jährige zu keinem Einsatz gekommen, hinter Stammkraft Dominik Livakovic (Fenerbahce Istanbul) ist er Ersatzmann. Sein bislang einziges Länderspiel bestritt Labrovic im März in einem Test gegen Ägypten.
Neuer FCA-Torhüter Labrovic ist noch bei der EM für Kroatien im Einsatz
Sollten die Kroaten das Achtelfinale verpassen, brächte dies für den FCA durchaus einen Vorteil mit sich. Der Torhüter, der in der Vorbereitung mit Finn Dahmen um den Stammplatz zwischen den Pfosten konkurrieren wird, würde früher zu seinem neuen Team stoßen. Womöglich würde er bereits mit dem FCA ins Trainingslager nach Südafrika reisen. Labrovic ist nach seinem Landsmann Kristijan Jakic bislang der zweite Neuzugang in Augsburg. Dem gegenüber stehen die Abgänge von Iago (EC Bahia), Tomas Koubek (Ziel unbekannt) und Raphael Framberger (U23).
In rund einer Woche beendet der FCA seine Sommerpause, Trainer Jess Thorup und sein Trainerteam beginnen dann mit der Vorbereitung auf die nächste Spielzeit. Der Kader wird dann längst nicht in Gänze zusammengestellt sein. Sportdirektor Marinko Jurendic und Geschäftsführer Michael Ströll haben bis zum 30. August Zeit, personelle Veränderungen vorzunehmen. Ehe das Transferfenster schließt, hat der FCA mit der 1. Hauptrunde im DFB-Pokal und zwei Ligapartien drei Pflichtspiele absolviert. Kurzfristig können die Verantwortlichen noch reagieren, können Ersatz für einen Langzeitverletzten oder einen überraschenden Abgang holen. Der grobe Personalplan indes steht.
Ruben Vargas und Felix Uduokhai wollen den FCA verlassen
Mit Ruben Vargas und Felix Uduokhai haben zwei Stammspieler erklärt, in diesem Sommer den FCA verlassen zu wollen. Vargas hatte im Winter einen Wechsel zum AC Florenz abgelehnt, jetzt fühlt er sich bereit, den nächsten Karriereschritt zu machen. Noch liegen dem FCA keine Angebote für den 25-jährigen Offensivspieler vor, letztlich sind diese aber eine Frage von Zeit.
Bereits mit anderen Klubs in Verbindung gebracht wird Ermedin Demirovic. Vor allem italienische Erstligisten sollen am 26-jährigen Angreifer interessiert sein, der sich mit 15 Treffern und zehn Vorlagen in der abgelaufenen Bundesligasaison in den Fokus gespielt hatte. AS Roma, AC Mailand und AC Florenz sollen über eine Verpflichtung des Nationalspielers aus Bosnien-Herzegowina nachdenken. Der Marktwert von Demirovic liegt laut Branchenportal Transfermarkt.de bei 28 Millionen Euro. Eine schnelle Einigung scheint allerdings ausgeschlossen, noch ist wenig Bewegung auf dem Spielermarkt, der erfahrungsgemäß erst nach der EM Fahrt aufnehmen wird. Klubs und Spieler loten derzeit aus. Uduokhai und Demirovic könnten also zunächst mit dem FCA in die Vorbereitung starten, ehe sie den Klub verlassen.
Personellen Bedarf hat der FC Augsburg noch bei den Außenverteidigern
Für Demirovic hat der FCA bereits Alternativen auf dem Zettel. Als aussichtsreicher Kandidat gilt weiterhin der Kongolese Samuel Essende, 26, der aktuell beim portugiesischen Erstligisten FC Vizela unter Vertrag steht. Neben Essende ist der türkische Mittelstürmer Enis Estan, 22, im Gespräch, der in seiner Heimat für Trabzonspor spielt. Bedarf hat der FCA allerdings vorwiegend auf den Außenverteidigerpositionen.
Hoch im Kurs steht für die linke Seite Dimitrios Giannoulis. Der 28-jährige Grieche hat seinen Vertrag beim englischen Zweitligisten Norwich City auslaufen lassen und könnte folglich ablösefrei wechseln. Vor drei Jahren hatte Norwich für den Linksverteidiger noch 7,5 Millionen Euro Ablöse an PAOK Saloniki überwiesen. Vor der EM bestritt Giannoulis mit Griechenland gegen Deutschland (1:2) sein 27. Länderspiel. Prominent ist ein weiterer Kandidat: Ricardo Rodriguez (FC Turin). Auch der Vertrag des 31-jährigen Schweizers beim FC Turnin läuft aus, zuvor hatte er unter anderem für den VfL Wolfsburg, PSV Eindhoven und den AC Mailand gespielt.
Eine Ablösesumme bezahlen müsste der FCA hingegen für Mattia Zanotti. Der 21-Jährige war in der vergangenen Saison von Inter Mailand an den FC St. Gallen ausgeliehen und agierte dort auf der Position des Rechtsverteidigers als Stammkraft.