Immer wieder diese eine Textzeile. Schon vor dem Spiel, später erst recht. "Deutscher Meister wird nur der BVB", sangen die zahlreichen Fans aus Dortmund. Die Chance ist tatsächlich groß nach dem 3:0-Erfolg vor 30.660 Fans in Augsburg. Die Gastgeber dagegen müssen weiter um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga zittern. Weil sie selbst verloren haben, aber auch, weil Bochum und Stuttgart punkteten. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt für den FCA damit nur noch zwei Punkte. Es muss weiter gezittert werden, am letzten Spieltag geht es für den FCA am Samstag (15.30 Uhr) zu Borussia Mönchengladbach.
Es war laut in der Augsburger Arena. Weil die Anhänger des FCA mächtig Trubel machten. Der harte Kern war am Nachmittag durch die Innenstadt zum Stadion gezogen. Wie es bei letzten Heimspielen an einigen Bundesliga-Standorten üblich ist. Aber auch wegen der Fans aus Dortmund, die mit großer Hoffnung nach Augsburg gereist waren. Der BVB wollte unbedingt die Vorlage des FC Bayern nutzen. 1:3 hatten die Münchner am Samstagabend gegen RB Leipzig verloren. Mit einem Sieg würden die Dortmunder vorbeiziehen. Nach einer intensiven, umkämpften Partie kam es tatsächlich dazu. Nun müssen die Dortmunder noch den letzten Schritt in einer Woche im Heimspiel gegen Mainz zum deutschen Meistertitel machen.
Der schon zuvor starke Druck der Dortmunder nahm in Überzahl weiter zu
Für den FCA war es eine große Aufgabe. Aber eine, der sie lange trotz aller Widrigkeiten gut standhielten. Die Augsburger kämpften und hatten mit Tomas Koubek einen exzellenten Schlussmann im Gehäuse. Der Tscheche, der erneut den vor dem Spiel verabschiedeten Rafal Gikiewicz vertrat, rettete mehrfach. Besonders spektakulär in der 21. Minute gegen Sébastien Haller. Im letzten Moment zog Koubek noch den Arm nach oben und wehrte den Ball ab. Später gelang ihm eine wichtige Parade gegen Julian Brandt.
Noch schwieriger wurde die Aufgabe ab Minute 38. Augsburgs Innenverteidiger Felix Uduokhai hatte nach einem Halten gegen Donyell Malen die Rote Karte gesehen. Nach Rücksprache mit Video-Assistent Tobias Stieler entschied Schiedsrichter Tobias Welz auf Notbremse. Eine Entscheidung, die die Augsburger aufbrachte – auch weil einer der Assistenten von Stieler im Kölner Keller aus dem westfälischen Hemer stammt. Keine glückliche Ansetzung.
Der schon zuvor starke Druck der Dortmunder nahm in Überzahl weiter zu. Die Augsburger wehrten sich mit allem, was sie hatten. Kampfkraft und Laufbereitschaft, manchmal aber auch spielerische Ansätze. Die wurden von Minute zu Minute aber seltener. Vornehmlich war Abwehrarbeit gefordert. Nach Uduokhais Hinausstellung hatte Augsburgs Trainer Enrico Maaßen sofort reagiert und für Angreifer Kelvin Yeboah Innenverteidiger Maximilian Bauer eingewechselt. Damit änderte sich auch das System von einer Vierer- auf eine Fünferkette. Überraschend saß zu Spielbeginn auch Mergim Berisha auf der Bank. Für den Nationalstürmer durfte Yeboah ran. Berisha wurde eine halbe Stunde vor Schluss eingewechselt.
Nach ihrem Führungstor zog sich Dortmund etwas weiter zurück
Die Dortmunder rannten an, Augsburg verteidigte. Bis zur 59. Minute ging das gut, dann aber leistete sich Maximilian Bauer einen schweren Fehler, den Haller zum Dortmunder Führungstreffer nutzte. Die Erleichterung auf Dortmunder Seite war groß. Die Augsburger aber wehrten sich weiter und hatten in der 62. Minute gar die große Ausgleichschance. Nach einer langen und einer technisch feinen Annahme war der eingewechselte Irvin Cardona plötzlich frei vor Gregor Kobel, Dortmunds Torwart aber wehrte ab. Es wäre die perfekte Antwort auf den Rückstand gewesen.
Am Samstagabend hatten die Dortmunder nach ihrer Ankunft in Augsburg gemeinsam in ihrem Hotel das Münchner Spiel verfolgt. Die Stimmung war nach dem Leipziger 3:1 freilich gut. Ebenso aber war das Bewusstsein vorhanden, dass die eigene Aufgabe in Augsburg nicht leicht wird. Und das wurde sie auch nicht. Der FCA zeigte sich als widerspenstiger Gegner. Natürlich auch aus Eigennutz, nachdem der Klassenerhalt nach Stuttgarts 4:1-Sieg in Mainz noch längst nicht sicher ist.
Nach ihrem Führungstor zogen sich die Gäste etwas weiter zurück, was dem FCA mehr Spielanteile, aber auch einige Halbchancen brachte. Auf der Gegenseite musste Koubek weiter auf der Hut sein, wie in der 82. Minute, als er einen Flachschuss von Brandt stark abwehrte. Auch in der 84. Minute war Koubek nach einem Versuch von Marco Reus zur Stelle, den Nachschuss aber drückte Haller über die Linie ins leere Tor. "Deutscher Meister wird nur der BVB", war die Reaktion der Dortmunder Fans. Ihr Team hatte diesmal dem Druck standgehalten und tatsächlich die Bayern überholt. Julian Brandt legte gar noch das 3:0 in der Nachspielzeit nach.